Die 7 Suenden
Standort hinter dem Pult aus. »Wir alle wissen eine ganze Menge über Michael Campions Leben. Aber traurigerweise geht es in diesem Prozess um seinen Tod. Am Abend des 21. Januar dieses Jahres betrat Michael Campion, ein achtzehn Jahre alter junger Mann, das Haus der Angeklagten, Junie Moon... und wurde nie wieder gesehen.
Ms. Moon ist eine Prostituierte.
Ich erwähne das deshalb, weil Ms. Moons Beruf auch der Grund dafür war, dass sie und Michael Campion einander kennen gelernt haben. Die Anklage wird Zeugen präsentieren, Klassenkameraden des Opfers, die dem Gericht bestätigen werden, dass Michael diesen Besuch bei Ms. Moon schon lange geplant hatte. Er wollte seine Jungfräulichkeit verlieren. Und am 21. Januar hat dieser Besuch dann schließlich stattgefunden.
Dabei hat Michael Campion nicht nur seine Jungfräulichkeit , sondern auch sein Leben verloren.
Das hätte niemals geschehen dürfen.
Michael hätte niemals sterben dürfen. Und wenn die Angeklagte verantwortungsbewusst gehandelt hätte, wenn sie menschlich gehandelt hätte, dann wäre Michael auch heute noch unter uns.
Was mit Michael Campion geschehen ist, nachdem er Ms. Moons Haus betreten hatte, das hat uns die Angeklagte in aller Ausführlichkeit erzählt«, fuhr Yuki fort und deutete dabei auf Junie Moon. »Sie hat der Polizei gegenüber gestanden, dass sie Michael Campion hat sterben lassen und dass sie seine sterblichen Überreste wie Müll behandelt hat.«
Anschließend schilderte Yuki den Geschworenen ausführlich, wie Junie Moon ihre Schuld gestanden, wie sie Michael Campions Tod, seine grässliche Zerstückelung und seine Beseitigung in einem Müllcontainer beschrieben hatte. Dann wandte sie der Angeklagten den Rücken zu, ließ ihre Notizen auf dem Pult liegen und trat mit bedächtigen, wohl überlegten Schritten vor die Geschworenenbank.
Sie verschwendete keinen Gedanken mehr daran, dass Red Dog nicht neben ihr saß oder dass der Saal zur Hälfte mit sensationslüsternen Journalisten gefüllt war, und es war ihr auch egal, dass Junie Moon so unschuldig aussah wie ein Blumenkind bei einer Sommerhochzeit.
All ihre Gedanken waren voll und ganz auf die Geschworenen gerichtet.
»Meine Damen und Herren«, sagte sie. »Die Polizei hat drei Monate nach Michael Campions Verschwinden Hinweise erhalten, die zu der Angeklagten geführt haben. Seine sterblichen Überreste konnten nicht mehr gefunden werden, weil es schlicht und einfach zu spät dafür war.
Die Verteidigung wird sagen: ›Keine Leiche, kein Verbrechen‹«, fuhr Yuki fort. »Die Verteidigung wird sagen, dass die Polizei Ms. Moon unter Druck gesetzt haben muss, da sie ihr Geständnis in der Zwischenzeit widerrufen hat. Die Verteidigung wird sagen, dass die Anklage sinnlos ist, weil gar kein Prozessgegenstand existiert. Das. Ist. Nicht. Wahr. Wir brauchen kein konkretes Beweismaterial.
Wir haben Indizienbeweise, und zwar eine ganze Menge davon.«
Yuki ging vor der Geschworenenbank entlang, ließ ihre Hand über die Brüstung gleiten, spürte den Energiefluss ihres Eröffnungsplädoyers und dass die Geschworenen ihr nicht nur zuhörten, sondern gespannt auf jedes einzelne Wort warteten. Und sie würde ihnen alles geben, was sie verlangten.
»Die Anklage gegen Ms. Moon lautet auf Unterschlagung von Beweismitteln und Totschlag. Um ihr einen Mord nachzuweisen, müssen wir beweisen, dass die Tat vorsätzlich begangen wurde. Genau so steht es im Gesetz. Vorsatz kann dann unterstellt werden, wenn die Handlungen der betreffenden Person darauf hindeuten, dass sie von einem ›verderbten und bösartigen Herzen‹ geleitet wurde. Denken Sie einmal darüber nach.
Ein verderbtes und bösartiges Herz.
Die Angeklagte hat uns berichtet, dass Michael Campion sie gebeten hat, Hilfe zu holen, und dass sie dieser Bitte nicht entsprochen hat... weil sie lieber sich selbst schützen wollte. Sie hat ihn sterben lassen, obwohl sie ihn hätte retten können. Ein eindeutigeres Beispiel für ein verderbtes und bösartiges Herz ist gar nicht vorstellbar. Und deshalb erhebt das Volk der Vereinigten Staaten Mordanklage gegen Junie Moon.
Im Verlauf dieses Verfahrens werden wir zeigen, dass Junie Moons Schuld hinreichend bewiesen werden kann.«
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L. Diana Davis legte die Hände links und rechts an das Stehpult und verrückte es mit kleinen Wackelbewegungen so lange, bis es genau in der Mitte vor der Geschworenenbank stand. Dann hob sie den Blick, schaute die Geschworenen an und sagte: »Guten Morgen.
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