Die 7 Suenden
trommelte, als ob wir ihm die Zeit stahlen. Hatte er Pat und Bert Malone diesen grässlichen Tod bereitet, um sich ihre Sachen unter den Nagel zu reißen und sich von dem Erlös mit irgendwelchen Drogen einzudecken? Ich schlug meinen geduldigsten und freundlichsten Tonfall an.
»Ron, warum erzählst du uns nicht einfach, was passiert ist?«
»Ich habe nichts zu sagen.«
»Das ist dein gutes Recht«, knurrte Jacobi drohend.
Jacobi ist eins achtzig groß, bringt über zweihundert Pfund
gut durchwachsene Muskelmasse auf die Waage und besitzt eine bullige Statur, harte graue Augen, graue Haare und eine leuchtend goldene Dienstmarke. Der Junge hätte eigentlich zumindest Anzeichen von Angst oder Respekt zeigen müssen, aber er schien sich von unserem bösen Lieutenant überhaupt nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
»Ich will gar nicht erst von dem Crack anfangen, du kleiner Scheißer«, sagte Jacobi und blies Grayson seinen Atem ins Gesicht. »Aber von Mann zu Mann: Erzähl uns, was du über das Feuer weißt, und wir sehen zu, wie wir dir aus dieser Crack-Geschichte raushelfen können. Hast du mich verstanden? Ich versuche dir zu helfen !«
»Lass mich in Ruhe, du fette Sau«, erwiderte Grayson.
Noch bevor Jacobi dem Bürschchen einen Schlag auf den Hinterkopf versetzen konnte, stürmten sein Vater, Vincent Grayson, sowie sein Rechtsanwalt durch die Tür. Grayson bebte vor Wut. »Ronnie, du sagst kein Wort.«
»Hab ich auch nicht, Dad.«
Dann richtete Grayson seine Wut auf Jacobi. »Sie dürfen mit meinem Sohn überhaupt nicht sprechen, solange ich nicht dabei bin. Ich kenne meine Rechte.«
»Sparen Sie sich Ihren Atem, Mr. Grayson«, grollte Jacobi. »Ihr dussliger Sohn ist wegen Drogenkonsums und Drogenhandels festgenommen worden, aber von Drogen war hier bisher überhaupt nicht die Rede.«
Der Rechtsanwalt hieß Sam Farber, und aus seiner Visitenkarte ging hervor, dass er eine Ein-Mann-Kanzlei betrieb, die sich auf Testamentsvollstreckungen und Immobiliengeschäfte spezialisiert hatte.
»Hiermit sage ich dir und Ihnen und Ihnen«, sagte Jacobi und deutete abwechselnd auf den Jungen, dessen Vater sowie den Rechtsanwalt, »dass ich mich bei der Staatsanwaltschaft für Ronald einsetzen werde, wenn er uns bei der Aufklärung
dieses Hausbrandes behilflich ist. Mehr wollen wir im Augenblick gar nicht von ihm.«
»Mein Mandant ist ein guter Samariter«, erwiderte Farber, zog sich einen Stuhl heran und richtete seinen ledernen Aktenkoffer parallel zur Tischkante aus, bevor er ihn aufklappte. »Sein Vater war dabei, als er die Feuerwehr angerufen hat. Mehr hatte er gar nicht damit zu tun. Schluss und aus.«
»Mr. Farber, wie wir alle wissen, muss sichergestellt werden, dass jemand, der ein Feuer meldet, es nicht selbst gelegt hat«, meldete ich mich zu Wort. »Aber bis jetzt hat Ronald uns noch nicht davon überzeugen können.«
»Leg los, Ron«, sagte Farber.
Ron Graysons Blick wanderte zu mir und dann zu der Kamera, die in einer Ecke unter der Zimmerdecke hing. Er nuschelte: »Ich war bei meinem Dad im Auto. Dann habe ich Rauch gerochen. Ich habe Dad den Weg gezeigt. Dann habe ich gesehen, wie die Flammen aus diesem Haus gekommen sind. Ich habe mein Handy genommen und die 911 angerufen. Das ist alles.«
»Um wie viel Uhr war das?«
»Es war halb elf.«
»Mr. Grayson, ich habe Ihren Sohn gefragt.«
»Hören Sie. Mein Sohn hat neben mir im Auto gesessen! Der Mann von der Tankstelle kann das auch bestätigen. Sie haben zusammen die Windschutzscheibe sauber gemacht.«
»Ronnie, hast du die Malones gekannt?«, wollte ich wissen.
»Wen?«
»Die Leute, die in diesem Haus gewohnt haben.«
»Nie gehört.«
»Hast du irgendjemanden aus dem Haus kommen sehen?«
»Nein.«
»Warst du schon mal in Palo Alto?«
»Ich war überhaupt noch nie in Mexiko.«
»Haben Sie jetzt genug?«, schaltete Farber sich ein. »Mein Mandant hat doch auf der ganzen Linie kooperiert.«
»Ich will erst noch einen Blick in sein Zimmer werfen«, sagte ich.
24
Die Psychologen sagen ja, dass Brandstiftung eine Metapher für die männliche Sexualität sei: Das Legen des Brandes entspricht der Phase der Erregung, das Feuer ist dann der eigentliche Akt, und das Löschwasser symbolisiert Höhepunkt und Entspannungsphase. Da könnte was dran sein, da fast alle Brandstifter männlich und die Hälfte von ihnen Teenager sind.
Jacobi und ich ließen Ronnie in seiner Zelle zurück und fuhren, begleitet von seinem Vater, zu ihm nach Hause.
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