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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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schoben sie ihn in den Operationssaal.
    Einer der im Wartesaal diensttuenden Polizisten schlender te vorbei, ohne mich zu beachten. Er ging auf ein Schwätzchen zu einem Kollegen. Trotzdem, ich würde so lange bleiben, bis ich wusste, was meinem Vater fehlte.
    Eine halbe Stunde später tauchte Cartwright auf. »Wie geht’s ihm?«, fragte er.
    »Keine Ahnung. Sie operieren ihn gerade.«
    »Hier wimmelt’s von Bullen«, sagte er und nickte zu den Türen am anderen Ende des Gangs. Ich ging in die entgegengesetzte Richtung und gelangte nach einem großen Umweg von der anderen Seite wieder hinein. Tatsächlich, da stand Detective Rivera, der freundliche Bulle, der mich verraten hat te. Weiß Gott, wie viele von Henrys und Marcus’ Lakaien sich noch hier herumdrückten.
    Ich schlängelte mich durch die Gänge zurück zu Cartwright. »Du musst hier raus«, sagte er.
    »Ich lasse ihn jetzt nicht im Stich.«
    »Was hat das für einen Sinn, Mike, wenn du dich jetzt schnappen lässt?«
    »Ich bleibe.«
    »Ich kümmere mich um deinen Vater«, sagte er. »Wir haben schon so einiges zusammen durchgemacht. Ich stehe auch das mit ihm durch.«
    Am Ende des Gangs ging die Tür auf. Rivera kam auf uns zu. Die Meute, die ihm folgte, sah nach Zivilbullen aus. Wir verzogen uns um die nächste Ecke.
    Cartwright packte mich an den Schultern. »Mach, dass du wegkommst. Deinen Dad überlass mir. Und du greifst dir den, der ihm das angetan hat.«
    Der einzige Beweis, mit dem ich Henry zur Strecke bringen konnte, war verbrannt, aber das machte nichts. Ich musste einen anderen Weg finden.
    Die Polizisten kamen näher. Ich rührte mich nicht von der Stelle. Cartwright schüttelte mich. »Hau ab, Mike!«
    Ich konnte gerade noch durch einen Personaleingang verschwinden, bevor Rivera und seine Leute um die Ecke bogen. Überall im OP-Flügel wimmelte es von Polizisten. Ich lief eine halbe Stunde lang durch Gänge und versteckte mich immer wieder in leeren Zimmern, um ihnen auszu weichen.
    Aber ich konnte nicht einfach abhauen, während mein Vater vielleicht starb. Ich musste ihn noch einmal sehen, ich musste wissen, ob er durchkommen würde. Ich schlüpfte in einen Bereitschaftsraum, brach einen Spind auf, zog einen Arztkittel an und hängte mir ein Stethoskop um den Hals. Ich vergrub das Gesicht in einen Arztbericht, den ich aus der Kitteltasche gezogen hatte, und ging zurück in den Gebäudeteil, in dem mein Vater lag.
    Durch einen schmalen Gang gelangte ich in die Notaufnahme. Zwei Polizisten schauten sich jeden Zivilisten genau an, für Personen in Weiß schienen sie jedoch vollkommen blind zu sein. Ich ging zu einem leeren Schwesternzimmer. Eine ältere, mürrisch dreinblickende Schwester kam auf mich zu und fragte: »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich brauche die Krankenakte von Robert Ford.«
    Das Stethoskop hatte anscheinend gewirkt. Sie fragte nicht weiter nach, sondern suchte in einem Hängeordner nach der Akte.
    »Die ist wahrscheinlich mit der Leiche in die Pathologie gegangen«, sagte sie.
    Das konnte nicht sein.
    »Könnten Sie bitte noch mal nachschauen?«, fragte ich und nickte zu dem Computer. Sie tippte den Namen ein. Ich trat hinter sie und schaute ihr über die Schulter. Auf dem Bildschirm tauchten schwarze Buchstabenreihen auf grünem Untergrund auf. Ich konnte es nicht glauben, als ich die letzten Zeile las: Transferiert … Leichenkeller … Kühlraum.
    »Oh«, sagte sie. »Der liegt schon unten im Eisfach.«

26
    M eine Fehler hatten meinen Vater das Leben gekostet, und jetzt hatte ich noch drei Stunden Zeit, bis Rado sich ans Werk machen und Annie mit blutrünstigen Spezialitäten aus der Dritten Welt traktieren würde, die mir vorzustellen ich mich weigerte. Meine einzige Waffe, der Beweis gegen Henry, war Asche.
    Ich musste eine Entscheidung treffen: meine Seele an Henry, oder die Frau, die ich liebte, an Rado zu verlieren. Selbst wenn Annie und ich es schaffen sollten, dem Irren vom Balkan zu entkommen, würde Henry früher oder später her ausfinden, dass Annie immer noch auf meiner Seite stand, und sie als Druckmittel gegen mich einsetzen. Vor Henry Davies konnte man nichts geheim halten.
    Zwei Männer wollten mich tot oder so sehr leiden sehen, dass ich mir wünschte, ich wäre tot. Mein Vater hatte sich in der luxuriösen Lage befunden, keine Entscheidung treffen zu müssen. Für mich war mein Vater ein Held, er war bis zum Schluss aufrecht geblieben. Aber es zu machen wie er wäre nicht nur für mich qualvoll, sondern

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