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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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wenden und uns in den Arsch beißen.«
    »Also bitten wir um nichts, bis er uns schließlich alles von sich aus gibt.«
    Marcus nickte. »Hundert Punkte für Mike. Wir tun ihm einfach einen Gefallen nach dem anderen, dann wird er ganz allmählich anfangen, uns etwas zurückzugeben. Wahrscheinlich wird er es uns sogar freiwillig anbieten. Man bittet jedes Mal um ein kleines bisschen mehr, bis man ihn schließlich in der Hand hat. Und jetzt kommt das Beste: Er wird’s nicht mal merken. Er wehrt sich nicht. Weil man ihm nie die Daumenschrauben anlegt. Man tötet ihn mit tausend kleinen Schnitten. Und wenn er die Grenze erst mal überschritten hat, vielleicht sogar unwissentlich, dann hat man ihn in der Hand. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass er sich aus der Sache herauswinden will, weist man ihn darauf hin, dass er seine Seele schon vor langer Zeit verkauft hat und dass man die Beweise hat, um ihn zu ruinieren, wenn er Zicken macht. Das ist die hohe Schule, Mike. Die Oberliga.«
    Das Spiel, das mein Vater gespielt, mir aber nie beigebracht hat.
    »Sie hätten mich wenigstens vorwarnen können«, sagte ich. »Ziemlich beschissene Tour.«
    »Was habe ich Ihnen über Gegenspionage erzählt?«
    »Herrgott noch mal, es ist vier Uhr morgens, ich hab eine ziemlich ungewöhnliche Nacht hinter mir. Verschonen Sie mich bitte mit Ihren Rätselspielchen.«
    Er wartete einfach, bis ich mich beruhigt hatte.
    »Kontinuierlich die Zuverlässigkeit der Agenten überprüfen?«, sagte ich.
    »Sie sind ein Genie. Wir werden eines Tages alle für Sie arbeiten.«
    »Totale Scheiße. Sie haben mich getestet und verarscht, weil Ihnen gerade danach war.«
    Marcus breitete die Hände aus: Tja, das werden wir wohl nie erfahren. Die große Sphinx aus Kalorama hatte gesprochen.
    Das Speedbürschchen aus der Küche, Squeak und Walker saßen kleinlaut im Vorraum des Reviers. Die Mädchen und der alte Kerl waren weg. Ich hatte Walker schon erklärt, wie Marcus uns herausgeholt hatte.
    »Könnten Sie uns wohl wieder zurückfahren … ich meine, wenn es keine Umstände macht?«, fragte Walker.
    »Klar, kein Problem«, sagte Marcus so heiter, als wäre gerade ein Softballspiel abgepfiffen worden und nicht die Razzia einer Nutten- und Drogenhöhle. Wir quetschten uns alle in Marcus’ AMG-Mercedes. Anscheinend wurde es mir allmählich zur Gewohnheit, an die Tatorte meiner Verbrechen zurückzukehren.
    Ich hatte schon so manche unangenehme Autofahrt mitgemacht, aber die schlug alles. Walker war immer noch high. Er hatte violette Ringe unter den Augen und versuchte erfolglos, nicht mit den Zähnen zu knirschen. Marcus stellte das Radio an. Das half ein bisschen, bis nach etwa einer Viertelstunde die ersten Takte von »Son of a Preacher Man« ertönten. Ich brachte Dusty zum Schweigen, und wir legten den Rest des Weges in Stille zurück.
    Marcus hielt neben Walkers Wagen. Ich stieg mit Walker aus. Von dem für ihn typischen Charme war ausnahmsweise mal nichts zu spüren. Er sah einfach gedemütigt aus. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, sagte er. »Danke. Und wenn ich mal irgendwas für Sie tun kann, um mich zu revanchieren, lassen Sie es mich wissen.«
    »Hmm …«, sagte ich. Ich sah, dass er sich wappnete, dass er sich fast wegduckte, als ob er gleich Schläge würde einstecken müssen. Wahrscheinlich rechnete er mit einem Erpressungsversuch. Die Drogen, die Jungs, die Nutten, wir hatten genug Dreck, um ihn dreimal zu ruinieren.
    »Nicht der Rede wert«, sagte ich. »Auf Freunde hat man doch ein Auge, oder? Wie wär’s, wenn Sie mich auf eine Runde Golf im Congressional einladen? Dann sind wir wieder quitt, okay?«
    Er schaute mich ein paar Sekunden an. Ich spürte seine Erleichterung. Er fing an zu strahlen, nahm meine Hand und schüttelte sie heftig.
    »Klar, sicher«, sagte er und ging dann zu seinem Wagen. Er öffnete die Tür, und als ich mich umdrehte, sagte er noch: »Wenn ich irgendwas für Sie tun kann, egal was, zögern Sie nicht, mir Bescheid zu sagen. Das meine ich ernst. Egal was .«
    Marcus hatte uns von seinem Wagen aus beobachtet. Als ich wieder auf dem Beifahrersitz saß, klopfte er mir ermutigend auf die Schulter. Walker glaubte, dass er davongekommen war, in Wahrheit begann sich die Schlinge gerade erst zuzuziehen. Der bedauernswerte Bastard glaubte, in Washington einen wahren Freund gefunden zu haben.
    Auf der Heimfahrt dachte ich die ganze Zeit darüber nach, warum Marcus nicht wenigstens eine Andeutung gemacht hatte, was

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