Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte
faszinierenden, aber unglaubwürdigen und leicht widerlegbaren Mixtur vermengt hat. Welches der genannten Motive für die Zerschlagung des Templerordens wirklich ausschlaggebend war, darin sind sich Historiker heute zwar nicht ganz einig. Aber unisono erklären und belegen sie, dass die Beschuldigungen gegen die Templer ebenso an den Haaren herbeigezogen wurden wie die verklärenden Vermutungen, die Mächtigen der Welt hätten sich 1314 einer gefährlichen Geheimgesellschaft entledigt.
Graf Dracula: Blutsaugender Vampir aus Rumänien?
GRAF DRACULA
BLUTSAUGENDER VAMPIR AUS RUMÄNIEN?
Graf Dracula aus Transsilvanien gehört zu den berühmtesten Figuren der Literatur- und der Filmgeschichte. Seit der Erstausgabe von 1897 ist Bram Stokers Roman über den untoten Vampir Dracula in alle wichtigen Sprachen der Welt übersetzt worden und hat zahllose Autoren zu vergleichbaren Stoffen inspiriert. Die Zahl der Verfilmungen, die sich mal mehr, mal weniger werkgetreu an die Vorlage halten, ist von 200 nicht mehr allzu weit entfernt. Im rumänischen Transsilvanien boomt seit den frühen Neunzigerjahren der Dracula-Tourismus, bei dem die Besucher auf häufig unterhaltsame, seltener historische Art und Weise mit dem Vorbild für Stokers Titelheld Bekanntschaft machen. Aber hat es diesen Graf Dracula überhaupt gegeben? Und falls er je gelebt hat – war er wirklich der grausame Zeitgenosse, dem man lieber nicht persönlich begegnen möchte? Und war er überhaupt das Vorbild für den weltberühmten Grafen mit der Schwäche für frisches Blut?
Als Vorbild für Stokers Dracula gilt der walachische Fürst Vlad III. Tepes, der dadurch zum weltweit bekanntesten Rumänen der Geschichte wurde. Vlad lebte tatsächlich, nämlich im 15. Jahrhundert, und war mit Unterbrechungen rund sieben Jahre Herrscher des rumänischen Fürstentums Walachei – nicht vom benachbarten Transsilvanien, das damals zu Ungarn gehörte. Die Walachei stand zu dieser Zeit unter der Oberherrschaft des Osmanischen Reiches und war zwar nicht unabhängig, aber weitgehendselbstständig. Das Gebiet reichte etwa von den Karpaten bis zur Donau. Seinen Beinamen »Draculea« übernahm Vlad von seinem Vater Vlad II. Dracul – ob dies für »Teufel« stand oder sich einfach nur auf dessen Mitgliedschaft im Drachenorden des ungarischen Königs und späteren Kaisers Sigismund bezog, ist umstritten. Vlads III. anderer Beiname »Tepes« bedeutet »der Pfähler«, weil der walachische Fürst als besonders grausam galt und seine Feinde offenbar vorzugsweise tötete, indem er sie auf Pfähle spießen ließ. Vlad versuchte, sich durch wechselnde Bündnisse mit den Nachbarn Ungarn, Moldawien und Osmanisches Reich gegen einheimische Herausforderer zu behaupten und führte schließlich Krieg gegen die Türken. Erfolg hatte er dabei nur vorübergehend, geriet schließlich 1462 in ungarische Gefangenschaft und konnte die Macht erst 1476 zurückerobern. Schon bald aber besiegte ihn ein Rivale mithilfe der Türken und ließ ihn mitsamt seinem Gefolge erschlagen. Vlads Grab wurde bis heute nicht gefunden, an seinem vermeintlichen Bestattungsort fand man keine menschlichen Überreste.
Existiert hat ein Dracula also tatsächlich, aber ein Vampir ist Vlad Tepes nicht gewesen. Nichts in den Quellen weist darauf hin, dass er nach seinem Tod 1476 als Untoter sein Land heimgesucht hätte. Auch der Ruf besonderer Grausamkeit ist kritisch zu betrachten: Tod durch Pfählung war damals eine übliche Art der Todesstrafe, auch wenn Vlads Beiname und die Überlieferung darauf hinweisen, dass er diese Art der Bestrafung besonders oft angewandt hat. Er selbst hat diesen Beinamen jedoch nicht benutzt, sondern sich Draculea genannt. Als Pfähler wird er erst 1550 zum ersten Mal bezeichnet. Ihm wurden aber noch zahlreiche andere Grausamkeiten vorgeworfen, bis zu der Anschuldigung, er habe Mütter gezwungen, ihre eigenen Babys zu verspeisen. Das allerdings dürfte der allzu lebhaften Fantasie übelwollender Chronisten entsprungen sein. Ein erheblicherTeil der Überlieferung stammt aus osmanischen, deutschen und anderen ausländischen Quellen, deren Urheber ein Interesse daran hatte, den Fürsten schlechtzumachen. Der viel beschworene, angeblich extrem ausgeprägte Sadismus Vlads lässt sich nicht nachweisen; eher hat er aus kühler machtpolitischer Erwägung mithilfe von Terror seine Ziele zu erreichen versucht: zur Abschreckung oder um Exempel zu statuieren. Immerhin war er permanent gefährdet und musste
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