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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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ins Feld geht. Na, der Herr Oberlajtnant hat sichs gestern ganz gut überlegt mit dem Anbinden von seinem Putzfleck. Ich hab diesem Grünschnabel aber auch gesagt, er soll sichs gut überlegen, aus der Mannschaft Tiere zu machen.«
    »Wenn Sie schon von dem Putzfleck reden«, sagte Schwejk, »wissen Sie vielleicht nicht, ob man schon irgendeinen für den Herrn Oberlajtnant aufgetrieben hat?«
    »Ham Sie doch bißl Grütze«, antwortete Wanĕk, »auf alles is genug Zeit, übrigens denk ich, daß sich der Herr Oberlajtnant an Baloun gewöhnen wird, hie und da wird er ihm noch was auffressen, und dann wird er sichs auch abgewöhnen, bis wir im Feld sein wern. Dort wern sie oft beide nichts zu fressen haben. Wenn ich sag, daß Baloun bleibt, so läßt sich nichts machen. Das is meine Sorge, und der Herr Oberlajtnant hat nichts dreinzureden. Nur keine Eile nicht.«
    Wanĕk legte sich wieder auf sein Bett und sagte: »Schwejk, erzähln Sie mir eine Anekdote ausn Soldatenleben.«
    »Das möchte gehen«, antwortete Schwejk, »aber ich hab Angst, daß wieder jemand auf uns läuten wird.«
    |467| »Also schalten Sie aus, Schwejk, schrauben Sie die Leitung ab, oder nehmen Sie den Hörer herunter.«
    »Gut«, sagte Schwejk, den Hörer abnehmend, »ich wer Ihnen was erzähln, was in diese Situation paßt, nur daß damals statt dem wirklichen Krieg nur Manöver waren und auch so eine Panik war wie heut, weil man nicht gewußt hat, wann wir aus der Kaserne ausrücken. Mit mir hat ein gewisser Schic vom Poříc gedient, ein braver Mann, aber fromm und furchtsam. Der hat sich vorgestellt, daß die Manöver was Schreckliches sind, daß die Menschen auf ihnen vor Durst umfalln und daß die Sanitäter das aufklauben wie Fallobst. Drum hat er in Vorrat getrunken, und wie wir zu den Manövern aus den Kasernen ausgerückt sind und nach Mnischka gekommen sind, so hat er gesagt: ›Ich halts nicht aus, Jungens, mich kann nur Gott allein retten.‹ Dann sind wir zu Hořowitz gekommen, und dort hamr zwei Tage Rast gehabt, weils irgendein Irrtum war und wir so schnell vorgerückt sind, daß wir mit den übrigen Regimentern, was mit uns an den Flügeln gegangen sind, den ganzen feindlichen Stab gefangengenommen hätten, was ein Schkandal gewesen wär, weils unser Armeekorps hat bescheißen und der Feind gewinnen solln, weil bei den Feinden so ein abgelebtes Erzherzogerl war. Da hat der Schic folgendes angestellt. Wie wir gelagert sind, hat er sich zusammgepackt und is sich was in irgendein Dorf hinter Hořowitz kaufen gegangen und is Mittag ins Lager zurückgekommen. Heiß wars, beschwipst war er auch grad akkurat, da hat er aufn Weg eine Säule gesehn, und auf der Säule war ein Kästchen und drin eine ganz kleine Statue vom heiligen Johann von Nepomuk. Er hat vorn heiligen Johann gebetet und sagt zu ihm: ›Heiß is dir, was, wenn du wenigstens bißl was zu trinken hättest. Bist hier auf der Sonne, sicher schwitzt du fort.‹ So hat er die Feldflasche geschüttelt, hat getrunken und sagt: ›Ich hab dir auch einen Schluck gelassen, heiliger Johann von Nepomuk.‹ Aber er hat sich erschreckt, hat alles ausgesoffen, und aufn Heiligen is nix geblieben. ›Jesus mariandjosef ‹, sagte er, ›heiliger Johann von Nepomuk, das mußt du mir verzeihn, ich wer dirs einbringen, ich nimm dich mit ins Lager und geb dir so viel zu trinken, daß du nicht aufn |468| Füßn stehn wirst.‹ Und der liebe Schic hat aus Mitleid mitn heiligen Johann von Nepomuk das Glas zerdroschen, die Statue des Heiligen herausgezogen und hat sich sie unter die Bluse gesteckt und ins Lager getragen. Dann hat der heilige Nepomuk mit ihm am Stroh geschlafen, er hat ihn auf den Märschen im Tornister mitgetragen und hat großes Glück in den Karten gehabt. Wo wir gelagert ham, dort hat er gewonnen, bis wir in die Gegend von Prachatitz gekommen sind; da sind wir in Drahenitz gelegen, und er hat alles sackumpack verspielt. Wie wir früh ausgerückt sind, so is aufn Birnbaum beim Weg der heilige Johann von Nepomuk aufgehängt gehangen. So, das ist die Anekdote, und jetzt häng ich wieder den Hörer auf.«
    Und das Telefon vermittelte wiederum die Erschütterungen eines neuen, nervösen Lebens, denn die alte Harmonie im Lager war gestört.
    Zu dieser Zeit studierte Oberleutnant Lukasch in seiner Kemenate die soeben vom Regimentsstab an ihn gelangten Chiffren samt der Belehrung, wie sie zu lösen seien, und gleichzeitig den chiffrierten Geheimbefehl über die Richtung, in der das

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