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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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auch für Annie, und sie war alles, was ich noch hatte.
    Eigentlich hatte ich keine Wahl. Ich sah nur eine Chance, und die würde ich mit kalter, empfindungsloser Entschlossenheit wahrnehmen. Wenn die Ehrbaren alle kriminell waren, dann waren die Kriminellen vielleicht die einzig Ehrbaren. Ich musste einen Deal machen. Mein Vater war nicht mehr da, aber er hatte mir eine Botschaft hinterlassen. Ich würde mich meinen Killern ausliefern und hoffte, ihnen dann irgendwie wieder entwischen zu können.
    Nach meiner Flucht aus dem Krankenhaus fuhr ich als Erstes zum White Eagle, dem Club, wo Aleksandar und Miroslav regelmäßig Hof hielten.
    Schwarze Mercedes-Limousinen säumten die beiden Blocks rund um das herrliche Gebäude, das früher eine Botschaft be herbergt hatte. Ich ging die geschwungene Treppe zum Eingang hinauf. Dicke Männer in engen Anzügen hielten mich auf.
    »Sagt Miroslav und Aleksandar, dass Michael Ford sie sprechen will. Sagt auch Rado Bescheid, wenn er da ist. Er will mich sicher sehen.«
    Einer der Gorillas drückte auf einen Ohrknopf, dessen Kabel in seinem Anzug verschwand. Ziemlich scharfe Sicherheitsvorkehrungen für einen Club. Sie filzten mich gründlich und führten mich durch die Salons, wo es von großkotzig-h albseidenen Europäern und wunderschönen Huren nur so wimmelte. Dann ging es ins Untergeschoss in einen behaglichen kleinen Raum mit Kamin, Kronleuchter und zwei gepolsterten Sitzbänken.
    Miro und Aleksandar tauchten auf, fesselten mir die Hände auf den Rücken und stießen mich mit dem Gesicht nach unten auf den Teppich. Miro stellte einen Fuß auf meine Handgelenke und hielt mich so am Boden fest. So blieb er stehen und unterhielt sich mit Aleksandar in einer Sprache, die ich nicht verstand – über Fußball, wie mir schien. Sie machten einen äußerst entspannten Eindruck auf mich.
    Rado erschien eine halbe Stunde später. Für jemanden, der sich vor einem Kriegsverbrechertribunal versteckte, erfreute er sich einer ziemlich unverschämten Bewegungsfreiheit. Nachdem er ein paarmal mit den Fingern geschnippt und etwas herumgebrüllt hatte in einer Sprache, die ich für Serbisch hielt, zerrte mich Alex auf die Füße.
    »Sie sind sehr mutig, das muss ich zugeben«, sagte er. »Sie kommen her, um sich wie ein Mann ihrer Strafe zu stellen. Es macht mich fast ein bisschen traurig, dass ich mich nicht mit der kleinen Schwarzhaarigen vergnügen kann, aber Ihr Verhalten ist ehrenhaft.«
    »Sie wollen Rache?«, fragte ich.
    »Das liegt doch auf der Hand, oder?«
    Grinsend hob er die Hände und schaute zu seinen Lakaien. Sie nickten.
    »Ich kann Ihnen dabei helfen«, sagte ich.
    »Ach, was Sie nicht sagen«, sagte er lächelnd und freute sich sichtlich darüber, dass es ihm gelungen war, in einer für ihn fremden Sprache eine Redewendung zu platzieren.
    »Lassen Sie mich raten. Ich habe …«, er versuchte den Tonfall eines Fernsehbullen nachzumachen, »… den falschen Mann erwischt.«
    »Das ist der einzige Grund, warum ich völlig unbewaffnet hier reinmarschiere. Denken Sie mal drüber nach.«
    Er trat ganz nah an mich heran, fast bis auf Kussnähe, und legte eine Hand sanft an die Seite meines Kopfes. Er schaute mir in die Augen und rammte mich dann urplötzlich und sehr brutal gegen etwas Hartes. Ich kann nur vermuten, dass es der Kamin war, denn ich wurde augenblicklich bewusstlos.
    Ich wünschte, das wäre auch so geblieben. Als ich wieder zu mir kam, waren meine Hände immer noch auf den Rücken gefesselt, doch zusätzlich spannte sich hinter mir ein Seil von meinen Handgelenken hinauf zu einem Haken an der Decke. Ich sah alles verschwommen, als wäre ich unter Wasser. Deshalb fiel es mir besonders schwer, mein Gleichgewicht zu halten, denn ich stand auf den Zehenspitzen auf einer kleinen Holzkiste. Wenn ich meine Fersen auch nur leicht nach unten bewegte, spannte sich das Seil und zog meine Schultern nach oben. Eine davon war nach meiner Begegnung mit Marcus im Museum noch immer sehr in Mitleidenschaft gezogen. Immer wenn ich anfing zu schwanken, riss das Seil an meinen Händen und zerrte an meinen Schultergelenken.
    Alex hielt das andere Ende des Seils und zerrte immer dann daran, wenn ich mein Gleichgewicht gerade wiedergefunden hatte.
    »Die sogenannte Palästinensische Schaukel«, erläuterte mir Rado, zuvorkommend wie immer. »Machiavelli kannte das unter dem Namen Strappado. Er hat damit nach seiner Verschwörung gegen die Medici Bekanntschaft gemacht. Im Hanoi Hilton haben

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