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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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und verließ das Lokal, um sein Geld zu holen. Das Pfand war üblicherweise eine Antiquität, von der er sich »unter keinen Umständen« trennen würde (in der klassischen Version eine Geige) und die ein Vermögen wert sei. Mein Vater verschwand, ein Lockvogel (ein Komplize, den damals, als ich dabei war, Cartwright spielte) betrat das Lokal, sah das antike Stück und wollte es dem Objekt für ein kleines Vermögen abkaufen. Dann kam mein Vater zurück, um die Rechnung zu bezahlen. Das Objekt bot nun meinem Vater die Hälfte eines kleinen Vermögens für die Antiquität.
    Mein Vater spielte den Hin- und Hergerissenen und verkaufte schließlich nach langem Zögern. Dann machte er sich mit der Hälfte eines kleinen Vermögens davon und ließ das Objekt mit einem wertlosen Stück Müll zurück. Cartwright tauchte natürlich nie mehr auf, um dem Objekt das Stück für den besseren Preis abzukaufen. Wie jeder gute Trickbetrug beruhte auch dieser auf der Gier des Objekts und seiner Bereitschaft, jemand anders zu bescheißen. So hatte er übrigens auch Accurso erledigt, wie Cartwright mir Jahre später er zählte. Es handelte sich dabei um eine aufgeblasene Version des »Fiddle Games«, bei der er Unternehmensbewertungen verwendete (für Rechnungsbücher hatte er immer ein Händchen, was auch erklärt, warum er sich im Gefängnis mit Buchführung so leichttat).
    Er saß zweimal im Gefängnis. Das erste Mal nur kurz, als ich fünf war, das zweite Mal bekam er vierundzwanzig Jahre, die begannen, als ich zwölf war. Beim ersten Mal hatten sie ihn wegen Bank- und Aktienbetrugs verurteilt. Er hatte sich zum zweiten Mal an Accursos Fersen geheftet, nachdem er herausgefunden hatte, dass dieser mit der gleichen Masche wie bei ihm wieder kleine Geschäftsleute ausnahm. Wenn man ein Objekt in eine Falle lockt, benutzt man normalerweise einen illegalen oder einen peinlichen Köder, einen »heißen« Fernseher oder eine volle Brieftasche mit einer Visitenkarte drin, sodass das Objekt, wenn es kalte Füße bekommt oder erkennt, dass es abgezockt wird, sich dreimal überlegt, ob es zur Polizei geht. Accurso war allerdings wegen der ersten Sache noch derart sauer auf meinen Vater, dass er, als er merkte, wer ihn da das zweite Mal aufs Kreuz legte, trotzdem die Polizei rief (was meiner Meinung nach von wenig Sportsgeist zeugt, zumindest hätte er versuchen können, den Spieß umzudrehen und meinen Vater seinerseits hereinzulegen). Da jeder von ihnen genug Dreck am Stecken hatte, kassierte die Polizei sie beide ein. Ich war damals noch so klein, dass ich mich kaum daran erinnere. Mein Vater bekam ein Jahr und war nach sechs Monaten wieder draußen, Accurso fuhr zwei Jahre ein.
    Nachdem mein Vater die kurze Zeit abgesessen hatte, wurde er angeblich sauber. Die Truppe in Ted’s Roadhouse erinnerte sich voller Wehmut an seinen Rückzug, schließlich hatten sie einen ihrer Besten verloren. Er hatte dann verschiedene legale Jobs, das glaubte ich zumindest, in Maschinenwerkstätten oder was er sonst noch so kriegen konnte, und meine Mutter arbeitete als Sekretärin. Als ich etwa zwölf war, ging dann alles den Bach runter. Eines Abends sagte mein Vater, er ginge mit ein paar Freunden zu einem Minor-League-Baseballspiel der Prince William Cannons. Ich zog meinen Schlafanzug an, schaute mir Hör mal, wer da hämmert an und ging dann ins Bett, ein ganz normaler Donnerstagabend.
    Ich erinnere mich, dass ich aufwachte, weil ich die aufgeregte Stimme meiner Mutter hörte. Es war nach Mitternacht. Ich ging nach unten und sah sie mit dem Telefonhörer in der Hand zusammengesunken an der Wand lehnen. Sie kaute an ihren Fingernägeln und weinte stumm.
    Die Polizei hatte meinen Vater geschnappt, als er in ein Haus in den Palisades eingebrochen war, einer wohlhabenden Wohngegend am Potomac zwischen D C und Bethesda.
    Ich hatte mir nie einen Reim auf jene Nacht machen können. Das Haus, in dem sie meinen Vater erwischten, war leer. Es handelte sich um ein Anlageobjekt eines Mannes aus D C, der über gute Beziehungen verfügte. Es gab nichts zu stehlen in dem Haus. Mein Vater hatte nie zuvor einen Einbruch begangen. Er mochte die Präzision, die Herausforderung und das Risiko von ausgeklügelten Trickbetrügereien, die Ehrbarkeit eines Robin Hood, Leute auszunehmen, die es verdienten. Einbruchdiebstahl – Fenster einschlagen und die elektronischen Geräte klauen – war die Nummer, die später meine bescheuerten Freunde und ich abzogen. Ein Profi wie mein

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