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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Claire, Cindy und Lindsay, die alle drei binnen Minuten im Gerichtssaal sein konnten. Dann stand sie von ihrem Schreibtisch auf, ging die paar Schritte über den Flur und lugte um die Ecke von Davids Arbeitsnische.
    »Sie sind so weit!«
    David legte sein Thunfischsandwich weg und folgte Yuki zum Aufzug.
    Sie fuhren hinunter ins Erdgeschoss, durchquerten die Haupthalle und gingen durch die ledergepolsterte Doppeltür in die Nebenhalle. Nach dem Sicherheits-Check betraten sie den Gerichtssaal durch den verglasten Vorraum und nahmen ihre Plätze am Tisch der Anklagevertretung ein.
    Die Nachricht hatte sich rasch herumgesprochen, der Saal war bereits voll besetzt. Fernsehkameras wurden aufgebaut, die Reporter der Lokalzeitungen und die freien Korrespondenten der Boulevardblätter, der Presseagenturen und der nationalen Fernsehnachrichten drängten sich in der letzten Reihe. Cindy saß am Mittelgang.
    Yuki entdeckte Claire und Lindsay im mittleren Block, aber die Mutter des Angeklagten, Elena Brinkley, konnte sie nirgends sehen.
    Mickey Sherman kam durch die Schranke. Sein dunkelblauer Anzug stand ihm hervorragend. Er legte seinen Aktenkoffer
vor sich auf den Tisch, nickte Yuki zu und begann zu telefonieren.
    Yukis Handy klingelte. »Len«, sagte sie, als sie seinen Namen auf dem Display las, » es gibt ein Urteil! «
    »Verdammt, ich bin gerade beim Kardiologen«, knurrte Len. »Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
    Die Seitentür links vom Richtertisch ging auf, und der Gerichtsdiener führte Alfred Brinkley herein.

124
    Brinkleys Kopfverband war entfernt worden, und man konnte die Reihe von Stichen sehen, die sich vertikal von der Mitte seiner Stirn bis über den Haaransatz hinaufzogen. Die Blutergüsse um seine Augen waren zu einem gelbgrünen Farbton verblasst, der an zu lange gekochte Eidotter erinnerte.
    Der Gerichtsdiener löste die Kette, die um Brinkelys Leib geschlungen war, und nahm ihm die Handschellen ab, worauf der Angeklagte sich zu seinem Anwalt an den Tisch setzte.
    Dann ging die Tür rechts von der Geschworenenbank auf, und die zwölf Geschworenen betraten zusammen mit den zwei Ersatzleuten den Saal. Sie hatten sich herausgeputzt; man sah frisch gestylte und gesprayte Frisuren, und an den Fingern und Hälsen der Frauen blitzte Schmuck. Sie sahen weder Yuki noch den Angeklagten an und machten insgesamt einen angespannten Eindruck, als hätten sie noch bis vor einer Stunde über das Urteil gestritten.
    Schließlich trat durch die Tür in der Stirnseite des Saals Richter Moore ein. Er putzte seine Brille, während die Sitzung für eröffnet erklärt wurde, und wandte sich dann an den Sprecher der Geschworenen: »Mir wurde mitgeteilt, dass die Geschworenen zu einem Urteil gelangt sind?«
    »Das ist richtig, Euer Ehren.«
    »Würden Sie bitte Ihr Urteil dem Gerichtsdiener übergeben?«
    Der Sprecher war ein Zimmermann mit schulterlangen blonden Haaren und nikotingelben Fingern. Er wirkte aufgeregt, als er dem Gerichtsdiener ein gefaltetes Blatt übergab, das dieser zum Richtertisch trug.
    Richter Moore entfaltete das Blatt und warf einen Blick darauf. Er forderte die Zuschauer auf, die Würde des Gerichts
zu wahren und bei der Verlesung des Urteils keine übertriebenen Reaktionen zu zeigen.
    Yuki verschränkte die Hände vor sich auf dem Tisch. Sie konnte David Hale neben sich atmen hören, und für einen kurzen Moment fühlte sie sich ihm sehr nahe.
    Richter Moore begann zu lesen: »Im Fall des Mordes an Andrea Canello befinden die Geschworenen den Angeklagten Alfred Brinkley für nicht schuldig aufgrund psychischer Krankheit oder Störung.«
    Eine Welle der Übelkeit erfasste Yuki.
    Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und hörte kaum noch, wie der Richter die Namen der anderen Opfer verlas und zu jedem Anklagepunkt das gleiche Urteil verkündete: nicht schuldig aufgrund von Unzurechnungsfähigkeit.
    Sie stand auf, als Claire und Lindsay zu ihr nach vorn kamen. Sie waren in ihrer Nähe, als Brinkley wieder in Fesseln gelegt wurde, und sie bekamen beide mit, wie er Yuki ansah.
    Es war ein merkwürdiger Blick, eine Mischung aus grimmigem Starren und verschlagenem Grinsen. Yuki wusste nicht, was Brinkley damit beabsichtigte, doch sie spürte das Kribbeln, als die Härchen in ihrem Nacken sich aufrichteten.
    Und dann sprach Brinkley sie an. »Nicht schlecht, Ms. Castellano. Gar nicht schlecht. Aber wissen Sie - irgendjemand muss bezahlen.«
    Einer der Aufseher gab Brinkley einen Schubs, und nach einem

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