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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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Auslegungen der einschlägigen Rechtsprechung. Ich schlage vor, Sie richten Ihre Fragen an den Justitiar der Davies Group. Natürlich lasse ich Ihnen gern die nötigen Kontaktdaten zukommen und werde dafür Sorge tragen, dass die Angelegenheit in einer für alle beteiligten Parteien zufriedenstellenden Art erledigt wird.«
    Ich wandte mich wieder meinem Apfelauflauf zu, löffelte einen Batzen Eiskrem darauf und nahm einen Bissen.
    »Na gut.« Er richtete sich zu voller Größe auf und markierte den harten Burschen. »Essen Sie ruhig weiter, in der Zwischenzeit erzähle ich Ihnen ein paar Kleinigkeiten. Was würden Sie sagen, wenn die Davies Group systematisch die einflussreichsten Leute in Washington korrumpiert?«
    Im Geiste antwortete ich: »Ach, Sie meinen die Fünfhundert?«, oder: »Ohne Scheiß?« Aber ich sagte nichts.
    »Und was, wenn ich Ihnen sagen würde, dass Radomir Dragov i ´ c verdächtigt wird, Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben?«
    Radomir übertrieb es vielleicht ein bisschen, okay, aber Kriegsverbrechen? Also wirklich, das war einfach bigott. Nicht jedem Serben kann man einen Völkermord anhängen. Allerdings würde das erklären, warum er sich Sorgen wegen seiner Auslieferung machte.
    »Und was, wenn ich Ihnen sagen würde, dass Sie an mehreren schweren Straftaten beteiligt waren? Ich glaube, Sie wissen genug über das Leben im Gefängnis und die Bedeutung von Kooperation mit den Strafverfolgungsbehörden, um die richtige Entscheidung zu treffen, Mr. Ford.«
    So. Jetzt war ich tatsächlich ein bisschen sauer. Das war eindeutig ein Seitenhieb auf meinen Vater und ein eindeutiger Hinweis darauf, dass der Bursche mich unter die Lupe genommen hatte. Mein erster Impuls war der, ihn von seinem Barhocker zu hauen und ihm mit meiner Kuchengabel die Luftröhre aus dem Rachen zu rupfen, aber eine Reaktion war ja genau das, was er wollte, also hielt ich mich zurück.
    »Sie sind nicht aus DC, stimmt’s?«, sagte ich. »Hört sich ganz nach Long Island an.«
    Rivera war ein bisschen verunsichert. »Ja«, sagte er. »Bay Shore.«
    »Dann sollten Sie sich eins merken«, sagte ich und schaute unter seinen Hocker.
    »Und das wäre?«
    »Zum Fischen rausfahren und das Bier vergessen, das läuft nicht. Also dann, schönen Tag noch.«
    Ich weiß nicht, ob er den Witz kapierte, aber er kapierte die Botschaft.
    »Fick dich«, sagte er. »Wir sehen uns noch.«
    Er ließ mir seine Karte da. Während ich meinen Nachtisch fertig aß, brauchte ich endlich meine Anspannung nicht mehr zu verstecken. Ich schüttelte meine Hände aus und atmete tief durch. Verdammt, was wollten die Bullen von mir? Karrieremäßig hielt ich mich zwar nicht schlecht, aber ich war immer noch ein Nobody bei Davies. Jedenfalls kein Objekt, das sich dem Büro für Sonderermittlungen aufdrängte.
    Vom professionellen Standpunkt aus betrachtet, spielte Rivera sein Spiel bestenfalls plump. Mit Drohungen gleich zu Anfang, selbst mit unausgesprochenen, kommt man nie sehr weit. Wenn er einen Maulwurf aus mir machen wollte, dann hatte er es jetzt schon vermasselt. Wenn die Polizei die Firma beschnüffelte, dann wüssten meine Bosse wahrscheinlich sowieso schon Bescheid. Vor allem bei einer Figur wie Rivera, die so dreist war, sich in der Nähe meines Arbeitsplatzes an mich heranzumachen. Vielleicht ging es darum: einen Keil zwischen mich und meine Bosse zu treiben, um sich als mein einziger Freund zu etablieren. Vielleicht interpretierte ich aber auch zu viel und der Kerl war einfach ein Trottel. Nach allem, was ich über normale Polizeibeamte wusste, lag Letzteres durchaus im Bereich des Möglichen.
    Eigentlich hatte er mir nichts Konkretes gesagt. Zehn Minuten Nachforschungen über die Davies Group hätten genügend Anhaltspunkte zutage gefördert, um ein junges Greenhorn wie mich zu bluffen oder ihm vielleicht sogar so viel Angst einzujagen, dass es redete. Scheiße, vielleicht war er gar kein Polizist. Öffentliche Korruption war jedenfalls Sache des FBI. Irgendetwas ergab keinen Sinn. Sicher machte ich mir reichlich Sorgen wegen meiner Bosse, aber nach meinen Beinahezusammenstößen mit Marcus und Annie hütete ich mich davor, meine Privatschnüffeleien zu weit zu treiben. Außerdem tappte ich noch zu sehr im Dunkeln, um auch nur daran denken zu können, die Seiten zu wechseln und gegen Davies vorzugehen. Den Mann konnte man nicht aufhalten, ohne sein Wissen geschah nichts in dieser Stadt. Nur einer Sache war ich mir sicher. Meine

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