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Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte

Titel: Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Sechzigerjahre das Land, genauer nachzufragen, wie es eigentlich gewesen war. In den Siebzigern setzte eine breite Debatte ein, die weit über die Geschichtswissenschaft hinausging, und dabei schlug das Pendel der historischen Beurteilung mitunter ebenso extrem aus wie in der verharmlosenden Haltung zuvor.
    Die Wogen gingen hoch, als Frankreich um den Mythos Résistance stritt. In der erregten Atmosphäre verweigerte das französische Fernsehen über zehn Jahre lang die Ausstrahlung des schonungslosen Dokumentarfilms Das Haus nebenan von Marcel Ophüls und zeigte ihn erst 1981. Das erinnerte an die Fünfzigerjahre, als die Zensur in einem Film von Alain Resnais ( Nacht und Nebel ) den Anblick eines französischen Polizisten herausschneidenließ, weil er an der Deportation von Juden beteiligt war. Aber die Aufarbeitung war nicht aufzuhalten.
    Eine weitere Welle eingehender und rückhaltloser Untersuchungen zu den Themen Besatzung, Kollaboration und Widerstand erreichte Frankreich in den Neunzigerjahren. Helle Aufregung war das Ergebnis eines Buches, das 1994 die Vichy-Vergangenheit des damaligen Präsidenten Mitterrand entlarvte. Einige Jahre später erklärte Präsident Chirac, Frankreich habe sich während des Krieges an den französischen Juden vergangen. 1998 wurde der Vichy-Beamte Maurice Papon für seine Beteiligung an der Deportation von Juden aus Bordeaux zu zehn Jahren Haft verurteilt. Diese und ähnliche Skandale und Diskussionen ermöglichten eine immer offenere Diskussion über die Zeit der Okkupation. Inzwischen ist das Bild der schwarzen Jahre Frankreichs in der Geschichtsschreibung einer differenzierten Zeichnung in vielen Grautönen gewichen. Allzu einfache »Wahrheiten« haben nun einmal nur eine begrenzte Lebensdauer.

Niederlande unter deutscher Besatzung: Die Juden nach Kräften geschützt?
NIEDERLANDE UNTER DEUTSCHER BESATZUNG
DIE JUDEN NACH KRÄFTEN GESCHÜTZT?
    Am 10. Mai 1940 überfiel die deutsche Wehrmacht die Niederlande, entgegen wiederholter Beteuerungen Hitlers, die Neutralität des Nachbarn zu achten. Das Land traf die Invasion unvorbereitet, sodass der Feldzug schon nach fünf Tagen vorbei war. Die Bevölkerung reagierte auf die neuen Verhältnisse zunächst verängstigt bis hysterisch; Regierung und königliche Familie flohen nach England. Wie in Norwegen übernahm alsbald ein Reichskommissar die Macht.
    Nach einer ersten, im Unterschied zur folgenden noch vergleichsweise zivilen Phase der Besatzung begann im Frühjahr 1941 der Terror für die Niederländer – und insbesondere für die Juden. Bis zum Ende der Besatzungszeit im Herbst 1944 wurden drei Viertel der rund 140

000 Juden der Niederlande deportiert und ermordet.
    Im Vergleich zu den anderen von Deutschland besetzten Ländern in Westeuropa war die Vernichtungspolitik des NS-Regimes in den Niederlanden besonders erfolgreich. Während in Belgien immerhin sechzig Prozent der Juden den nationalsozialistischen Terror überlebten, überstanden in Frankreich drei Viertel, in Dänemark sogar 98 Prozent der jüdischen Bevölkerung die deutsche Besatzung. Wie kam es, dass sich in den Niederlanden nur jeder vierte Jude vor der Deportation retten konnte oder das Konzentrationslager überlebte, wo doch die Niederlande bis heute als überaus tolerantes Land gelten, das seine jüdischenBürger nach Kräften schützte? Wie konnte es dazu kommen, dass Hitlers Beauftragter für die Logistik der Judenvernichtung Eichmann sich ebenso zynisch wie lobend über die Niederlande äußerte, weil dort die Judentransporte liefen wie geschmiert und sie zu beobachten eine Freude sei? Wieso konnten sich nur so wenige Juden in Verstecken über die Besatzungszeit retten? Eine häufige Einschätzung lautet, die Niederländer hätten dem Schicksal ihrer jüdischen Mitbürger überwiegend gleichgültig gegenübergestanden. Wurde nicht schließlich das Mädchen Anne Frank, die vielleicht berühmteste Tagebuchschreiberin der Welt, von Niederländern verraten, schließlich ins KZ Bergen-Belsen deportiert und dort ermordet?
    Die tragische Auffälligkeit des niederländischen Beispiels wurde von Historikern immer wieder untersucht. Zwar lassen sich die Entwicklungen in den verschiedenen besetzten Ländern vergleichen, aber die Unterschiede sind trotzdem erheblich. Das betrifft die Struktur der Besatzung ebenso wie das Maß an Kollaboration oder der jüdischen Integration. Trotzdem ragt die Todesrate der niederländischen Juden heraus, was auf verschiedene

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