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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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Mittagmahl. Sagen Sie, daß es für Herrn Oberfeldkurat Lacina ist. Trachten Sie, daß Sie eine doppelte Portion bekommen. Wenn es Knödel geben sollte, nehmen Sie nicht vom Eck, |367| daran büßt man nur ein. Dann bringen Sie mir aus der Küche eine Flasche Wein, und nehmen Sie die Eßschale mit, damit man Ihnen Rum hineingießt.«
    Pater Lacina wühlte in seinen Taschen.
    »Hören Sie«, sagte er dem Korporal, »ich hab kein Kleingeld, borgen Sie mir einen Gulden. So, da haben Sie! Wie heißen Sie?«
    »Schwejk.«
    »Da haben Sie einen Gulden für den Weg, Schwejk. Herr Korporal, borgen Sie mir noch einen Gulden. – Sehn Sie, Schwejk, den zweiten Gulden bekommen Sie, wenn Sie alles ordentlich besorgen. – Man soll Ihnen auch Zigaretten und Zigarren für mich geben. Wenn man Schokolade fassen sollte, so packen Sie eine doppelte Portion ein, wenns Konserven gibt, so trachten Sie, daß man Ihnen geräucherte Zunge gibt oder Gansleber. Wenn man Emmentaler gibt, so schaun Sie, daß man Ihnen nicht vom Rand gibt, und wenn Sie ungarische Salami fassen sollten, so kein Ende, hübsch aus der Mitte, damit sie saftig ist.«
    Der Oberfeldkurat legte sich auf die Bank und schlief bald darauf ein.
    »Ich denke«, sagte der Einjährigfreiwillige zum Korporal, während der Pater schnarchte, »daß Sie mit unserem Findling ganz zufrieden sein können. Er hat sich ganz nett herausgemaust.«
    »Er is schon, wie man zu sagen pflegt, abgestillt, Herr Korporal«, ergriff Schwejk das Wort, »er zuzelt schon aus der Flasche.«
    Der Korporal kämpfte eine Zeitlang mit sich selbst, dann verlor er plötzlich alle Unterwürfigkeit und sagte hart: »Er is aber sehr zahm.«
    »Er erinnert mich mit dem Kleingeld, das er nicht hat, an einen gewissen Mlitschko«, bemerkte Schwejk. »Er war Maurer in Dejwitz und hat auch solang kein Kleingeld gehabt, bis er sich bis zum Hals verschuldet hat und wegen Betrug eingesperrt worn ist. Das große Geld hat er verfressen, und Kleingeld hat er keins gehabt.«
    |368| »Beim 75. Regiment«, ließ sich ein Mann aus der Eskorte vernehmen, »hat der Hauptmann vorm Krieg die ganze Regimentskassa versoffen und hatn Abschied nehmen müssen, und jetzt is er wieder Hauptmann, und ein Feldwebel, was das Ärar um Tuch auf Aufschläge bestohln hat – es waren über zwanzig Pakete – is heut Stabsfeldwebel, und ein Infanterist is unlängst in Serbien erschossen worn, weil er seine Konserve auf einmal aufgegessen hat, die er sich auf drei Tage hat lassen solln.«
    »Das gehört nicht her«, verkündete der Korporal, »aber das is wahr, sich von einem armen Korporal zwei Gulden auf Trinkgeld ausborgen …«
    »Da ham Sie den Gulden«, sagte Schwejk, »ich will mich nicht auf Ihr Konto bereichern. Und wenn er mir noch den andern Gulden gibt, so gib ich ihn Ihnen auch zurück, damit Sie nicht heulen. Es sollt Ihnen Freude machen, wenn sich ein militärischer Vorgesetzter von Ihnen Geld auf die Zeche ausborgt. Sie sind aber sehr egoistisch. Hier handelt sichs um elende zwei Gulden. Ich möcht Sie gern sehn, wenn Sie Ihrem militärischen Vorgesetzten das Leben opfern sollten, wenn er verwundet vor der feindlichen Stellung liegen möcht, und Sie ihn retten und auf Ihren Armen wegtragen sollten und man möcht mit Schrapnells und allem möglichen auf Sie schießen.«
    »Sie möchten sich bemachen«, wehrte sich der Korporal, »Sie Pfeifendeckel, Sie.«
    »In jedem Gefecht gibts mehrere, was bemacht sind«, ließ sich abermals ein Mann aus der Eskorte vernehmen, »unlängst hat uns ein verwundeter Kamerad in Budweis erzählt, daß er sich, wie sie vorgerückt sind, dreimal hintereinander bemacht hat. Zuerst wie sie aus den Deckungen auf den Platz vor den Drahthindernissen hinaufgekrochen sind, dann wie sie angefangen ham sie durchzuschneiden, und zum drittenmal hat ers in die Hosen gelassen, wie die Russen mit Bajonetten auf sie gestürzt sind und ›Uraa‹ gebrüllt ham. Dann ham sie angefangen, wieder in die Deckungen zurückzulaufen, und von ihrem Schwarm war kein einziger, was nicht bemacht gewesen war. Und ein Toter, der mitn Füßen nach unten oben auf der Deckung |369| gelegen is und dem beim Vorrücken ein Schrapnell den halben Kopf abgerissen hat, wie wenn man ihn entzweigeschnitten hätt, der hat sich im letzten Augenblick so bemacht, daß es aus seinen Hosen über die Schuh heruntergeflossen is in die Deckungen mitsamtm Blut. Und die Hälfte von seinem Schädel mitsamtm Hirn is grad druntergelegen. Man weiß gar

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