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Die 7 Suenden

Die 7 Suenden

Titel: Die 7 Suenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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gelangte zur Kreuzung. Dann sah sie die riesige Flotte der Übertragungswagen und Kameraaufbauten auf der Bryant Street: lokale, Kabelund überregionale Sender, alle waren sie gekommen, um über das Verfahren gegen Junie Moon zu berichten.
    Die Ampel sprang auf Grün, und Yuki überquerte, eingekeilt in ein Journalistenrudel, die Straße. Sie steuerte die Hall of Justice und die noch dichtere Menschenmenge an, die sich am Fuß der Granitstufen davor versammelt hatte. Len Parisi hatte gesagt, dass er die Medien übernehmen würde, aber im Augenblick steckte er wegen eines umgekippten Öltanklasters noch im Stau auf dem Freeway fest. Zahlreiche Autos waren auf der rutschigen Fahrbahn ineinandergeschlittert und hatten sämtliche Fahrspuren blockiert.
    Parisi hatte keine Ahnung, wann er im Gericht eintreffen würde, und so hatte Yuki eine halbe Stunde lang mit ihm telefoniert und ihr Eröffnungsplädoyer noch einmal mit ihm durchgesprochen. Darum war sie jetzt zu spät dran. Sie stapfte die Stufen zum Gerichtsgebäude empor, die Augen
stur geradeaus gerichtet, und sagte zu einem Reporter-Trupp vor den schweren, aus Stahl und Glas bestehenden Eingangstüren des Justizgebäudes: »Tut mir leid, kein Kommentar.« Und dann, sehr zu ihrem Leidwesen, bekam sie die Tür nicht auf.
    Ein Reporter von KRON war ihr behilflich, zwinkerte ihr zu und sagte: »Bis später dann, Yuki.«
    Yuki ließ Aktentasche und Handtasche auf den Tresen vor der Sicherheitsschleuse plumpsen, ging unbeanstandet durch den Metalldetektor, nahm das »Toi, toi, toi!« des Wachmanns zur Kenntnis und ging mit schnellen Schritten die Treppe in den ersten Stock hinauf.
    Der mit hellen Eichenpaneelen getäfelte Gerichtssaal war zum Bersten gefüllt. Yuki nahm ihren Platz am Tisch der Staatsanwaltschaft ein und tauschte einen Blick mit Nicky Gaines, ihrem Stellvertreter. Mit seinen großen Augen und den Schweißtropfen auf der Stirn sah er genauso beklommen aus, wie sie sich fühlte.
    »Wo steckt denn Red Dog?«
    »Im Stau.«
    Der Gerichtsdiener rief: »Ich bitte Sie, sich zu erheben«, und das Gemurmel im Saal erstarb. Dann betrat Richter Bruce Bendinger durch eine Tür hinter dem Richterstuhl den Saal und nahm zwischen der US-amerikanischen und der kalifornischen Flagge Platz.
    Bendinger war sechzig Jahre alt, grauhaarig und hatte vor kurzem ein künstliches Kniegelenk bekommen. Über dem Talar lugte ein rosafarbener Hemdkragen hervor, und seine gestreifte Seidenkrawatte war leuchtend ultramarin. Yuki registrierte Bendingers zerknitterte Augenbrauen und dachte, dass der normalerweise recht gelassene Richter schon vor Beginn des Prozesses einen ziemlich gestressten Eindruck machte. Sein Knie musste ihm höllische Schmerzen bereiten.
Bendinger belehrte die Geschworenen, aber Yuki hörte nur mit halbem Ohr zu. Sie nutzte die Gelegenheit, um einen Blick auf Junie Moons Respekt einflößende und zu allem entschlossene Rechtsanwältin L. Diana Davis zu werfen.
    Sie war Mitte fünfzig und konnte auf eine zwanzigjährige Erfahrung als ungeschlagene Rächerin misshandelter und schikanierter Frauen zurückblicken. Am heutigen Tag hatte sie sich für einen ihrer berühmten roten Anzüge entschieden, dazu leuchtend roten Lippenstift und klobigen Schmuck, die kurzen, silbergrauen Haare frisch gewellt. Davis war auf die Hauptnachrichten vorbereitet, und Yuki bezweifelte keine Sekunde, dass sie dort auch landen würde, dass ihr in jeder Prozessunterbrechung die volle Aufmerksamkeit der Kameras und ein Wald aus Mikrofonen gehören würden.
    Und das war der Augenblick, in dem Yuki klar wurde, dass es nicht nur der bevorstehende Prozess und der erbarmungslose Druck der Medien waren, die ihr fast den Verstand raubten, sondern auch Junie Moon, die jetzt neben ihrer Anwältin saß und mit ihrem cremefarbenen Anzug und dem Spitzenkragen so feengleich und verletzlich, ja, fast schon durchsichtig wirkte.
    »Sind Sie so weit, Ms. Castellano?«, hörte Yuki den Richter sagen.
    Sie erwiderte: »Ja, Euer Ehren.« Dann schob sie ihren Stuhl zurück und trat an das Pult. Nachdem sie ein letztes Mal geprüft hatte, ob ihr Jackett richtig zugeknöpft war, lief ihr ein Kribbeln den Rücken hinunter, während zweihundert Augenpaare auf sie gerichtet wurden. So stand sie im Zentrum des Gerichtssaals und sammelte sich noch einmal.
    Dann lächelte sie die Geschworenen an und begann mit dem wichtigsten Eröffnungsplädoyer ihrer Karriere.

34
    »Meine Damen und Herren«, sagte sie von ihrem

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