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Die 7 Suenden

Die 7 Suenden

Titel: Die 7 Suenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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intakt, aber die Tür steht offen, und der Safe ist leer.«

19
    »Und das Motiv für das alles soll ein Raub gewesen sein?«, rief Conklin gerade, während Claire mit einer Assistentin im Schlepptau das Wohnzimmer betrat. Noch bevor Claire sagen konnte: »Wer ist tot?«, zwang ich sie in eine Umarmung und flüsterte ihr ins Ohr: »Conklin hat die Opfer gekannt.«
    »Alles klar«, erwiderte sie.
    Während Claire ihr Handwerkszeug auspackte, erzählte ich ihr von der lädierten Leiche. Dann ging ich beiseite, damit sie die toten Körper mit ihrer alten Minolta ablichten konnte, zwei Bilder aus jedem Winkel.
    »Dieses Zimmer hat zwei Türen«, sagte sie und machte dabei eine Blitzlichtaufnahme nach der anderen. »Chuck, du sagst, dass das Feuer hier drin ausgebrochen ist. Aber die Opfer sind nicht rausgegangen. Warum nicht?«
    »Das Feuer könnte sie überrascht haben«, erwiderte Hanni. Er war gerade dabei, Teppichfasern in einen kleinen Plastikbeutel zu stecken.
    »Vielleicht haben sie etwas getrunken und sind eingeschlafen, und dann ist womöglich eine Zigarette auf die Sofakissen gefallen.«
    Hanni erklärte uns wieder einmal, was immer noch so schwer zu begreifen war: dass es bei einem Brand in einem Zimmer wie diesem weniger als eine Minute dauern konnte, bis der ganze Raum so voller Rauch war, dass aus dem Schlaf geschreckte, hustende Menschen komplett die Orientierung verloren.
    Chuck sagte: »Irgendjemand sagt dann: ›Wir müssen hier entlang.‹ Dann sagte der andere: ›Nein, da lang.‹ Vielleicht
fällt einer der beiden hin. Dann die ersten Anzeichen der Rauchvergiftung. Bumm, liegen sie bewusstlos auf dem Fußboden. Diese beiden Menschen waren innerhalb weniger Minuten tot.«
    Conklin kam wieder ins Wohnzimmer. Er hielt ein Buch in den behandschuhten Fingern. »Das habe ich auf der Treppe gefunden.«
    Er gab es mir: Burning in Water, Drowning in Flame. Charles Bukowski. »Sind das Gedichte?«
    Ich schlug das Buch auf und entdeckte auf der ersten Seite ein paar mit Kugelschreiber geschriebene Worte.
    »Das ist Latein«, sagte ich zu meinem Partner und las laut vor: »Annuit Cöptis.«
    »Das wird Co-éptis ausgesprochen«, meinte Conklin. »Das ist das Motto auf dem Ein-Dollar-Schein, direkt über diesem Pyramidending mit dem Auge. Annuit Coeptis. ›Er heißt das Begonnene gut.‹«
    »Du kannst Latein?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin auf eine katholische Schule gegangen.«
    Ich sagte: »Und, was meinst du, Rich? Ist das eine Nachricht des Feuerteufels? Dass Gott mit dem, was hier geschehen ist, einverstanden ist?«
    Conklin ließ seinen Blick über die Zerstörungen gleiten und sagte: »Nicht der Gott, an den ich glaube.«

20
    Es war drei Uhr morgens, als Hanni, Conklin und ich dabei zusahen, wie die Feuerwehr die Fenster der Malones mit Brettern verbarrikadierte und die Haustür mit einem Schloss sicherte. Die Schaulustigen lagen längst wieder in ihren Betten, als die Hammerschläge durch die Stille dröhnten. Hanni sagte. »Vor vier Monaten hat es in Palo Alto einen ähnlichen Brand gegeben.«
    »Inwiefern ähnlich?«
    »Ein großes, teueres Haus. Abgeschaltete Alarmanlage. Zwei Menschen, die im Wohnzimmer ums Leben gekommen sind und bei denen ich mir genau die gleiche Frage gestellt habe: Warum sind sie nicht rausgegangen?«
    »Panik, Orientierungslosigkeit, genau, wie du gesagt hast.«
    »Ja, schon, das kommt vor. Aber damals bin ich erst einige Tage nach dem Brand verständigt worden und war mir deshalb nicht sicher. Ich drehe jedes Mal fast durch, wenn die Feuerwehr als offizielle Brandursache ›Unfall‹ feststellt, ohne einen Brandursachenermittler hinzuzuziehen. Jedenfalls habe ich erst Bescheid bekommen, als die Opfer bereits eingeäschert und bestattet waren.«
    »Für Sie war die Brandursache demnach nicht so eindeutig klar?«, hakte Conklin nach.
    Hanni nickte. »Ich habe immer noch meine Zweifel. Die Opfer waren nette Menschen, und sie hatten Geld. Kein Mensch konnte sich denken, wieso jemand hätte Henry und Peggy Jablonsky töten wollen... nicht aus Rache, nicht wegen eines Versicherungsbetrugs, nicht einmal ein ›Ich kann die nicht ausstehen!‹. Deshalb ist bei mir ein ganz ungutes Gefühl zurückgeblieben, aber absolut keine Möglichkeit mehr
festzustellen, ob das Feuer durch Brandstiftung entstanden ist oder ob vielleicht ein fliegender Funke aus dem offenen Kamin den Weihnachtsbaum in Flammen gesetzt hat.«
    »Du hast dort nicht zufällig ein Buch mit einer

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