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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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frage mich, ob du jemals auf die Idee gekommen bist, dass du vielleicht lügen könntest, wenn du findest, dass ich scheiße aussehe.«
    »Nicht dass ich wüsste, nein.«
    »Ich glaube, das ist eine der Eigenschaften, die ich an dir so mag.«
    »Ach, nun werd mal nicht sentimental.« Er grinste, bog scharf rechts in die Lombard ein und parkte den Wagen.
    In den nächsten fünf Stunden machten wir vier Kunden der Westwood-Agentur samt ihrer Kindermädchen ausfindig und befragten sie. Als wir uns wieder mit Macklin und den anderen im Präsidium trafen, ließ die Sonne die Wolken am westlichen Himmel schon wie rosa Zuckerwatte schimmern.
    Es war eine kurze Besprechung, denn die ganze Ausbeute unserer insgesamt fünfundzwanzig Arbeitsstunden war einhelliges Lob von allen Seiten für die Westwood-Agentur und ihre importierten Fünf-Sterne-Kindermädchen.
    Gegen sieben Uhr abends einigten wir uns darauf, dass wir am Morgen weitermachen würden. Ich überquerte die Bryant, ging zum Parkplatz, um meinen Wagen zu holen, und machte mich auf den Weg zum Potrero Hill.
    Überall in der Stadt flammten die Straßenlaternen auf, als ich vor meinem trauten Heim parkte.
    Ich hatte die Hand am Türgriff, als ein Schatten sich vor das Beifahrerfenster schob. Mein Herz pochte, während ich den Kopf drehte und eine dunkle Gestalt auf mich zukommen sah. Es dauerte ein paar Sekunden, bis mein Gehirn registrierte, was ich da sah. Und selbst dann traute ich meinen Augen noch nicht.
    Es war Joe.

98
    Es war Joe. Es war Joe.
    Auf der ganzen Welt gab es keinen Menschen, den ich lieber gesehen hätte.
    »Wie oft habe ich dir schon gesagt …«, begann ich mit klopfendem Herzen, während ich auf der Straßenseite ausstieg und die Autotür zuschlug.
    »Dass man sich nicht an bewaffnete Polizisten anschleichen soll?«
    »Genau. Hast du vielleicht was gegen Telefone? Ist das eine Phobie oder so?«
    Joe grinste mich schuldbewusst an. »Nicht mal ein ›Hallo‹? Du bist ganz schön tough, Blondie.«
    »Findest du?«
    Aber ich fühlte mich nicht tough. Ich fühlte mich ausgelaugt, verletzlich, den Tränen nahe - doch ich war fest entschlossen, mir nichts davon anmerken zu lassen. Ich setzte eine finstere Miene auf und trommelte mit den Fingern auf dem Autodach herum, konnte aber nicht umhin zu bemerken, wie fantastisch Joe aussah.
    »Tut mir leid. Ich dachte mir, ich riskier’s einfach mal«, sagte er mit seinem unwiderstehlichen Lächeln. »Ich habe ganz einfach gehofft, dich zu sehen. Also, wie geht’s dir denn so?«
    »Super, danke«, log ich. »Viel zu tun, wie immer.«
    »Klar, ich weiß. Du bist schließlich in allen Zeitungen, Wonderwoman.«
    »Na ja, wäre wohl eher ein Wunder, wenn ich jemals einen Fall aufklären würde«, sagte ich und musste unwillkürlich lachen. »Und du?«, fragte ich. Schon fühlte ich mich wieder mit jeder Faser zu Joe hingezogen. Ich stellte das Trommeln ein und neigte den Oberkörper ein wenig in seine Richtung. »Wie läuft’s bei dir so?«
    »Ich war auch ziemlich beschäftigt.«

    »Tja, dann hatten wir wohl beide kaum Gelegenheit, irgendwelche Dummheiten zu machen.« Ich schloss den Wagen ab, trat aber immer noch keinen Schritt auf ihn zu. Es war mir gerade recht, dass dieser große Haufen Metall zwischen uns stand. Mein Explorer als Anstandswauwau, der mir eine Chance gab, mir zu überlegen, was ich mit Joe anstellen sollte.
    Joe grinste und meinte: »Ja, sicher, aber was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass ich damit beschäftigt war, mein Leben neu zu organisieren.«
    Was war das? Was hatte er da gerade gesagt?
    Mein Herz machte einen Satz, und meine Knie drohten nachzugeben. Plötzlich ging mir ein Licht auf: Joe sah deshalb so gut aus und hörte sich so gut an, weil er sich in eine andere Frau verliebt hatte. Er war nur gekommen, weil er es mir nicht am Telefon beibringen konnte.
    »Ich wollte dich eigentlich erst anrufen, wenn alles endgültig geklärt ist«, sagte er, und seine Worte rissen mich ins Hier und Jetzt zurück, »aber es dauert einfach so verdammt lange, bis der Antrag durch alle Instanzen durch ist.«
    » Wovon redest du eigentlich ?«
    »Ich habe meine Versetzung nach San Francisco beantragt.«
    Erleichterung durchflutete mich. Ich starrte Joe an, und meine Augen füllten sich mit Tränen. Ohne dass ich irgendetwas dagegen tun konnte, bestürmten mich tausend Bilder aus den Monaten unserer fantastischen Fern-Romanze. Aber es waren nicht die romantischen Momente, an die ich mich am

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