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Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte

Titel: Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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sich der Ansprüche diverser Thronanwärter erwehren. Seine Grausamkeiten, entschlackt von übertriebener Propaganda, erscheinen nicht viel größer als die anderer Herrscher jener Zeit. Die rumänischen Chronisten verschweigen seine Angewohnheit, Gegner pfählen zu lassen, ohnehin nicht. Dagegen beschreiben sie Vlad III. als Helden, weil er für die Unabhängigkeit von den Türken kämpfte, und scheren sich wenig um seinen übertrieben grausamen Umgang mit Gegnern und Abtrünnigen.
    Der historische Dracula hat also sehr viel weniger Ähnlichkeit mit seiner literarischen Zweitausgabe als gemeinhin angenommen – aber war er dann überhaupt das historische Vorbild? Bram Stoker hat an seinem erfolgreichsten Buch fast ein Jahrzehnt gearbeitet und dafür umfassend recherchiert. Dabei ist er schon bald auf Transsilvanien und den dort verbreiteten Volksglauben mit seinen Mythen über Hexen und Vampire gestoßen.
    Der walachische Fürst mit dem schlechten Ruf war aber nicht die Inspiration des Iren zu seinem Roman, denn Bram Stoker erfuhr erst im Verlauf seiner Vorbereitung von Vlad Tepes. 1890 wurde er auf den historischen Graf Dracula aufmerksam gemacht und fand in ihm eine Vorlage für den Transsilvanier, den er bereits im Kopf hatte. Daher änderte er seinen Plan: Statt »Wampir« hieß der blutsaugende Graf fortan ebenso Dracula wie das Buch, dessen Titel ursprünglich »Der Untote« hatte lauten sollen. Dass Stoker die Handlung in Transsilvanien ansiedelt, liegt nicht anmangelnden geografischen Kenntnissen, sondern war die bessere Wahl. Transsilvanien hatte damals bereits den passenden Ruf als rückständiges, geheimnisvolles und unergründliches Land, in dem einfache, zutiefst abergläubische Menschen wohnen. Die Walachei konnte mit einer solchen Reputation nicht aufwarten. Auch wenn man die Grausamkeiten des historischen Dracula nicht kritisch relativiert, fehlen dem angeblichen Vorbild auch andere Eigenschaften der Romanfigur, vor allem dessen Kultiviertheit.
    Die Figur des Dracula ist daher ein klassisches Schriftsteller-Patchwork. Stoker recherchierte umfassend und verwendete diverse Aspekte und Details, die er für sein Buch und dessen Helden verwendete. Im 18. und 19. Jahrhundert hatten Vampire geradezu Konjunktur; viele Schriftsteller von Goethe über Coleridge bis Byron bezogen sich darauf. Auch okkulte Vorstellungen waren ein beliebtes Thema, und Stoker studierte alle möglichen Mythen und Aberglauben für sein Buch, um seine Titelfigur mit den passenden Eigenschaften auszustatten. Der historische Fürst Vlad III. Tepes ist also nur ein Muster im faszinierenden Patchwork, aus dem Bram Stoker die berühmte Romanfigur Dracula gebildet hat.

Amerikas Entdecker: Wem gebührt die Ehre?
AMERIKAS ENTDECKER
WEM GEBÜHRT DIE EHRE?
    Aus heutiger Sicht ist das Jahr 1492 das vielleicht wichtigste der Weltgeschichte. Der Begriff »Globalisierung« ist schon vor der Jahrtausendwende zum Schlagwort des 21. Jahrhunderts geworden − es steht für die Entwicklung hin zu einer »kleiner werdenden Welt«, in der Wirtschaft, Kultur und Politik mit all ihren Folgerungen immer internationaler werden und die Menschen weltweit betreffen. Das bekannteste Beispiel dafür ist die globale Erderwärmung, das große Menschheitsthema unserer Zeit. Ebenso können aber auch Konflikte rasch ein globales Ausmaß annehmen. Die Globalisierung des 21. Jahrhunderts kennzeichnet − zumindest bis auf Weiteres −, dass sie vornehmlich westlich geprägt ist. Und diese Globalisierung westlicher Prägung nahm ihren Ausgang mit der sogenannten Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus. Das heißt zwar nicht, dass Handelsbeziehungen wie zwischen Europa und Asien oder interkulturelle kriegerische Auseinandersetzungen wie die Kreuzzüge keine Bedeutung gehabt hätten. Das Jahr 1492 aber markiert den Aufbruch zu einer westlichen dominierten Welt. Nicht umsonst gilt dieses Jahr vielen als Beginn der neuzeitlichen Epoche.
    Aber wo liegt die Bedeutung der Reise des wagemutigen Seefahrers aus Genua, der im September 1492 mit nur drei Schiffen von den Kanarischen Inseln startete, um nach langjähriger enttäuschender Ablehnung seines Plans im Auftrag des spanischen Königspaars den Seeweg nach Indien zu finden und stattdessenin der Karibik landete? Gebührt Kolumbus wirklich der Ruhm des Entdeckers, oder waren andere früher in Amerika? Und wieso wurde der »neue« Kontinent nicht nach Kolumbus benannt, wenn er doch sein Entdecker war?
    Zunächst einmal ist

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