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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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aus Zucker »Sieg und Rache!«, »Gott strafe England«, »Der Österreicher hat ein Vaterland, er liebt’s und hat auch Ursach, für’s Vaterland zu kämpfen«.
    Man sah, wie sich die Bergbewohner aus Bergreichenstein mit Pfefferkuchen stopften, wobei der Ausdruck der Hoffnungslosigkeit nicht von ihnen wich.
    Dann wurde der Befehl erteilt, kompanieweise zu den auf dem Bahnhof stehenden Feldküchen zu marschieren und die Menage zu holen.
    Dort befand sich auch die Offiziersküche, wo Schwejk die Empfehlung des Oberfeldkuraten bestellte, während der Einjährigfreiwillige aufs Essen wartete, denn zwei Mann der Eskorte waren für den ganzen Arrestantenwagen Menage holen gegangen.
    Schwejk richtete pflichtgetreu den Auftrag aus, und während er das Gleis überschritt, erblickte er Oberleutnant Lukasch, der zwischen den Schienen auf und ab ging. Er wartete, ob in der Offiziersmenage etwas für ihn übrigbleiben werde.
    Seine Situation war recht unangenehm, denn vorläufig hatte er mit Oberleutnant Kirschner zusammen einen Burschen. Der Kerl kümmerte sich eigentlich ausschließlich um seinen |372| Herrn und führte eine vollständige Sabotage durch, soweit es sich um Oberleutnant Lukasch handelte.
    »Wem tragen Sie das, Schwejk?« fragte der unglückliche Oberleutnant, als Schwejk eine Unmenge Sachen, die er aus der Offiziersmenage herausgelockt und in den Mantel eingewickelt hatte, auf die Erde legte.
    Schwejk war einen Augenblick erschrocken, faßte sich jedoch sofort wieder. Sein Gesicht war voll Jubel und Ruhe, als er entgegnete: »Das is für Sie, melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant. Ich weiß nur nicht, wo Sie Ihr Kupee ham, und dann weiß ich auch nicht, ob nicht der Herr Zugkommandant was dagegen haben wird, daß ich mit Ihnen geh. Mir scheint, er is ein Schwein.«
    Oberleutnant Lukasch blickte fragend auf Schwejk, der jedoch gutmütig und vertraulich fortfuhr: »Er is wirklich ein Schwein, Herr Oberlajtnant. Wie er im Zug auf Inspektion war, hab ich ihm gleich gemeldet, daß schon elf Uhr is und daß ich die ganze Strafe abgesessen hab und daß ich entweder in den Viehwagen oder zu Ihnen gehör, und er hat mich gemein abgefertigt, ich soll herich nur bleiben, wo ich bin, damit ich Ihnen, Herr Oberlajtnant, wenigstens am Weg nicht wieder einen Schkandal mach.«
    Schwejk setzte eine Märtyrermiene auf. »Wie wenn ich Ihnen, Herr Oberlajtnant, überhaupt je Schkandal machen möcht.«
    Oberleutnant Lukasch seufzte.
    »Schkandal«, fuhr Schwejk fort, »hab ich Ihnen sicher nie gemacht, wenn was passiert is, so wars ein Zufall, eine reine Fügung Gottes, wie der alte Wanitschek aus Pilgram immer gesagt hat, wie er sich die sechsunddreißigste Strafe abgesessen hat. Nie hab ich was zufleiß gemacht, Herr Oberlajtnant, immer hab ich was Geschicktes, Gutes machen wolln, und ich kann nicht dafür, wenn wir beide keinen Profit davon gehabt ham und nur lauter Kummer und Unglück.«
    »Weinen Sie nicht so, Schwejk«, sagte Oberleutnant Lukasch mit weicher Stimme, als sie sich dem Stabswaggon näherten, »ich werde alles einrichten, damit Sie wieder bei mir bleiben.«
    »Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, ich wein nicht. Mir |373| hats nur plötzlich so furchtbar leid getan, daß wir beide die unglücklichsten Menschen in diesem Krieg und unter der Sonne sind und daß wir beide für nix können. Es is ein gräßliches Schicksal, wenn ich bedenk, daß ich seit jeher so fürsorglich bin.«
    »Beruhigen Sie sich, Schwejk.«
    »Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, wenns nicht gegen die Subordination wär, möcht ich sagen, daß ich mich überhaupt nicht beruhigen kann, aber so muß ich sagen, daß ich Ihrem Befehl gemäß schon ganz ruhig bin.«
    »Also kriechen Sie nur in den Waggon, Schwejk.«
    »Melde gehorsamst, daß ich schon kriech, Herr Oberlajtnant.«
    Über das Militärlager in Brück breitete sich nächtliche Stille. In den Mannschaftsbaracken zitterten die Soldaten vor Kälte, und in den Offiziersbaracken wurden die Fenster geöffnet, weil die Baracken überheizt waren.
    Von den einzelnen Objekten her, vor denen Wachposten standen, ließen sich von Zeit zu Zeit die Schritte der Wachen vernehmen, die durch Auf- und Abgehen den Schlaf verscheuchten.
    Unten in Brück an der Leitha glänzten die Lichter der k. k. Fleischkonservenfabrik, wo Tag und Nacht gearbeitet und allerhand Abfälle verarbeitet wurden. Da der Wind von dort in die Allee des Militärlagers wehte, brachte er den Gestank von verfaulenden Sehnen, Hufen,

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