Die 500 (German Edition)
schwörst?«
»Ja.«
»Danke. Ich werde dich nie wieder anlügen. Du bist zu Recht sauer. Wenn du willst, fahre ich dich nach Hause, aber ich hoffe, du verzeihst mir und bleibst.«
Sie starrte mich an und ließ mich zappeln.
»Also los, gehen wir schlafen«, sagte sie.
Schließlich bekam ich doch noch alles, was ich wollte. Ich zog mir die Bettdecke bis ans Kinn und kuschelte mich an Annies warmen, runden Hintern. Ich fühlte mich wie im Himmel. Sie knipste ihre Nachttischlampe aus.
»Noch was, Schatz«, sagte sie.
»Ja?«
»Wenn du mich jemals verarschst, dann nagele ich dich ans Kreuz, verstanden?«
Oho. Ganz der Vater.
»Und das mit vollem Recht «, sagte ich. »Ich liebe dich.«
»Ich dich auch.«
Damit war die Sache erledigt, sagte ich mir. Zum Teufel mit Subjekt 23 und Irin. Was ich mir erarbeitet hatte, würde ich nicht sausen lassen für ein paar Indizien ohne irgendeinen Zusammenhang und ein bisschen Spaß am Detektivspielen.
Fall erledigt, richtig? Außer dass mir Annies anfängliche Zurückhaltung und ihr erster Impuls, Marcus und Henry zu informieren, nicht aus dem Kopf gehen wollten.
Es war nur zu ihrem Besten, versuchte ich mir einzureden, dass ich ihr nicht die ganze Geschichte erzählt hatte. Vielleicht war es aber auch nur zu meinem eigenen Besten. Während ich vergeblich versuchte einzuschlafen, wurde mir klar, dass mir mein Verdacht gegenüber der Davies Group alles, mit dem die Firma in Verbindung stand, verdächtig machte. Die Firma war meine ganze Welt. Die Freunde, das Geld, das Haus und in gewisser Weise auch Annie: Alles hatte ich Henry zu verdanken. Wem konnte ich also trauen?
14
S ein Kopf war kahl geschoren, seine Figur die eines Centers im American Football. Die Wülste in seinem Nacken sa hen aus wie eine Packung Hotdogs. Er trug eine protzige Wrap around-Sonnenbrille wie ein Baseballprofi. Sein Gang war steif und die Ellbogen abgewinkelt, als hätte er Darmverstopfung oder wähnte sich in einem Western. Er trug einen ausgebeulten Anzug mit billiger Krawatte. Mit anderen Worten: ein Bulle.
Angesichts meiner Familiengeschichte werde ich bei Polizisten immer ein bisschen nervös. Zugegeben, mit der fetten Brieftasche und dem schnuckeligen Stadthaus im Rücken kann ich ihnen inzwischen etwas abgewinnen, aber alte Gewohnheiten legt man nur schwer ab. Besonders angesichts meiner unorthodoxen Unternehmungen in jüngster Zeit war ich ganz und gar nicht erfreut darüber, als dieser Trampel sich in einem Diner neben mich an die Theke setzte und mich schamlos anstarrte.
Im Umkreis des Büros gibt es kein anständiges Diner. Eines heißt The Diner , aber das reitet die Retro-Welle und verlangt zehn Dollar für ein Sandwich. Also ging ich öfter, als ratsam gewesen wäre, in einen Laden namens Luna’s . Das war einer dieser Mutter-Erde-Läden à la Berkeley, wo auf einem Wandgemälde in der Toilette Noam Chomsky und Harriet Tubman Händchen haltend einen Regenbogen runterrutschen, aber die Burger waren gut und billig. Wenn man an der Theke sitzt, sich auf sein Essen und seinen Kaffee konzent riert, den sie einem dauernd gratis nachschenken, dann kommt man sich fast vor wie in einem ganz normalen Diner.
Jedenfalls war es kein Laden, in dem ich damit gerechnet hätte, einen rotgesichtigen Hüter des Gesetzes anzutreffen.
»Michael Ford?«, fragte er.
»Kennen wir uns?«
»Erik Rivera«, sagte er. »Detective des Metropolitan Police Departments, Büro für Sonderermittlungen.«
»Und?«
»Das ist ein Freundschaftsbesuch«, sagte Rivera, was in meinen Ohren klang, als drohte er mir für die Zukunft mit unfreundlichen Auseinandersetzungen. »Wie ist der Apfelauflauf?«
»Gut.«
»Gut.« Wahrscheinlich hatte er das im MPD-Sommerlager unter dem Punkt Kontaktaufnahme gelernt. Das war noch ein bisschen ausbaufähig, aber glücklicherweise kam er gleich zum Thema.
»Ich hatte gehofft, dass Sie mir bei ein paar Fragen in Zusammenhang mit einigen Vorgängen in der Davies Group weiterhelfen könnten«, sagte er.
Vorgängen? Waren wir hier bei Polizeibericht Los Angeles? Ich holte tief Luft und antwortete ihm mit vollkommen monotoner Stimme in meinem besten Anwaltskauderwelsch.
»Leider muss ich Sie davon in Kenntnis setzen, dass wir mit allen unseren Mandanten Vertraulichkeitsvereinbarungen getroffen haben und dass es mir von Rechts wegen untersagt ist, irgendeine Stellungnahme ohne richterliche Vorladung abzugeben. Und selbst dann unterliegt diese Verpflichtung unterschiedlichen
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