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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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des Vorfalls auf der Fähre kam noch ein auslösendes Moment hinzu. Mr. Brinkley sah ein
Segelboot, und das löste seine Tat aus. Laienhaft ausgedrückt: Es brachte das Fass zum Überlaufen . Er konnte nicht zwischen Einbildung und Wirklichkeit unterscheiden.«
    »Hat Mr. Brinkley Ihnen gesagt, dass er auf der Fähre Stimmen gehört hätte?«
    »Ja. Er sagte, sie hätten ihm befohlen, zu töten. Sie müssen wissen, dass Fred wegen des Todes seiner Schwester immer noch voll unterschwelliger Wut und Verbitterung ist, und diese Gefühle brachen sich in seinem Amoklauf Bahn.
    Die Menschen auf der Fähre waren für ihn nicht real. Sie waren nur die Kulisse für seine Wahnvorstellungen. Die Stimmen waren seine Realität, und die einzige Möglichkeit, wie er sie zum Schweigen bringen konnte, war, ihnen zu gehorchen.«
    »Dr. Friedman«, sagte Sherman und legte die Spitze des Zeigefingers an die Oberlippe, »können Sie mit hinreichender medizinischer Gewissheit sagen, dass Mr. Brinkley, als er auf diese Stimmen hörte und die Passagiere auf der Fähre erschoss, nicht zwischen Recht und Unrecht unterscheiden konnte?«
    »Ja. Auf der Grundlage meiner Gespräche mit Mr. Brinkley und meiner zwanzigjährigen Erfahrung in der Arbeit mit Patienten mit schweren psychischen Störungen bin ich zu der Auffassung gelangt, dass Alfred Brinkley zum Zeitpunkt des Amoklaufs an einer psychischen Krankheit oder Störung litt, die es ihm unmöglich machte, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden. Das ist meine feste Überzeugung.«

94
    David Hale schob Yuki einen Zettel hin - eine Karikatur einer großen Bulldogge mit Stachelhalsband und vor Geifer triefenden Lefzen. In der Sprechblase stand: »Los, mach sie fertig!«
    Yuki lächelte. Sie stellte sich vor, wie Len Parisi sich breitbeinig in der Mitte des eichengetäfelten Gerichtssaals aufbauen und Mickey Shermans gedungenen Seelenklempner in der Luft zerreißen würde.
    Sie malte einen Kreis um die Karikatur und unterstrich sie. Dann stand sie auf und begann zu sprechen, noch bevor sie das Podium erreichte.
    »Dr. Friedman, Sie sind weithin bekannt als Sachverständiger bei Gerichtsverhandlungen, nicht wahr?«
    Friedman bejahte dies und sagte, er habe in den vergangenen neun Jahren sowohl für die Staatsanwaltschaft als auch für die Verteidigung als Zeuge ausgesagt.
    »In diesem Fall hat die Verteidigung Sie engagiert?«
    »Ja. Das ist richtig.«
    »Und wie viel hat man Ihnen bezahlt?«
    Friedman blickte zu Richter Moore auf, der ihn von oben herab musterte. »Bitte beantworten Sie die Frage, Dr. Friedman.«
    »Ich habe rund achttausend Dollar erhalten.«
    »Achttausend Dollar. Okay. Und wie lange haben Sie Mr. Brinkley behandelt?«
    »Mr. Brinkley war genau genommen nicht mein Patient.«
    »Oh«, sagte Yuki. »Dürfte ich Sie dann fragen, ob Sie einem Patienten, den Sie nie behandelt haben, eine Diagnose stellen können?«
    »Ich hatte drei Sitzungen mit Mr. Brinkley, in deren Verlauf ich ihn auch einer ganzen Reihe psychologischer Tests unterzog.
Und ja, ich kann Mr. Brinkley beurteilen , ohne ihn behandelt zu haben«, antwortete Friedman pikiert.
    »Aufgrund dieser drei Gespräche und der Tests sind Sie also zu der Überzeugung gelangt, dass der Angeklagte nicht in der Lage war, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden?«
    »Das ist richtig.«
    »Sie haben ihn nicht etwa geröntgt und einen Tumor gefunden, der auf einen Lappen seines Gehirns drückt?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Und woher wissen Sie dann, dass Mr. Brinkley nicht gelogen und die Testergebnisse verfälscht hat, um einer Verurteilung wegen Mordes zu entgehen?«
    »Das könnte er gar nicht«, antwortete Friedman. »Sie müssen nämlich wissen, dass die Testfragen wie ein Lügendetektor funktionieren. Sie wiederholen sich in immer neuen Variationen, und wenn die Antworten frei von Widersprüchen sind, sagt der Patient die Wahrheit.«
    »Dr. Friedman, Sie benutzen diese Tests, weil Sie nicht wirklich wissen können, was im Kopf des Patienten vorgeht, oder?«
    »Nun, auch Sie fällen Urteile auf der Basis des Verhaltens anderer.«
    »Ich verstehe. Dr. Friedman, kennen Sie den juristischen Begriff des ›Unrechtsbewusstseins‹?«
    »Ja. Er bezieht sich auf bestimmte Handlungen, aus denen geschlossen werden kann, dass der betreffenden Person das Unrechte ihres Tuns bewusst ist.«
    »Sehr treffend formuliert, Dr. Friedman«, sagte Yuki. »Nun, wenn jemand fünf Menschen erschießt beziehungsweise anschießt und dann

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