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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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sich nämlich die Gunst Oberst Schröders, der ihm bisher die Stange gehalten hatte und für den durch einen unglücklichen Zufall beim Abschiedsmahl der Offiziere des Marschbataillons wieder keine Portion Rollbraten übriggeblieben war, total verscherzt. Oberst Schröder schickte ihn mit der Marschkompanie ins Feld, nachdem er die Offiziersküche des Regiments irgendeinem unglücklichen Lehrer aus der Blindenanstalt auf dem Klarow in Prag anvertraut hatte.
    Der Koch-Okkultist überflog noch einmal, was er geschrieben und was ihm als diplomatisch dazu angetan schien, doch nur etwas entfernt vom Schlachtfeld zu bleiben, denn, mag jeder sagen, was er will, auch an der Front gibt es eine Tachiniererei 1 .
    Er hatte zwar, als er in Zivil Redakteur und Eigentümer einer okkultistischen Zeitschrift für die Wissenschaften des |480| Jenseits war, eine lange Betrachtung über die Grundlosigkeit der Furcht vor dem Tode und eine Betrachtung über die Seelenwanderung geschrieben. Aber das tat jetzt nichts zur Sache.
    Jetzt trat er näher, um Schwejk und Wanĕk zu kiebitzen. Zwischen den beiden Spielern bestand in diesem Augenblick kein Rangunterschied. Sie spielten nicht mehr zu zweit, sondern Mariage zu dritt mit Chodounsky.
    Ordonnanz Schwejk beschimpfte Rechnungsführer Wanĕk in gemeiner Weise: »Ich wunder mich über Sie, wie Sie so blöd spieln können. Sie sehn doch, daß er Beul spielt. Ich hab kein Schell, und Sie spieln den Achter nicht und spieln wie das blödeste Rindvieh den Eichelunter aus, und der Dummkopf gewinnts.«
    »So ein Geschrei wegen einem verlorenen Bettl«, lautete die höfliche Antwort des Rechnungsfeldwebels, »Sie spielen selbst wie ein Idiot. Ich soll mir den Schellachter ausn kleinen Fingern zuzeln. Wenn ich überhaupt kein Schell hab, ich hab nur hohes Grün und Eichel gehabt, Sie Idiot.«
    »So ham Sie Durchmarsch spieln solln, Sie Gescheiter«, sagte Schwejk mit einem Lächeln, »das is grad so wie einmal bei Walesch, unten in der Restauration, da hat auch so ein Nebbich Durch gehabt und hat ihn nicht gespielt und hat immer die kleinsten Karten in den Talon gelegt und hat jeden Beul spieln lassen. Aber was für Karten der gehabt hat! Von allen Karten die höchsten. So wie ich jetzt nichts davon hätt, wenn Sie Durch spieln möchten, so hätt ich auch damals nichts davon gehabt, und niemand von uns nicht, wies mal herumgegangen is, hätten wir ihm fort zahlen müssen. Endlich sag ich: ›Herr Herold, sind Sie so freundlich, spieln Sie Durch und blödln Sie nicht.‹ Aber er fährt mich an, daß er spielen kann, was er will, wir sollen herich Maul halten, daß er die Universität besucht hat. Aber das is ihm teuer zu stehn gekommen. Der Wirt war ein Bekannter, die Kellnerin war mit uns sogar allzu intim, so hamr der Polizeipatrouille erklärt, daß alles in Ordnung is. Erstens, daß es von ihm gemein is, daß er die Patrouille ruft und dadurch die Nachtruh stört, weil er irgendwo |481| vorm Wirtshaus auf dem Glatteis ausrutscht und mit der Nase drüberfährt, daß er sich sie zerschlägt. Daß wir ihn nicht mal angerührt ham, wie er falschen Mariage gespielt hat, und daß er, wie mans aufgedeckt hat, so rasch herausgelaufen is, daß er hingeflogen is. Der Wirt und die Kellnerin hams uns bestätigt, daß wir uns zu ihm wirklich zu gentlemänisch benommen ham. Er hat auch nichts Besseres verdient. Er is von sieben Uhr abends bis Mitternacht bei einem Bier und Sodawasser gesessen und hat sich weiß Gott auf was für einen Herrn aufgespielt, weil er Universitätsprofessor war und vom Mariage soviel verstanden hat wie eine Ziege von Petersilie. Also wer soll jetzt teilen?«
    »Spieln wir Kaufzwick«, schlug der Koch-Okkultist vor, »Kaufzwick zu einem Sechserl.«
    »Erzähln Sie uns lieber«, sagte der Rechnungsfeldwebel, »von der Seelenwanderung, was Sie dem Fräulein in der Kantine erzählt ham, wie Sie sich die Nase zerschlagen ham.«
    »Von Seelenwanderung hab ich auch schon gehört«, ließ sich Schwejk vernehmen, »ich hab mir auch mal vor Jahren vorgenommen, daß ich mich, wie man mit Vergeben sagt, selbst bilden wer, damit ich nicht zurückbleib, und bin ins Lesezimmer der Gewerbevereinigung in Prag gegangen, aber weil ich abgefetzt war und mir am Hintern Löcher geglänzt ham, hab ich mich nicht bilden können, weil sie mich nicht hineingelassen, sondern herausgeführt ham, denn sie ham geglaubt, daß ich Winterröcke stehln gekommen bin. So hab ich mir meinen Feiertagsanzug genommen und

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