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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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Zugführer Fuchs, sondern auch die übrigen Chargen hübsch lange vergeblich. Sie waren in der Küche, nagten das Fleisch von den Knochen ab und erfreuten sich am Anblick des angebundenen Baloun, der zwar mit den Füßen fest auf dem Boden stand, weil sie sich seiner erbarmt hatten, trotzdem aber einen interessanten Anblick bot. Einer von den Köchen brachte ihm ein Stück Rippenfleisch und steckte es ihm in den Mund, und der angebundene Riese Baloun, der nicht die Möglichkeit hatte, mit den Händen zu manipulieren, schob den Knochen behutsam im Mund herum und ließ ihn mit Hilfe der Zähne und des Zahnfleisches balancieren, wobei er das Fleisch mit dem Ausdruck eines Waldschrecks abnagte.
    »Wer is denn hier von euch der Zugführer Fuchs?« fragte Schwejk, als er sie schließlich fand.
    Zugführer Fuchs hielt es nicht einmal der Mühe wert, sich zu melden, als er sah, daß ein gemeiner Soldat nach ihm fragte.
    »Holla«, sagte Schwejk, »wie lang wer ich noch fragen? Wo is denn der Zugführer Fuchs?«
    Fuchs trat vor und fing voll Würde an, auf alle möglichen Arten zu schimpfen, er sei kein Zugführer, sondern Herr Zugführer, man solle nicht sagen: »Wo ist der Zugführer?«, sondern »Melde gehorsamst, wo ist der Herr Zugführer?« Wenn |438| jemand bei seinem Zug nicht sage: »Ich melde gehorsamst«, so bekomme er gleich eins übers Maul.
    »Nur nicht so hastig«, sagte Schwejk bedächtig, »packen Sie sich gleich zusamm, gehn Sie in die Baracke, nehmen Sie dort zehn Mann und im Laufschritt mit ihnen zum Magazin, Sie wern Konserven fassen.«
    Zugführer Fuchs war so überrascht, daß er nur aus sich hervorstieß: »Was?«
    »Gar kein ›was‹«, antwortete Schwejk, »ich bin Ordonnanz bei der 11. Marschkompanie, und grad vor einer Weile hab ich telefonisch mit Herrn Oberlajtnant Lukasch gesprochen. Und der hat gesagt: ›Laufschritt mit zehn Mann zum Magazin.‹ Wenn Sie nicht gehn wern, Herr Zugführer Fuchs, so geh ich sofort zurück zum Telefon. Der Herr Oberlajtnant wünscht sich ausdrücklich, daß Sie gehn. Es is überhaupt unnütz, darüber zu reden.
    ›Ein telefonisches Gespräch‹, hat Herr Oberlajtnant Lukasch gesagt, ›muß kurz und klar sein. Wenn man sagt: Zugführer Fuchs geht, so geht er. So ein Befehl, das is keine Plauderei per Telefon, wie wenn man jemanden zum Mittagessen einladen möcht. Beim Militär, besonders im Krieg, is jede Verspätung ein Verbrechen. Wenn der Zugführer Fuchs nicht gleich gehn wird, bis Sies ihm melden, so telefonieren Sies mir gleich, und ich wers mir mit ihm schon ausmachen. Vom Zugführer Fuchs wird nicht mal ein Andenken übrigbleiben.‹ Ja, mein Lieber, Sie kennen den Herrn Oberlajtnant nicht.«
    Schwejk schaute siegesbewußt auf die Chargen, die sein Auftreten in der Tat überraschte und deprimierte.
    Zugführer Fuchs brummte etwas Unverständliches und entfernte sich schnellen Schritts, während Schwejk ihm nachrief: »Kann ich also dem Herrn Oberlajtnant telefonieren, daß alles in Ordnung is?«
    »Gleich wer ich mit zehn Mann im Magazin sein«, rief von der Baracke her Zugführer Fuchs, und Schwejk, der kein Wort mehr sagte, entfernte sich aus der Gruppe der Chargen, die ebenso überrascht waren wie Zugführer Fuchs.
    |439| »Es fängt schon an«, sagte der kleine Korporal Blažek, »wir wern packen.«
    Als Schwejk in die Kanzlei der 11. Marschkompanie zurückkehrte, fand er wiederum keine Zeit, seine Pfeife anzuzünden, denn das Telefon klingelte abermals. Es war wiederum Oberleutnant Lukasch, der mit Schwejk sprach: »Wo laufen Sie herum, Schwejk? Ich klingle schon zum drittenmal, und niemand meldet sich.«
    »Ich hab alles zammengetrommelt, Herr Oberlajtnant.«
    »Sind sie also schon gegangen?«
    »Versteht sich, daß sie gegangen sind, aber ich weiß noch nicht, ob sie schon dort sein wern. Soll ich vielleicht noch mal hinlaufen?«
    »Haben Sie also Zugführer Fuchs gefunden?«
    »Jawohl, Herr Oberlajtnant. Erst hat er mich angefahren: ›Was?‹, und erst wie ich ihm erklärt hab, daß Telefongespräche kurz und klar sein müssen …«
    »Unterhalten Sie sich nicht, Schwejk – Wanĕk ist noch nicht zurückgekommen?«
    »Nein, Herr Oberlajtnant.«
    »Brüllen Sie nicht so ins Telefon. Wissen Sie nicht, wo dieser verfluchte Wanĕk sein könnt?«
    »Ich weiß nicht, Herr Oberlajtnant, wo dieser verfluchte Wanĕk sein könnt.«
    »In der Kanzlei beim Regiment war er und ist irgendwohin gegangen. Ich denke, er wird wahrscheinlich in der Kantine sein.

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