Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk
Besprechung zum Oberst gegangen is?«
»Er hat sich ihn hin eingeladen.«
»Also siehst du, der unsrige is auch hingegangen und der von der 13. Marschka auch; grad hab ich mit der Ordonnanz von ihr telefonisch gesprochen. Mir gefällt diese Eile nicht. Und weißt du nichts, ob man bei der Musik packt?«
»Ich weiß von nichts.«
»Mach keinen Ochsen aus dir. Nicht wahr, euer Rechnungsfeldwebel hat schon das Waggonaviso gekriegt? Wieviel Mannschaft habt ihr?«
»Ich weiß nicht.«
»Du Trottl, wer ich dich denn auffressen? (Man hört, wie der Mann beim Telefon daneben spricht: ›Nimm dir den zweiten Hörer, Franz, damit du weißt, was für eine blöde Ordonnanz sie dort bei der 11. Marschka ham.‹) – Haloo, schläfst du dort, oder was? Also antwort, wann dich ein Kollege fragt. Du weißt also noch nichts? Lüg nicht. Hat euer Rechnungsfeldwebel nichts gesagt, daß ihr Konserven fassen werdet? Daß du mit ihm von solchen Sachen nicht gesprochen hast? Du Trottl, du. Daß dich das nichts angeht? (Man hört Lachen.) Du bist, mir scheint, am Kopf gefalln. Bis du also was wissen wirst, so telefoniers uns zur 12. Marschkompanie, mein goldenes Söhnchen, mein blödes. Woher bist du?«
»Aus Prag.«
»Da solltest du gescheiter sein. – Und noch was! Wann is euer Rechnungsfeldwebel in die Kanzlei gegangen?«
»Vor einer Weile hat man ihn gerufen.«
»Da schau her, das hast du nicht früher sagen können? Der unsrige is auch vor einem Weilchen gegangen, da geht was vor. Hast du nicht mitn Train gesprochen?«
»Nein.«
»Jesus Maria Josef, und du sagst, daß du aus Prag bist? Du kümmerst dich um nichts. Wo lungerst du denn den ganzen Tag herum?«
»Ich bin erst vor einer Stunde vom Divisionsgericht gekommen.«
|436| »Das ist ein anderer Kren 3 , Kamerad, da komm ich dich noch heut besuchen. Läut zweimal ab.«
Schwejk wollte sich die Pfeife anzünden, als das Telefon abermals klingelte: Steigt mir am Buckel mit euerm Telefon, dachte Schwejk, ich wer mich mit euch unterhalten!
Das Telefon ratterte aber unerbittlich weiter, so daß Schwejk schließlich die Geduld verlor; er ergriff ein Hörrohr und brüllte ins Telefon: »Haloo, wer dort? Hier Ordonnanz Schwejk von der 11. Marschkompanie.« An der Antwort erkannte Schwejk die Stimme Oberleutnant Lukaschs: »Was treibt ihr dort alle? Wo ist Wanĕk, rufen Sie sofort den Wanĕk zum Telefon!«
»Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, vorhin hat das Telefon geklingelt.«
»Hören Sie, Schwejk, ich hab keine Zeit, mich mit Ihnen zu unterhalten. Telefonische Gespräche beim Militär, das ist keine Plauderei per Telefon, wie wenn man jemanden einlädt, er soll zum Mittagessen kommen. Telefongespräche müssen klar und kurz sein. Bei Telefongesprächen fällt auch das ›melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant‹ weg. Ich frage Sie also, Schwejk, haben Sie den Wanĕk bei der Hand? Er soll gleich zum Telefon kommen!«
»Ich hab ihn nicht bei der Hand, melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, er is vor einer Weile von hier aus der Kanzlei, es kann noch nicht mal eine Viertelstunde sein, in die Regimentskanzlei abberufen worn.«
»Bis ich komm, wer ich mit Ihnen Ordnung machen, Schwejk. Können Sie sich nicht knapp ausdrücken? Passen Sie jetzt gut drauf auf, was ich Ihnen sagen werde. Verstehn Sie deutlich, damit Sie sich dann nicht ausreden, daß es im Telefon heiser geklungen hat? Augenblicklich, sofort wie Sie den Hörer aufhängen …«
Pause. Neuerliches Läuten. Schwejk ergriff den Hörer und wurde von einer Fülle von Schimpfworten überschüttet. »Sie Rindvieh, Sie Gassenbub, Sie Halunke, Sie. Was machen Sie da, warum unterbrechen Sie das Gespräch?«
»Sie ham mir, bitte, gesagt, ich soll den Hörer aufhängen.«
|437| »Ich bin in einer Stunde zu Haus, Schwejk, und dann freun Sie sich. – Sie packen sich also gleich zusammen, gehn in die Baracke und treiben irgendeinen Zugführer auf, meinetwegen den Fuchs, und sagen ihm, daß er gleich zehn Mann nehmen soll und mit ihnen ins Magazin Konserven fassen gehn soll. Wiederholn Sie das, was soll er machen?«
»Mit zehn Mann ins Magazin Konserven für die Kompanie fassen gehn.«
»Endlich blödeln Sie einmal nicht. Ich werde inzwischen dem Wanĕk in die Regimentskanzlei telefonieren, er soll auch ins Magazin gehn und die Konserven übernehmen. Wenn er inzwischen in die Baracke kommt, soll er alles liegenlassen und Laufschritt ins Magazin nehmen. Und jetzt hängen Sie den Hörer auf.«
Schwejk suchte nicht nur
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