Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
Vom Netzwerk:
Freunde! Das ist wie in der Zeitschrift der tschechischen Touristen, ›Gut Wind!‹. Die vorbereitenden Arbeiten für die Reise sind bereits beendet, für alles ist von der hohen Armeeleitung gesorgt. Auch ihr seid eingeladen, euch dem Ausflug nach Galizien anzuschließen. Tretet den Weg mit frohem Sinn und |417| leichtem, freudigem Herzen an. Bringt den Gegenden, wo man euch die Schützengräben vorstelln wird, ungewöhnliche Liebe entgegen. Es ist dort schön und im höchsten Maße interessant. Ihr werdet euch in der weiten Fremde wie zu Hause fühlen, wie in einer verwandten Gegend, ja beinahe wie in der lieben Heimat. Tretet mit erhabenen Gefühlen die Pilgerfahrt in Länder an, von denen bereits der alte Humboldt gesagt hat: ›In der ganzen Welt habe ich nichts Großartigeres gesehn als dieses blöde Galizien.‹ Die zahlreichen und seltenen Erfahrungen, die unsere glorreiche Armee auf dem Rückzug aus Galizien gesammelt hat, werden uns sicherlich bei Festsetzung des Programms des zweiten Feldzuges ein willkommener Wegweiser sein. Nur fortwährend der Nase nach nach Rußland, und feuert vor Freude alle Patronen in die Luft.«
    Bevor sich Schwejk und Woditschka nach dem Mittagessen in die Kanzlei begaben, näherte sich ihnen der unglückliche Lehrer, der das Gedicht von den Läusen verfaßt hatte, und sagte geheimnisvoll, während er beide zur Seite zog: »Vergeßt nicht, bis ihr auf der russischen Seite sein werdet, gleich den Russen zu sagen: ›Sdrawstwujte, russkije bratja, my bratja tschechy, my net awstrijci.‹ 3 «
    Als sie das Gebäude verließen, trat Woditschka, der seinen Haß gegen die Magyaren manifestieren und zeigen wollte, daß die Haft ihn in seiner Überzeugung nicht wankend gemacht oder zermürbt hatte, einem Magyaren, der nicht dienen wollte, auf den Fuß und brüllte ihn an: »Zieh dir Stiefel an, Schlappschwanz!«
    »Er hätt mir so was antworten solln«, äußerte Sappeur Woditschka hierauf unwillig zu Schwejk, »er hätt sich so hören lassen solln, ich hätt ihm seine magyarische Schnauze von einem Ohr zum andern zerrissen. Aber der blöde Kerl schweigt und läßt sich auf den Stiefeln herumtreten. Herrgott, Schwejk, ich hab so eine Wut, daß ich nicht verurteilt worden bin. Das schaut ja aus, wie wenn sie uns auslachen möchten, daß das mit den Magyaren nicht mal der Rede wert is. Und wir ham uns doch |418| geschlagen wie Löwen. Das hast du verpatzt, daß sie uns nicht verurteilt ham und uns so ein Zeugnis gegeben ham, wie wenn wir nicht mal ordentlich das Raufen treffen möchten. Was meinen sie eigentlich von uns? Es war ja ein ganz anständiger Konflikt.«
    »Lieber Junge«, sagte Schwejk gutmütig, »ich versteh das nicht recht, wie dich das nicht freun kann, daß uns das Divisionsgericht amtlich für ganz ordentliche Leute anerkannt hat, gegen die man nichts haben kann. Ich hab mich beim Verhör, das is wahr, verschieden herausgeredet, aber das muß man machen, lügen is Pflicht, wie Advokat Baß seinen Klienten sagt. Wie mich der Auditor gefragt hat, warum wir in die Wohnung vom Herrn Kakonyi gedrungen sind, hab ich ihm einfach gesagt: ›Ich hab gedacht, daß wir Herrn Kakonyi am besten kennenlernen wern, wenn wir ihn besuchen wern.‹ Der Herr Auditor hat mich dann nach nichts mehr gefragt und hat schon genug gehabt.
    Das merk dir«, fuhr Schwejk in seinen Erwägungen fort, »daß vorm Militärgericht niemand gestehn darf. Wie ich beim Garnisonsgericht gesessen bin, so hat im Nebenzimmer ein Soldat gestanden, und wies die andern erfahren ham, ham sie ihm eine ›Decke‹ gegeben und ham ihm befohlen, daß er sein Geständnis widerrufen muß.«
    »Wenn ich was Unehrenhaftes machen möcht, möcht ich nicht gestehn«, sagte der Sappeur Woditschka, »aber wie mich dieser Kerl von einem Auditor direkt gefragt hat: ›Ham Sie sich gerauft?‹, so hab ich gesagt: Ja, ich hab mich gerauft.‹ ›Ham Sie jemanden mißhandelt?‹ ›Gewiß, Herr Auditor.‹ ›Ham Sie jemanden dabei verletzt?‹ ›Freilich, Herr Auditor.‹ Soll er wissen mit wem er redet! Und grad das is der Schkandal, daß sie uns freigesprochen ham. Das is so, wie wenn ers nicht glauben wollt, daß ich an diesen magyarischen Fallotten den Überschwung entzweigehauen hab, daß ich aus ihnen Nudeln gemacht hab, Beulen und blaue Flecken. Du warst doch dabei, wie ich einen Moment lang drei magyarische Fallotten auf mir gehabt hab und wie sich alle drei nach einem Weilchen auf der Erde gewälzt ham und ich auf ihnen

Weitere Kostenlose Bücher