Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
Vom Netzwerk:
die Maschinengewehre der serbischen Stellungen gejagt hat, obzwar das eine ganz unnütze Sache war und die Infanterie dort einen alten Dreck wert war, nur die Artillerie hätt die Serben von dort aus diesen Felsen wegbekommen können. Vom ganzen Regiment sind nur achtzig Mann übriggeblieben, Herr Hauptmann Sagner selbst hat einen Handschuß bekommen und dann im Spital noch Ruhr und is wieder in Budweis beim Regiment aufgetaucht, und gestern abend hat er herich im Kasino erzählt, wie er sich auf die Front freut, daß er das ganze Marschbataillon dort lassen, aber etwas leisten wird und das Signum laudis kriegen wird, daß er für Serbien eine Nase bekommen hat, aber jetzt, daß er herich entweder mit dem ganzen Bataillon fallen oder zum Oberstleutnant befördert werden wird und daß das Marschbataillon dran glauben muß. Ich denk, Herr Oberlajtnant, daß dieses Risiko auch uns angeht. Stabsfeldwebel Hegner hat neulich erzählt, daß Sie mit Herrn Hauptmann Sagner nicht sehr gut stehn und daß er grad unsre 11. Kompanie zuerst an den ärgsten Stellen ins Gefecht schicken wird.«
    Der Rechnungsfeldwebel seufzte: »Ich war der Ansicht, daß man in so einem Krieg, wie dieser is, wos so viel Militär gibt und so eine lange Front, eher was mit ordentlichem Manövrieren erreichen möcht wie mit irgendwelchen verzweifelten Attacken. Ich habs unterm Duklapaß bei der 10. Marschkompanie gesehn. Damals is das alles ganz glatt abgelaufen, ein Befehl is gekommen: ›Nicht schießen‹, und so hat man nicht geschossen und gewartet, bis die Russen bis zu uns gekommen sind. Wir hätten sie ohne Schuß gefangengenommen, nur daß wir damals neben uns am linken Flügel die ›eisernen Fliegen‹ gehabt ham, und die idiotische Landwehr is so erschrocken, |427| daß die Russen heranrücken, daß sie angefangen ham, sich am Schnee den Hang herunterzulassen wie auf einer Rutschbahn, und wir ham den Befehl gekriegt, daß die Russen den linken Flügel durchbrochen ham, wir solln trachten, zur Brigade zu kommen. Ich war damals grad bei der Brigade, damit ich mir das Kompanieverpflegungsbuch bestätigen laß, weil ich unsern Regimentstrain nicht finden konnt, und in dem Moment fangen die ersten aus der 10. Marschkompanie an, zur Brigade zu kommen. Bis zum Abend sind hundertzwanzig gekommen, die andern sind herich übern Schnee, wie sie sich beim Rückzug verirrt ham, irgendwo in die russischen Stellungen heruntergerutscht, wie wenns ein Toboggan 1 war. Dort wars fürchterlich, Herr Oberlajtnant, die Russen ham in den Karpaten oben und unten Stellungen gehabt. Und dann, Herr Oberlajtnant, Herr Hauptmann Sagner …«
    »Geben Sie mir schon Ruh mit Herrn Hauptmann Sagner«, sagte Oberleutnant Lukasch, »ich kenn das alles, und glauben Sie nicht, daß Sie, wenn irgendein Sturm oder Gefecht sein wird, wieder zufällig irgendwo beim Regimentstrain Rum oder Wein fassen werden. Man hat mich darauf aufmerksam gemacht, daß Sie schrecklich saufen, und wer sich Ihre rote Nase anschaut, der sieht gleich, wen er vor sich hat.«
    »Das is von den Karpaten, Herr Oberlajtnant, dort hamr das machen müssen, die Menage is kalt zu uns hinaufgekommen, die Schützengräben hamr im Schnee gehabt, Feuer hat man keins machen dürfen, so hat uns nur der Rum gehalten. Und wenn ich nicht gewesen wär, wärs so ausgefalln wie bei den andern Kompanien, daß es nicht mal Rum gegeben hat und die Leute gefroren ham. Dafür hamr bei uns alle rote Nasen vom Rum gehabt, aber das hat wieder den Nachteil gehabt, daß vom Bataillon der Befehl gekommen is, daß nur die Mannschaft auf Patrouille gehn soll, was eine rote Nase hat.«
    »Jetzt haben wir den Winter schon hinter uns«, warf der Oberleutnant bedeutungsvoll dazwischen.
    »Rum is, Herr Oberlajtnant, im Feld in jeder Jahreszeit immer eine unentbehrliche Sache, genauso wie Wein. Er bewirkt, |428| damit ichs so sag, eine gute Laune. Für eine halbe Eßschale Wein und einen Viertelliter Rum wern sich Ihnen die Leute mit jedem raufen. – Welches Rindvieh klopft da schon wieder an die Tür, kann es denn nicht an der Tür lesen: ›Nicht klopfen‹? Herein!«
    Oberleutnant Lukasch drehte sich auf dem Stuhl zur Türe und sah, wie sich die Türe langsam und leise öffnete; und ebenso leise trat in die Kanzlei der 11. Marschkompanie der brave Soldat Schwejk, der bereits zwischen der Türe salutierte, was er augenscheinlich schon getan hatte, als er geklopft und die Aufschrift »Nicht klopfen« betrachtet hatte.
    Dieses Salutieren

Weitere Kostenlose Bücher