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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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informiert, was wir heute gehabt haben. Es gab Suppe mit Leberknödeln. Wohin hast du die Knödeln gegeben? Du hast sie am Weg herausgefischt, das ist die pure Wahrheit. Dann gabs Rindfleisch mit Gurken. Was hast du damit gemacht? Auch aufgefressen. Zwei Scheiben Frankfurter Braten. Und du hast nur eine halbe Scheibe gebracht, he? Zwei Stück Strudl! Wohin hast du ihn gegeben? Du hast dich damit angestopft, Schwein, elendes, abscheuliches. Sprich, wohin hast du den Strudl gegeben? Daß er dir in den Kot gefallen ist? Du Lump, du. Kannst du mir die Stelle zeigen, wo er im Kot liegt? Daß gleich ein Hund gelaufen gekommen ist wie gerufen, ihn gepackt und weggetragen hat? Jesusmaria, ich werde dir paar solche ums Maul schmieren, daß du einen Kopf haben wirst wie ein Eimer! Er leugnet noch, das Schwein. Weißt du, wer es gesehn hat? Hier, der Rechnungsfeldwebel Wanĕk. Der ist zu mir gekommen und sagt: ›Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, daß dieses Schwein, Ihr Baloun, Ihr Mittagmahl frißt. Ich schau aus dem Fenster, und er stopft sich, wie wenn er die ganze Woche nicht gegessen hätt.‹ Hören Sie, Rechnungsfeldwebel, haben Sie wirklich kein anderes Rindvieh für mich aussuchen können als diesen Kerl?«
    »Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, daß Baloun von unserer ganzen Marschkompanie der anständigste Mann zu sein schien. Er ist so ein Tölpel, daß er sich nicht einen Gewehrgriff merkt, und wenn man ihm eine Flinte in die Hand geben tät, möcht er noch ein Unglück anstelln. Bei der letzten Übung mit blinden Patronen hätt er fast seinem Nachbar ein Aug herausgeschossen. Ich hab gedacht, daß er wenigstens so einen Dienst versehen kann.«
    »Und seinem Herrn immer das ganze Mittagmahl auffressen wird«, sagte Lukasch, »als ob ihm nicht eine Portion genügen würde. Hast du vielleicht Hunger?«
    »Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, ich hab fort Hunger. Wenn jemandem Brot übrigbleibt, so kauf ichs ihm für Zigaretten ab, und das is alles noch zuwenig. Ich bin schon so von Natur aus. Immer denk ich, daß ich schon satt bin, aber keine Spur. In einer Weile fängts mir wieder wie vorm Essen im Magen zu |423| knurren an, und richtig, das Luder meldet sich schon wieder. Manchmal denk ich, daß ich wirklich schon genug hab, daß nichts mehr in mich hineingehn kann, aber woher. Ich seh jemanden, daß er ißt, oder spür nur den Geruch, und gleich is mir im Magen wie nachn Auskehren. Gleich fängt der Magen an, sich wieder um sein Recht zu melden, und ich möcht am liebsten Nägel schlucken. Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, daß ich schon gebeten hab, daß ich eine doppelte Portion kriegen soll; ich war deshalb in Budweis beim Regimentsarzt, und der hat mich derweil auf drei Tage ins Marodenzimmer gegeben und hat mir täglich nur ein Töpferl lautere Suppe verschrieben. ›Ich wer dich‹, sagt er, ›du Kanaille, lernen, Hunger haben. Komm noch einmal her, so wirst du sehn, daß du von hier weggehn wirst wie eine Hopfenstange!‹ Ich brauch nicht erst gute Sachen zu sehn, Herr Oberlajtnant, auch gewöhnliche fangen an, mich zu reizen, und gleich läuft mir Speichel zusammen. Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, daß ich untertänigst bitte, daß mir eine doppelte Portion bewilligt wird. Wenn schon kein Fleisch sein wird, so wenigstens die Zuspeis, Erdäpfel, Knödl, bißl Soße, das bleibt immer …«
    »Gut, ich hab deine Frechheiten angehört, Baloun«, antwortete Oberleutnant Lukasch. »Sie, Rechnungsfeldwebel, haben Sie jemals gehört, daß ein Soldat früher noch zu allem so frech gewesen wäre wie dieser Kerl? Frißt mir das Mittagmahl auf und will noch, daß man ihm eine doppelte Portion bewilligt: Aber ich werde dir zeigen, Baloun, daß du verdaun wirst.
    Sie, Rechnungsfeldwebel«, wandte er sich an Wanĕk, »füh ren Sie ihn zu Korporal Weidenhofer, er soll ihn hübsch auf dem Hof bei der Küche auf zwei Stunden anbinden, bis man heute abend Gulasch verteilen wird. Er soll ihn hübsch hoch anbinden, damit er nur soso auf den Spitzen steht und sieht, wie im Kessel das Gulasch kocht. Und richten Sie es so ein, daß das Luder noch angebunden ist, bis man in der Küche das Gulasch verteilen wird, damit ihm der Speichel aus dem Maul fließt wie einer hungrigen Hündin, wenn sie vor einem Selcherladen schnuppert. Sagen Sie dem Koch, er soll seine Portion verteilen!«
    |424| »Zu Befehl, Herr Oberlajtnant. Kommen Sie, Baloun.«
    Als sie sich anschickten zu gehen, hielt sie der Oberleutnant in der Türe

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