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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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Hängen Sie den Hörer auf.«
    Wanĕk, der den schwarzen Kaffee schlürfte, in den er Rum aus einer Flasche zugoß, die (der Vorsicht halber) mit der Aufschrift |460| »Tinte« versehen war, blickte Schwejk an und sagte: »Unser Oberlajtnant schreit aber ins Telefon; ich hab jedes Wort verstanden. Sie müssen sehr gut bekannt sein mitn Herrn Oberlajtnant, Schwejk.«
    »Wir sind eine Hand«, antwortete Schwejk. »Eine Hand wäscht die andere. Wir ham schon viel zusamm mitgemacht. Paarmal hat man uns schon auseinanderreißen wolln, aber wir ham uns wieder gefunden. Er hat sich immer mit allem auf mich verlassen, daß ich mich manchmal selbst wunder. Sie ham jetzt sicher auch gehört, daß ich Sie noch mal erinnern soll, daß Sie ihm einen neuen Putzfleck finden solln und daß ich ihn besichtigen muß und ein Gutachten von ihm abgeben soll. Nämlich der Herr Oberlajtnant is nicht mit jedem Putzfleck zufrieden.«
    Als Oberst Schröder alle Offiziere des Marschbataillons zu einer Konferenz berief, tat er dies abermals sehr gern, um sich aussprechen zu können. Außerdem war es nötig, eine Entscheidung in der Affäre des Einjährigfreiwilligen Marek zu treffen, der nicht die Aborte reinigen wollte und wegen Meuterei von Oberst Schröder zum Divisionsgericht geschickt worden war.
    Vom Divisionsgericht war er gerade gestern in der Nacht auf die »Hauptwache« gebracht worden, wo er festgehalten wurde. Gleichzeitig mit ihm war in die Regimentskanzlei eine maßlos verworrene Zuschrift des Divisionsgerichtes eingeliefert worden, in der man darauf hinwies, daß es sich in diesem Falle nicht um Meuterei handle, weil Einjährigfreiwillige nicht Aborte reinigen sollen, daß es sich aber nichtsdestoweniger um eine »Subordinationsverletzung« handle, welches Delikt auf Grund eines tapferen Verhaltens im Felde nachgesehen werden könne. Aus diesen Gründen werde der angeklagte Einjährigfreiwillige Marek zu seinem Regiment zurückgeschickt. Die Untersuchung wegen Verletzung der militärischen Zucht sollte bis zum Abschluß des Krieges eingestellt oder bei der nächsten Übertretung, der sich der Einjährigfreiwillige Marek schuldig machen werde, neu aufgenommen werden.
    Es handelte sich auch noch um einen zweiten Fall. Gleichzeitig |461| mit dem Einjährigfreiwilligen Marek war der Hauptwache vom Divisionsgericht der falsche Zugführer Teweles eingeliefert worden, der vor kurzem beim Regiment aufgetaucht war, wohin man ihn aus dem Krankenhaus in Agram geschickt hatte. Er hatte die große silberne Medaille, die Abzeichen eines Einjährigfreiwilligen und drei Sternchen. Er erzählte von Heldentaten der 6. Marschkompanie in Serbien, von der er angeblich ganz allein übriggeblieben sei. Durch die Untersuchung wurde festgestellt, daß in der Tat zu Beginn des Krieges mit der 6. Marschkompanie irgendein Teweles abgegangen war, der jedoch nicht das Einjährigfreiwilligenrecht besessen hatte. Man forderte einen Bericht von der Brigade, zu der die 6. Marschkompanie kommandiert worden war, als man am 2. Dezember 1914 aus Belgrad flüchtete, und stellte fest, daß sich im Verzeichnis der für die silberne Medaille Vorgeschlagenen oder Ausgezeichneten kein Teweles befand. Ob aber der Infanterist Teweles in der Belgrader Kriegskampagne zum Zugführer befördert worden war, ließ sich auf keine Weise sicherstellen, weil die ganze 6. Marschkompanie bei der Kirche des heiligen Sava in Belgrad samt ihren Offizieren in Verlust geraten war. Beim Divisionsgericht verteidigte sich Teweles, indem er behauptete, daß ihm die große silberne Medaille tatsächlich versprochen worden war und er sich sie deshalb im Spital von einem Bosniaken gekauft habe. Was die Einjährigfreiwilligenstreifen betreffe, so habe er sich sie in der Trunkenheit angenäht und fahre deshalb fort, sie zu tragen, weil er fortwährend betrunken sei, da er einen durch Dysenterie geschwächten Organismus habe.
    Als die Besprechung begann, teilte Oberst Schröder vor Erörterung dieser beiden Fälle mit, daß es nötig sei, vor der Abfahrt, die nicht lange auf sich warten lassen werde, häufiger zusammenzukommen. Von der Brigade sei ihm mitgeteilt worden, daß man Befehle von der Division erwarte. Die Mannschaft möge bereit sein, und die Kompaniekommandanten sollten wachsam dafür Sorge tragen, daß niemand fehle. Er wiederholte dann nochmals alles, was er gestern vorgebracht hatte. Gab abermals eine Übersicht der Kriegsbegebenheiten |462| und fügte hinzu, daß nichts den

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