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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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euch auf jeder Station überfressen, so hat man uns überall bewirtet. Aus Gansbiegeln hat man Würfel vom besten Fleisch herausgeschnitten und mit ihnen auf Schokoladetafeln Wolf und Schaf gespielt. In Esseg in Kroatien ham uns zwei Herrn von die Veteranen einen großen Kessel mit gebratenen Hasen in den Waggon gebracht, und da hamrs schon nicht ausgehalten und ihnen das alles aufn Kopf gegossen. Auf allen Strecken hamr nichts anderes gemacht als ausn Waggon gekotzt. Korporal Matĕjka in unserm Waggon hat sich so überstopft, daß wir ihm ham ein Brett aufn Bauch geben müssen und drauf herumspringen, wie wenn man Kraut stampft, und das hat ihn erst erleichtert, und es is oben und unten aus ihm heraus. Wie wir durch Ungarn gefahren sind, so hat man uns auf jeder Station gebratene Hennen in den Waggon geworfen. Von denen hamr nichts anderes gegessen wie das Hirn. In Kapošfalva ham uns die Magyaren ganze Stücke von gebratenen Schweinen in den Waggon geworfen, und ein Kamerad hat einen ganzen gebratenen Schweinskopf so aufn Kopf bekommen, daß er den Spender dann mitn Überschwung über drei Geleise gejagt hat. Dafür hamr in Bosnien nicht mal mehr Wasser gekriegt. Aber bis nach Bosnien, obzwars verboten war, hamr alle möglichen Schnäpse gehabt, was du ausgehalten hast, und Wein in Strömen. Ich erinner mich, daß uns auf einer Station so Frauen |476| und Fräuleins mit Bier traktiert ham, und wir ham uns vor ihnen in eine Kanne mit Bier ausgepischt. Die sind aber vom Waggon geflogen!
    Wir waren alle den ganzen Weg benebelt, ich hab nicht mal aufs Eichel-As gesehn, und bevor wir was gemerkt ham, auf einmal ein Befehl, wir ham nicht mal zu End gespielt, und – Alles ausn Waggon. Irgendein Korporal, ich weiß nicht mehr, wie er geheißen hat, hat auf seine Leut geschrien, daß sie singen sollen: ›Und die Serben müssen sehn, daß wir Österreicher Sieger, Sieger sind.‹ Aber jemand hat ihm von hinten einen Fußtritt gegeben, und er is aufs Geleise gefalln. Dann hat er geschrien, man soll die Gewehre in Pyramiden aufstellen, und der Zug hat gleich umgedreht und is leer zurückgefahren, nur, das versteht sich, wies in so einer Panik zu sein pflegt, daß er uns die Verpflegung auf zwei Tage mitgenommen hat. Und so weit wie von hier bis dort zu den Bäumen ham euch dorten schon die Schrapnells angefangen zu explodieren. Vom andern Ende is der Bataillonskommandant geritten gekommen und hat alle zur Beratung zusammengerufen, und dann is unser Oberlajtnant Macek gekommen, ein Tschech wie ein Klotz, aber er hat nur deutsch gesprochen, und sagt, bleich wie Kreide, daß man nicht weiterfahren kann, daß die Strecke in der Nacht in die Luft gesprengt worden is, daß die Serben übern Fluß gekommen sind und jetzt am linken Flügel sind. Aber das is noch weit von uns. Wir wern herich Verstärkungen bekommen, und dann wern wir sie verdreschen. Daß sich niemand ergeben soll, wenns zu was kommen sollt, die Serben schneiden herich den Gefangenen Ohren und Nasen ab und stechen ihnen die Augen aus. Daß unweit von uns Schrapnells explodieren, draus solln wir uns nichts machen. Da schießt sich herich unsere Artillerie ein. Auf einmal hat sich irgendwo hinter den Bergen ein Tatatatata gemeldet. Da schießen sich herich unsere Maschinengewehre ein. Dann hat man von links eine Kanonade gehört, wir hams zuerst gehört und sind aufn Bauch gelegen, über uns sind paar Granaten geflogen und ham den Bahnhof angezündet, und von der rechten Seite über uns ham die Kugeln zu pfeifen angefangen, und in der Ferne hat |477| man Salven gehört und das Rattern von Gewehren. Oberlajtnant Macek hat befohlen, die Pyramiden auseinanderzunehmen und die Gewehre zu laden. Der Dienstführende is zu ihm gegangen und hat gesagt, daß das überhaupt nicht möglich is, weil wir keine Munition mithaben, daß er doch gut weiß, daß wir erst auf der weitern Etappe vor der Front ham Munition fassen solln. Daß der Zug mit Munition vor uns gefahren is und daß er wahrscheinlich schon den Serben in die Hände gefallen is. Oberlajtnant Macek is eine Weile wie versteinert dagestanden, und dann hat er den Befehl gegeben ›Bajonett auf‹, ohne daß er gewußt hätt, warum, nur so aus Verzweiflung, damit man was macht, dann sind wir wieder eine hübsche Weile in Bereitschaft gestanden, dann sind wir wieder auf den Bahnschwellen gekrochen, weil sich ein Aeroplan gezeigt hat und die Chargen gebrüllt ham: ›A1les decken, decken!‹ Dann hat sichs gezeigt, daß er

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