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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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geschickt und beim Divisionsgericht die ganze Untersuchung eingestellt. In der Regimentskanzlei war ich paar Minuten, bis der Herr Oberst gekommen is, und der hat mich bißl ausgeschimpft und hat gesagt, daß ich mich sofort bei Ihnen, Herr Oberlajtnant, als Ordonnanz melden soll, und hat mir befohlen, ich soll Ihnen melden, daß er Sie auffordert, daß Sie sogleich wegen der Marschkompanie zu ihm kommen solln. Es is schon mehr wie eine halbe Stunde, nämlich der Herr Oberst hat nicht gewußt, daß man mich noch in die Regimentskanzlei schleppen wird und daß ich dort noch über eine Viertelstunde sitzen wer, weil man in der ganzen Zeit meine Löhnung zurückgehalten hat und sie mir hat vom Regiment und nicht von der Kompanie ausgezahlt wern solln, weil ich als Regimentsarrestant geführt worn bin. Überhaupt is dort alles so konfus und durcheinand, daß man davon verrückt wern könnt.«
    Als Oberleutnant Lukasch hörte, daß er bereits vor einer halben Stunde hätte bei Oberst Schröder sein sollen, sagte er, |431| während er sich schnell ankleidete: »Sie haben mir wieder auf die Beine geholfen, Schwejk.« Er sagte dies mit einer so verzweifelten Stimme voll Hoffnungslosigkeit, daß Schwejk versuchte, ihn mit freundschaftlichen Worten zu beschwichtigen; so rief er also, als Oberleutnant Lukasch aus der Tür stürzte: »Aber er wird ja schon warten, der Herr Oberst, er hat eh nichts zu tun.«
    Kurz nachdem der Oberleutnant gegangen war, trat Rechnungsfeldwebel Wanĕk in die Kanzlei.
    Schwejk saß auf einem Stuhl und fachte das Feuer in dem kleinen eisernen Ofen an, indem er Kohlenstückchen durch das offene Türchen hineinwarf. Der Ofen rauchte und verbreitete einen üblen Geruch, und Schwejk fuhr in seiner Unterhaltung fort, ohne Wanĕk zu beachten, der Schwejk eine Zeitlang beobachtete, dann aber mit dem Fuß in das Türchen stieß und ihn aufforderte, sich von hier wegzuscheren.
    »Herr Rechnungsfeldwebel«, sagte Schwejk würdig, »ich erlaube mir, Ihnen bekanntzugeben, daß ich Ihrem Befehl, mich meinetwegen ausn ganzen Lager zu stehlen, beim besten Willen nicht Folge leisten kann, denn ich untersteh höheren Anordnungen.
    Nämlich ich bin hier Ordonnanz«, fügte er stolz hinzu, »Herr Oberst Schröder hat mich her zur 11. Marschkompanie zu Oberlajtnant Lukasch zugeteilt, bei dem ich Putzfleck war, aber durch meine angeborene Intelligenz bin ich zur Ordonnanz avanciert. Ich und der Herr Oberlajtnant sind schon alte Bekannte. Was sind Sie denn in Zivil, Herr Rechnungsfeldwebel?«
    Der Rechnungsfeldwebel war so überrascht von diesem familiären kameradschaftlichen Ton des braven Soldaten Schwejk, daß er seine Würde – die er sehr gern vor den Soldaten seiner Kompanie zur Schau trug – außer acht ließ und antwortete, als wäre er Schwejks Untergebener: »Ich bin sozusagen der Drogist Wanĕk aus Kralup.«
    »Ich war auch bei einem Materialisten in der Lehre«, sagte Schwejk, »bei einem gewissen Herrn Kokoschka am Bergstein in Prag. Das war ein großer Sonderling, und wie ich ihm mal |432| aus Versehen im Keller ein Faß Benzin angezündet hab und er abgebrannt is, so hat er mich herausgeworfen, und das Gremium hat mich schon nirgends angenommen, so daß ich wegen einem dummen Faß Benzin nicht auslernen hab können. Erzeugen Sie auch Gewürz für Kühe?«
    Wanĕk schüttelte den Kopf.
    »Bei uns hat man Gewürz für Kühe mit geweihten Bildern erzeugt. Nämlich unser Herr Chef Kokoschka war ein sehr frommer Mensch und hat einmal wo gelesen, daß der heilige Pelegrinus bei Wassersucht beim Vieh geholfen hat. So hat er sich irgendwo in Smíchov Bilder vom heiligen Pelegrinus drucken lassen und hat sie in Emmaus für zweihundert Gulden weihn lassen. Und dann hamr sie in die Packerln von unserm Gewürz für Kühe beigelegt. Der Kuh hat man dieses Gewürz in warmes Wasser gemischt, hat ihrs ausn Schaff zu trinken gegeben, und dabei hat man dem Vieh ein kleines Gebet zum heiligen Pelegrinus vorgelesen, das Herr Tauchen, unser Kommis, verfaßt hat. Nämlich wie die Bilder vom heiligen Pelegrinus gedruckt waren, so hat man noch auf der andern Seite ein kleines Gebet abdrucken müssen. So hat sich unser alter Kokoschka abends Herrn Tauchen gerufen und hat ihm gesagt, er soll bis früh irgendein kleines Gebet auf das Bild und auf das Gewürz zusammenstelln, bis er um zehn Uhr in den Laden kommt, daß es schon fertig sein muß, damits in die Druckerei geht, daß die Küh schon auf das Gebet warten. Entweder –

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