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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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Telefone, Drohungen und ein Mann namens Subjekt 23 eine Rolle spielten.
    »Wir wissen, dass sie immer noch Neunzigstundenwochen abreißen. Mag vielleicht so ausgesehen haben, als hätten wir uns ausgeklinkt, aber wir nehmen das durchaus zur Kenntnis. Warum jetten Sie und Annie nicht mit unserem Fir menvögelchen runter in unsere Villa auf St. Barth? Wann immer Sie wollen, ein Wort genügt. Kleines Häuschen am Wasser, sehr abgeschieden. Einfach mal ausspannen. Sie haben es sich mehr als verdient.«
    So viel zum Thema Bestechungen. Apfelauflauf konnte da nicht mithalten.
    »Annie und ich würden das wirklich sehr zu schätzen wissen, Henry. Danke.«
    Ich verließ den Raum mit dem guten Gefühl, dass auch Profis wie Marcus und Davies manchmal Fehler machten. Sie hatten den Apfelauflauf erwähnt, den ich allerdings nicht erwähnt hatte. Ich wusste jetzt, dass sie mich beschatteten.

15
    S ie nehmen jeden bedeutenden Mann in Washington. Sie grenzen diese Gruppe ein auf die, die möglicherweise über Entscheidungsbefugnisse in Angelegenheiten internationaler Rechtsprechung verfügen, die eine Tochter im Internat haben und die Witwer sind. Es bleiben hundertsechzig Personen. Dann dehnen Sie diesen Personenkreis auf das ganze Land aus, und die Zahl steigt auf dreihundertachtundvierzig. Angenommen, Sie versuchen von jeder dieser Personen ein Tondokument aufzutreiben – einen Konferenzmitschnitt, ein Interview auf Youtube, egal – und veranschlagen dafür eine halbe Stunde, dann sind Sie zwei oder drei Wochen vollauf beschäftigt. Abgesehen davon, dass Sie von vierzig Prozent keine Aufnahme finden und diese Personen auf den Nicht-auszuschließen-Stapel packen und sich fragen, ob Subjekt 23 sich da drin versteckt, verplempern Sie Ihre Zeit damit, sich im Internet Clips von der letzten TED-Konferenz anzuhören. Normalerweise hätte ich so eine Aufgabe an einen Junior Associate delegiert, aber ich durfte unter keinen Umständen das Risiko eingehen, dass meine Bosse Wind davon bekamen. Eine Woche lang hatte ich nonstop nach Subjekt 23 gefahndet, jede Nacht, seit ich Davies und Marcus auf der Terrasse belauscht hatte.
    Das alles zusätzlich zu meiner gewöhnlichen Arbeit war mörderisch. Allerdings hatte die Begegnung mit Rivera wieder meine Befürchtungen bezüglich Subjekt 23 entfacht. Ich musste etwas unternehmen, schreckte aber nach meiner Begegnung mit Marcus davor zurück, mich in neue Nacht-und-Nebel-Abenteuer zu stürzen.
    Bis jetzt hatte ich so gut wie nichts in der Hand. Und ich hatte nicht mal damit anfangen können, ein bisschen in Radomirs Vergangenheit herumzuschnüffeln, um herauszufin den, ob an Riveras Geschichte über die Kriegsverbrechen etwas dran war.
    Es war acht Uhr morgens an einem Donnerstag. Ich war normalerweise nicht der weinerliche Typ, aber es lag eine beschissene Woche hinter mir – mit beschissenen Frostbeulen und beschissenen Vorwürfen, an schweren Straftaten beteiligt gewesen zu sein. Obendrein hatte ich mir eine beschissene Erkältung eingefangen – wahrscheinlich weil mir der bakterienverseuchte Anacostia River die Nebenhöhlen durchgespült hatte. Ich saß am Küchentisch an meinem Laptop und ging die scheinbar nie kürzer werdende Kandidatenliste für meinen mysteriösen Mann durch.
    Ich hatte die Schnauze voll. Ich brauchte eine Pause, und wenn auch nur, um mich eine Minute lang meines neuen Lebens zu erfreuen.
    Annie stand vor dem offenen Kühlschrank. Sie trug Boxershorts und eins meiner Sweatshirts und inspizierte einige Take-away-Schachteln. Sie konnte sich offensichtlich nicht entscheiden. Dann drehte sie sich um und sah, dass ich sie anstarrte.
    »Was?«, sagte sie, schüttelte ihre Locken und schaute mich mit ihren blauen Augen an.
    »Du«, sagte ich.
    »Was ist dein Problem, Michael Ford?«
    »Nichts«, sagte ich. »Ich schaue dich nur gerne an.«
    »Das ist süß.«
    »Ach, scheiß drauf«, sagte ich und klappte den Laptop zu.
    »Komm her.« Ich nahm sie in die Arme und tanzte mit ihr durch die Küche. Sie legte den Kopf an meine Schulter.
    »Ich koche uns was, okay?«
    »Was hast du vor?«, fragte sie.
    »Nichts. Warum so misstrauisch? Du bist ein Glückstreffer. Du hast eine solche Behandlung eigentlich jeden Tag verdient. Also, ich koch uns was, ein paar Gläschen Wein, und dann gehen wir ins Gibson. Was immer du willst.«
    Das Gibson war eine Bar in der U Street, zwanglos und stilvoll, im Retrostil der alten Flüsterkneipen. Normalerweise waren mir solche Läden zu

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