Die 500 (German Edition)
Bosse würden früher oder später von Rivera erfahren, ich ging also besser sofort beichten und sammelte ein paar Pluspunkte ein, bevor sie von anderer Seite erfuhren, dass die Bullen mich kontaktiert hatten.
Ich ging zur Kasse. »Ihr Freund hat schon bezahlt«, sagte das Mädchen.
Arschloch. Ich hasste es, wenn ich irgendwem irgendwas schuldete. So bekam man Menschen unter Kontrolle, Stück für Stück.
Seit Kolumbien war es unmöglich gewesen, einen Termin bei Davies und Marcus zu bekommen. Doch als ich in einer E-Mail an Marcus meine Begegnung mit Rivera erwähnte, hatten sie plötzlich Zeit und waren ganz begierig darauf, mich zu sprechen.
Ich saß zwischen den beiden am Konferenztisch in Davies’ Büro und erzählte ihnen die Geschichte.
»Sonst hat er nichts gesagt? Keine Details?«
»Das war alles«, sagte ich. »Hoffentlich habe ich nicht zu viel erzählt.«
»Nein, das war genau richtig. Tut mir leid, dass Sie da reingeraten sind. Wahrscheinlich fragen Sie sich jetzt, ob an der Sache was dran ist.« Davies machte einen gelassenen Eindruck. Er wollte mich in Sicherheit wiegen.
»Ich glaube an unsere Arbeit hier, aber ein paar beruhigende Worte könnten nicht schaden.«
»Mike, Sie sind jetzt lange genug in Washington, um zu wissen, dass hier jeder Dreck am Stecken hat«, sagte er in ernstem Tonfall. »Das Metropolitan Police Department ist die einzige Ausnahme.«
»Tatsächlich?«
Davies lachte und legte sein Pokerface ab. »Natürlich nicht. Für einen Job bei der Polizei braucht man nicht mal einen Highschool-Abschluss. Gauner mit Dienstmarke. Wie oft, Marcus, probiert es die Polizei oder das FBI auf diese Tour?«
»Ein- oder zweimal im Jahr, mindestens«, sagte Marcus.
»Haben Sie sich nicht gewundert, dass er einen relativ untergeordneten Angestellten der Firma auf diese Art und Weise anspricht? Allein in einem Diner, außerhalb jeder dienstlichen Umgebung oder Aufsicht?«
»Doch, habe ich.«
»Es gibt keine Schiedsrichter, Mike. Keiner steht außerhalb des Spielfelds. Das ist eine typische Polizeiattacke auf uns. Wir sind keine Pfadfinder, das wissen Sie, aber wir sind absolut gewissenhaft. Wir überschreiten keine Grenzen. Ich mache das jetzt seit vierzig Jahren, Mike, die Firma hat eine blütenweiße Weste. Nicht ein einziger Verstoß gegen Gesetze. Wir kriegen haufenweise Scheiße ab, aber nichts ist jemals hängen geblieben. Die rechtschaffenen Leute wissen das, die lassen uns in Ruhe. Aber nehmen wir zum Beispiel einen Detective, einen Burschen vom FBI oder einen Inspector General, egal. Er denkt sich, wenn er über eine der einflussreichsten Firmen in Washington ein bisschen Dreck ausbuddelt, irgendwas, was uns oder einem unserer Mandanten unangenehm sein könnte, dann kann er dafür ein paar äußerst nützliche Gefälligkeiten herausschlagen.«
»Die wollen immer das Gleiche«, sagte Marcus. »Wir sollen unsere Beziehungen spielen lassen für eine Gehaltserhöhung oder irgendeinen Spitzenposten. Meistens wollen sie nur, dass wir ihnen einen Job in einer Privatfirma besorgen, zum Beispiel einem Sicherheitsunternehmen, das ihnen fünfmal so viel zahlt wie der Staat.«
»Glücklicherweise«, fügte Henry hinzu, »reicht ein Apfelauflauf nicht aus, um unseren besten Associate zu bestechen.«
Er stand auf und klopfte mir auf die Schulter. »Sie haben sich gut geschlagen, Mike. Wir wissen natürlich, dass es ziemlich hart für Sie ist, von dem Dragov i ´ c -Walker-Fall abgeschnitten zu sein.«
»Können Sie mich jetzt auf den neuesten Stand bringen?«
»Tja, Mike, unglücklicherweise gehören gerade Zwischenfälle wie diese Rivera-Sache zu den Gründen, warum wir uns abschotten müssen. Herrgott noch mal, Marcus hat Wanzen an seinem Wagen gefunden. Und nicht jeder ist wie Sie und kann den Mund halten. Wir können Ihnen versichern, dass wir das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Sie werden ja schon bemerkt haben, dass Marcus und ich arbeiten wie Frisch linge im ersten Jahr. Manchmal kommen eben ein paar Dinge zusammen – eine Information gerät zufällig in deine Hände, und es ergibt sich der Deal des Jahrhunderts, dann musst du einfach zuschlagen, ohne Wenn und Aber. Natürlich geht’s der Firma auch so gut, aber wenn sich die Möglichkeit auftut, einen wirklich großen Wurf zu landen, eine Weltklassefirma noch größer zu machen, dann muss man zupacken. Eines Tages können wir es Ihnen erklären. Sie werden es verstehen.«
Ich fragte mich, ob bei diesem Deal abgehörte
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