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Die 7 Suenden

Die 7 Suenden

Titel: Die 7 Suenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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ich denn gemacht ?«
    »Du bist eben einfach, verstehst du?«
    Ooh... nein. Ich versuchte, dieses Gespräch abzuwenden, indem ich ihm beschwörende Blicke zuwarf und dabei dachte Bitte fang nicht damit an, Richie . Aber dann gingen
mir Bilder durch den Kopf, zuckende Bilder, wie unter einem Stroboskop, Bilder von einem langen Arbeitstag in Los Angeles, der spät in der Nacht in einer leichtsinnigen, hitzigen Umklammerung auf einem Hotelbett geendet hatte. Mein Körper hatte Ja, Ja, Ja geschrien, aber mein Verstand hatte auf die Bremse getreten... und ich hatte Nein gesagt.
    Sechs Monate später saß die Erinnerung immer noch mit uns in dem muffigen Ford Crown Victoria, knisternd wie ein Blitz, während draußen der Regen auf uns niederprasselte. Rich sah in mein entsetztes Gesicht.
    »Ich werde nicht das Geringste unternehmen«, sagte er standhaft. »Das würde ich niemals machen... Ich kann meine Gefühle eben nur schlecht in mich hineinfressen, Lindsay. Ich weiß, dass du mit Joe zusammen bist. Das ist mir klar. Ich möchte nur, dass du weißt, dass in meinem Herzen ein Pfeil steckt. Und dass ich alles für dich tun würde.«
    »Rich, ich kann nicht«, erwiderte ich, blickte ihm in die Augen, erkannte den Schmerz, der darin lag, und wusste nicht, was ich machen sollte.
    »Ach, Scheiße«, sagte er dann. Er schlug die Hände vors Gesicht, brüllte »Aaaaaaaarrhg«, hämmerte ein paar Mal auf das Lenkrad, legte die Hand an den Zündschlüssel und ließ den Motor zum zweiten Mal an.
    Ich griff nach seinem Handgelenk. »Rich, möchtest du lieber einen anderen Partner haben?«
    Er erwiderte lachend: »Streich bitte die letzten zweiundvierzig Sekunden, Lindsay, okay? Ich bin ein Idiot, und es tut mir leid.«
    »Ich meine es Ernst.«
    »Vergiss es. Denk nicht mal drüber nach.«
    Rich warf einen Blick in den Rückspiegel und lenkte den Wagen in den fließenden Verkehr. »Aber nur, damit du’s
weißt«, sagte er dann mit angestrengtem Lächeln. »Als ich noch mit Jacobi gearbeitet habe, da ist mir so was nie passiert.«

30
    Die lebendige Bevölkerung von Colma, Kalifornien, ist der toten zahlenmäßig stark unterlegen. Das Verhältnis zwischen denen unter der Erde und denen, die noch atmen, liegt bei zwölf zu eins. Meine Mom war ebenso im Cypress Lawn Memorial Park beerdigt worden wie Yukis Mutter, und jetzt legten Kelly Malone und ihr Bruder Eric dort ihre Eltern zur letzten Ruhe.
    Ein flüchtiger Beobachter musste den Eindruck haben, als sei ich alleine.
    Ich hatte Blumen vor einem pinkfarbenen Granit-Grabstein mit der Inschrift »Benjamin und Heidi Robson« abgelegt, ohne die beiden gekannt zu haben. Jetzt saß ich auf einer Bank, gut dreißig Meter von einem Zelt entfernt, dessen Planen von der nach frisch gemähtem Gras duftenden Brise ein wenig geschüttelt wurden. Dort fand gerade die Trauerfeier für die Malones statt.
    Meine Glock steckte in ihrem Halfter unter meiner blauen Jacke, und das Mikrofon unter meiner Bluse stellte den direkten Kontakt zu den Streifenwagen am Friedhofseingang her. Ich hielt Ausschau nach einem schlaksigen Jungen namens Ronald Grayson oder sonst jemandem, der irgendwie fehl am Platz wirkte, einem Fremden mit einem Hang zu Folter und Mord. Es war zwar nicht die Regel, aber manche Killer mussten sich einfach das Ende der Show ansehen, mussten sich diesen seelischen Schlussapplaus verschaffen.
    Ich hoffte, dass wir Glück hatten.
    Kelly Malone stand mit dem Rücken zu den Särgen vor den ungefähr fünfzig Trauergästen. Sie hielt eine Ansprache, und Richie ließ sie keine Sekunde lang aus den Augen. Ich
konnte kein Wort verstehen, sondern hörte nur einen Rasenmäher in der Ferne und bald darauf das Quietschen der Seilwinde, mit der die Särge in die Erde gesenkt wurden. Kelly und ihr Bruder warfen je eine Handvoll Erde ins Grab ihrer Eltern und wandten sich ab.
    Kelly stürzte sich in Richs Arme, und er hielt sie fest.
    Wie sie da standen, hatte es etwas Anrührendes und Vertrautes, so, als wären sie immer noch ein Paar. Ich spürte ein schmerzhaftes Ziehen in den Eingeweiden und versuchte es zu ignorieren. Als Kelly und Rich aus dem Zelt traten und gemeinsam mit dem Priester auf mich zukamen, wandte ich mich ab, damit sie mir nicht in die Augen sehen konnten.
    Dann sagte ich zu meinem Hemdkragen: »Hier Boxer. Ich komme jetzt raus.«

31
    Zwei Häuserblocks von der Hall of Justice entfernt auf der anderen Straßenseite liegt MacBain’s Beers O’ the World Pub, eine beliebte

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