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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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Schmach und Schande auf sich geladen.
    Dem 73. Infanterie-Regiment im Verein mit reichsdeutschen Truppen ist es gelungen, mit schweren Opfern an Toten und Verwundeten die Stellung bis zum Eintreffen neuer Truppenkörper zu behaupten.
    Das 28. Infanterie-Regiment wird auf ewige Zeiten aus der Liste österreichischer Regimenter gestrichen, und die zurückgebliebene Mannschaft sowie die Offiziere haben, im Heer und der Marine aufgeteilt, diese schwere Schuld mit ihrem eigenen Blute zu sühnen.
    Tschechische Truppen haben im Laufe des Feldzuges, besonders in den letzten Kämpfen, wiederholt versagt oder doch nicht ganz entsprochen. Speziell in der Verteidigung wohlvorbereiteter und durch längere Zeit besetzter Stellungen haben sie oft völlig versagt. Im stehenden Schützengrabenkriege gelingt es dem Feinde meist nach kurzer Zeit, mit nichtswürdigen Elementen solcher Truppen Verbindungen anzuknüpfen. Fast immer richtet der Feind, durch diese Verräter unterstützt, seine Angriffe gegen die von solchen Truppen besetzten Frontteile. Häufig gelingt es dann dem Gegner, überraschend und fast ohne Widerstand an diesen Stellen einzudringen und zahlreiche Gefangene zu machen. Schimpf und Schande, Verachtung und Schmach jenen gewissen- und ehrlosen Gesellen, die Kaiser und Reich verraten, die Fahnen unserer ruhmreichen tapferen Armee und zugleich die Ehre ihrer eigenen Nation beschmutzen. Früher oder später ereilt sie die Kugel oder wartet ihrer des Henkers Strick. Pflicht jedes einzelnen Tschechen, der Ehre im Leibe hat, ist es, jene schurkischen Hetzer und Verräter, die in ihrer Mitte sind, dem vorgesetzten Kommando zu melden. Wer dies nicht tut, ist ein ebensolcher Schurke wie der Hetzer und Verräter selbst.
    Dieser Befehl ist der gesamten Mannschaft, der tschechischen |474| Mannschaft an wiederholten Tagen, erläuternd zu verlautbaren.
    Erzherzog Joseph Ferdinand

    »Das ham sie uns ein bißl spät vorgelesen«, sagte Schwejk zu Wanĕk, »ich wunder mich sehr, daß sies uns erst jetzt verlesen ham, wo doch Seine Majestät der Kaiser den Befehl am 17. April herausgegeben hat. Das könnt so aussehn, wie wenn sies uns aus irgendwelchen Gründen nicht gleich zu lesen gegeben hätten. Ich, wenn ich Kaiser wär, möcht ich mir so eine Zurücksetzung nicht gefalln lassen. Wenn ich am 17. April einen Befehl ausgeben tät, dann muß man ihn auch am 17. April bei allen Regimentern verlesen, und wenns Schusterbuben hageln würde.«
    Auf der andern Seite des Waggons, Wanĕk gegenüber, saß der okkultistische Koch aus der Offiziersmenage und schrieb etwas. Hinter ihm saß der Putzfleck des Oberleutnants Lukasch, der bärtige Riese Baloun, und der der 11. Marschkompanie zugeteilte Telefonist Chodounsky. Baloun wiederkäute ein Stück Kommißbrot und setzte dem Telefonisten Chodounsky entsetzt auseinander, er könne nicht dafür, daß er in dem Gedränge beim Einsteigen nicht in den Stabswaggon zu seinem Oberleutnant hatte gelangen können.
    Chodounsky machte ihm angst, daß der Spaß jetzt aufhöre, darauf stehe Pulver und Blei.
    »Wenn diese Quälerei schon mal ein Ende hätte«, jammerte Baloun, »einmal war ich schon nah dran, auf den Manövern bei Wotitz. Dort hamr hungrig und durstig marschieren müssen, und wie der Bataillonsadjutant zu uns geritten is, so hab ich aufgeschrien: ›Gebt uns Wasser und Brot!‹ Er hats Pferd auf mich umgedreht und hat gesagt, wenns im Krieg wär, so müßt ich aus der Reihe treten, und er möcht mich totschießen lassen, und jetzt, daß er mich einsperrn läßt ins Garnisonsarrest, aber ich hab großes Glück gehabt, weil, wie er zum Stab geritten is, es melden, is sein Pferd scheu geworden, und er is heruntergefalln und hat sich gottlob das Genick gebrochen.«
    |475| Baloun seufzte tief auf, und ein Bissen Brot blieb ihm in der Kehle stecken; und als er zu sich kam, schaute er verlangend auf die beiden Rucksäcke Oberleutnant Lukaschs, die er behütete.
    »Sie ham gefaßt, die Herren Offiziere«, sagte er schwermütig, »Leberkonserven und ungarische Salami. So ein Stückl kosten!«
    Er blickte dabei so sehnsüchtig auf die beiden Rucksäcke seines Oberleutnants wie ein von allen verlassenes Hündchen, das hungrig ist wie ein Wolf, vor der Tür eines Selcherladens sitzt und den Geruch kochenden Selchfleischs spürt.
    »Es möcht nicht schaden«, sagte Chodounsky, »wenn man uns irgendwo mit einem guten Mittagmahl erwarten tät. Wie wir zu Kriegsbeginn nach Serbien gefahren sind, so hamr uns

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