Die 8 Anti-Krebs-Regeln
aufgetankt. Zu den nächtlichen Heilungsprozessen, die über Hormone gesteuert werden, gehört auch die Ausschüttung von Interleukinen, die das Immunsystem aktivieren und beispielsweise Entzündungsherde im Körper beseitigen. Im Schlaf machen sich aber auch die körpereigenen Killerzellen bevorzugt auf die Jagd nach schädlichen Eindringlingen wie Bakterien und Viren. Schlafforscher der Universität Lübeck haben im Jahr 2000 sogar nachgewiesen, dass ein langer Schlaf bei Infekten wie ein starkes Medikament wirkt – und das ohne Nebenwirkungen.
Im Januar 2010 veröffentlichten US-amerikanische Wissenschaftler an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh ebenfalls, dass ein Schlafmangel die Wahrscheinlichkeit für Virenerkrankungen erhöht. Dafür wurden eine Reihe von Viel- und Wenigschläfern mit Schnupfenviren in Berührung gebracht. Anschließend untersuchte man, wie häufig der Schnupfen tatsächlich ausbrach. Das Ergebnis: Die Langschläfer erkrankten seltener als die Kurzschläfer. Der Grund: Langschläfer sind deshalb am besten gegen Krankheiten gefeit, weil sie die höchste Konzentration von Immunzellen im Blut aufweisen. Damit scheint die Evolution Langschläfer mit einem gesünderen und längeren Leben zu belohnen.
Ein gesunder Schlaf sorgt zudem dafür, dass der Körper nicht auf bestimmte Stoffe überreagiert, etwa in Form einer Allergie. Dafür ist ein Gleichgewicht zwischen T-Helferzellen und T-Zellen notwendig. Während die T-Helferzellen aktiv an der Bekämpfung von Krankheitserregern mitwirken, steuern die T-Zellen deren Produktion, um überschießende Immunantworten zu verhindern. Die Zahl der T-Zellen wird wiederum in einem zirkadianen Rhythmus (siehe >) gesteuert und ist in der Nacht am höchsten. Schlafmangel beeinträchtigt die Bildung der T-Helferzellen und T-Zellen und schwächt die Abwehrkräfte. Dadurch wird der Körper anfälliger für Autoimmunerkrankungen und der Stoffwechsel sowie Herz-Kreislauf-Funktionen werden beeinträchtigt. Im Rahmen der Gesunderhaltung ist guter Schlaf nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Krebsvorbeugung von höchster Bedeutung.
GUT ZU WISSEN
Anti-Krebs-Hormon Melatonin?
Weil Melatonin in Tierversuchen lebensverlängernd und auf biochemischer Ebene wie ein Radikalenfänger (Antioxidans) wirkte, erwarb es sich den Ruf als Anti-Aging-Hormon. In den USA ist der Botenstoff seit Mitte der 1990er Jahre als Nahrungsergänzungsmittel sehr beliebt – auch wenn die angeblich positiven Eigenschaften, mit denen die Produkte beworben werden, wissenschaftlich nicht belegt sind. So soll Melatonin zum Beispiel Herz-Kreislauf-Beschwerden und Krebs vorbeugen. Tatsächlich ist der Einfluss des Hormons auf Zellwachstum und Zellteilung unbestritten. Im Laborexperiment konnte es die Metastasierung verhindern. Darüber hinaus konnten sowohl Prostatakarzinomzellen wie Mammakarzinomzellen am Wachstum gehindert werden. Als gesichert gilt ebenfalls, dass Melatonin im Tierversuch Zellen während der Strahlen- oder Chemotherapie vor Zellschädigung bewahrt.
Doch trotz dieser vielversprechenden Nachricht: Vergleichsstudien stehen immer noch aus. Zudem löst eine künstliche Melatoninzufuhr auch Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit, Herzrasen, Desorientiertheit, Juckreiz, Bauchkrämpfe und Kopfschmerzen aus. Solange der Zusammenhang zwischen einer substituierten Melatonintherapie und Krebs noch nicht eindeutig geklärt ist, erscheint deshalb ein störungsfreier Schlaf und die damit einhergehende natürliche Melatoninproduktion als wichtiges Teilziel in der Krebstherapie.
SCHLAF IST GUT FÜR DAS HERZ
Die Befunde aus Schlafentzugexperimenten im Labor sind zwar nur bedingt auf den Alltag übertragbar, sie geben aber dennoch Aufschluss darüber, was zu wenig oder schlechter Schlaf auf Dauer anrichtet: Erhöhter Blutdruck, ein ständig erhöhter Spiegel des Stresshormons Cortisol sowie Herzrhythmusstörungen können die Folge sein. Vor allem der Cortisolspiegel, der ebenfalls durch den zirkadianen Rhythmus gesteuert wird, ist dabei von Bedeutung. Cortisol, ein Hormon der Nebennierenrinde, wird tagsüber bei körperlichen und seelischen Stresssituationen ausgeschüttet und sorgt für eine rasche Energiebereitstellung, damit der Betroffene die Stresssituation angemessen meistern kann.
Der Botenstoff wird nur durch Bewegung wieder abgebaut: In der Steinzeit blieb den Menschen in einer Stress- beziehungsweise Gefahrensituation gar nichts anderes übrig, als zu kämpfen oder zu fliehen –
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