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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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Marschbataillon sich an die galizische Grenze (erste Etappe) begeben sollte:

    7217 – 1238 – 475 – 2121 – 35 = Wieselburg
    8922 – 375 – 7282 = Raab
    4432 – 1238 – 7217 – 35 – 8922 – 35 = Komorn
    7282 – 9299 – 310 – 375 – 7881 – 298 – 475 – 7979 = Budapest.

    Während er diese Chiffre löste, seufzte Oberleutnant Lukasch: »Der Teufel soll das buserieren.«

2
Quer durch Ungarn
    Endlich war jener Augenblick da, wo man alle im Verhältnis von zweiundvierzig Mann zu acht Pferden in die Waggons pferchte. |469| Die Pferde fuhren freilich bequemer als die Mannschaft, denn sie konnten im Stehen schlafen, aber das tat nichts. Der Militärzug brachte abermals eine neue, zur Schlachtbank getriebene Menschenschar nach Galizien.
    Im ganzen brachte er diesen Geschöpfen doch nur eine gewisse Erleichterung; es war doch nun etwas Bestimmtes, als der Zug sich in Bewegung setzte; vorher jedoch gabs nur eine quälende Ungewißheit, eine panische Unsicherheit, ob man schon heute oder morgen oder erst übermorgen fahren werde. Einigen war zumute wie zum Tode Verurteilten, die angstvoll darauf warteten, wann der Scharfrichter sie abholen wird. Und dann tritt eine Beruhigung ein, weil es gleich vorbei sein wird.
    Deshalb brüllte ein Soldat aus dem Waggon wie toll: »Wir fahren, wir fahren!«
    Rechnungsfeldwebel Wanĕk hatte vollkommen recht, wenn er zu Schwejk gesagt hatte, daß keine Eile sei.
    Bevor der Augenblick herankam, in dem man in die Waggons kletterte, waren mehrere Tage verflossen. Während dieser Tage wurde unablässig von Konserven gesprochen, und der erfahrene Wanĕk erklärte, daß das nur Phantasien seien. Was für Konserven! Eine Feldmesse, das schon eher, weil es auch bei der vorigen Marschkompanie eine gegeben hätte. Wenn es Konserven gibt, entfällt die Feldmesse. Im umgekehrten Fall ist die Feldmesse ein Ersatz für die Konserven.
    Und so tauchte also statt der Gulaschkonserven Oberfeldkurat Ibl auf, der drei Fliegen auf einen Schlag erschlug. Er zelebrierte die Feldmesse auf einmal für drei Marschbataillone, zwei davon segnete er für Serbien ein und eins für Rußland.
    Er hielt dabei eine begeisterte Ansprache, und man merkte, daß er das Material dazu den Militärkalendern entnommen hatte. Es war eine so ergreifende Rede, daß sich Schwejk, der sich zusammen mit Wanĕk in der improvisierten Kanzlei im Waggon befand, als sie nach Wieselburg fuhren, an diese Ansprache erinnerte und zum Rechnungsfeldwebel sagte: »Das wird sehr fein sein, wies der Herr Feldkurat gesagt hat, bis der Tag zur Neige geht und die Sonne mit ihren goldenen Strahlen hinter den Bergen untergehn wird und auf dem Schlachtfeld, |470| wie er gesagt hat, der letzte Atemzug der Sterbenden zu hören sein wird, das Röcheln der sterbenden Pferde und das Stöhnen der Verwundeten und das Jammern der Bevölkerung, wenn ihnen die Hütten überm Kopf brennen wern. Ich hab das sehr gern, wenn Leute so blödeln wie verrückt.« Wanĕk nickte zustimmend mit dem Kopf. »Es war eine verdammt rührende Geschichte.«
    »Es war sehr hübsch und lehrreich«, sagte Schwejk, »ich hab mirs sehr gut gemerkt, und bis ich ausn Krieg zurückkomm, wer ichs beim ›Kelch‹ erzähln. Der Herr Kurat hat sich, wie er uns das auseinandergesetzt hat, so hübsch in Positur gestellt, daß ich Angst gehabt hab, daß ihm eine Haxen ausrutscht und er aufn Feldaltar fällt und sich seine Kokosnuß an der Monstranz zerbricht. Er hat uns so hübsche Beispiele aus der Geschichte unserer Armee erzählt, wie noch Radetzky gedient hat und wie sich mit der Abendröte das Feuer vermischt hat, wie die Scheunen aufn Schlachtfeld gebrannt ham, als ob ers gesehn hätt.«
    Und am nämlichen Tag war Kurat Ibl bereits in Wien und trug dort wiederum einem andern Marschbataillon die rührende Geschichte vor, von der Schwejk gesprochen und die ihm so gut gefallen hatte, daß er sie als Höhepunkt der Blödheit bezeichnet hat.
    »Liebe Soldaten«, sprach Feldkurat Ibl, »stellt euch also vor, versetzt euch also ins Jahr achtundvierzig und denkt euch, daß die Schlacht bei Custozza siegreich geendet hat, wo nach zehnstündigem hartem Kampf der italienische König Albert das blutige Schlachtfeld unserem Soldatenvater Marschall Radetzky überlassen mußte, der in seinem vierundachtzigsten Lebensjahre einen so glänzenden Sieg errang.
    Und siehe da, liebe Soldaten! Auf einer Anhöhe vor dem eroberten Custozza blieb der greise Marschall stehen. Rings um ihn die

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