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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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bin mal in die Museumsbibliothek gegangen und hab mir mit meinem Kameraden so ein Buch über Seelenwanderung ausgeborgt, und dort hab ich gelesen, daß ein indischer Kaiser sich nachn Tod in ein Schwein verwandelt hat und daß er sich, wie man das Schwein abgestochen hat, in einen Affen verwandelt hat, daß er ausn Affen ein Dachshund geworn is und ausn Dachshund ein Minister. Beim Militär hab ich mich dann überzeugt, daß etwas Wahres dran sein muß, denn jeder, wers auch gewesen is, der ein Sterndl gehabt hat, hat die Soldaten entweder Meerschwein oder überhaupt mit einem Tiernamen geschimpft, und demnach sollte |482| man meinen, daß die gemeinen Soldaten vor tausend Jahren irgendwelche berühmten Heerführer waren. Aber wenn Krieg is, is so eine Seelenwanderung eine sehr dumme Sache. Der Teufel weiß, wieviel Verwandlungen der Mensch durchmacht, bevor er, sagen wir, Telefonist, Koch oder Infanterist wird, und auf einmal zerreißt ihn eine Granate, und seine Seele fährt in ein Pferd der Artillerie, und in die ganze Batterie platzt, wie sie auf irgendeine Kote fährt, eine neue Granate und erschlägt wieder das Pferd, in dem sich der Verstorbene wieder verkörpert hat, und gleich übersiedelt die Seele in irgendeine Kuh beim Train, aus der man Gulasch für die Mannschaft macht, und aus der Kuh übersiedelt sie meinetwegen gleich in einen Telefonisten, ausn Telefonisten …«
    »Ich bin überrascht«, sagte der Telefonist sichtlich beleidigt, »daß gerade ich die Zielscheibe dummer Witze sein soll.«
    »Is nicht der Chodounsky in Prag, was das private Detektivinstitut mit dem Aug wie die Dreifaltigkeit Gottes hat, Ihr Verwandter?« fragte Schwejk unschuldig, »ich hab Privatdetektivs sehr gern. Ich hab auch mal vor Jahren beim Militär mit einem Privatdetektiv gedient, mit einem gewissen Stendler. Der hat einen so spitzen Kopf gehabt, daß ihm unser Feldwebel immer gesagt hat, daß er während der zwölf Jahre schon viel spitzige militärische Köpfe gesehn hat, aber daß er sich so einen Zapfen nicht mal im Traum vorgestellt hat. ›Hören Sie mal, Stendler‹, hat er ihm immer gesagt, ›wenn heuer nicht Manöver wären, möcht Ihr spitzer Kopf gar nicht zum Militär passen, aber so wird sich wenigstens die Artillerie nach Ihrem Kopf einschießen, wenn wir in eine Gegend kommen wern, wo kein besserer Orientierungspunkt sein wird.‹ Der hat was von ihm ausgestanden! Manchmal, beim Marsch, hat er ihn fünfhundert Schritte vorausgeschickt und hat dann befohlen: ›Direktion Spitzkopf.‹ Nämlich dieser Herr Stendler hat überhaupt, auch als Privatdetektiv, sehr großes Pech gehabt. Wie oft hat er uns in der Kantine erzählt, was für Leiden er sich oft ausgestanden hat. Er hat solche Aufgaben bekommen, wie zum Beispiel herauszubekommen, ob die Gattin von irgendeinem Klienten, was ganz außer sich zu ihnen gekommen is, |483| sich nicht mit einem andern herumzieht, und wenn sie sich schon herumzieht, mit wem sie sich herumzieht, wo und wie sie sich herumzieht. Oder wieder im Gegenteil. So eine eifersüchtige Frau wollt herausbekommen, mit wem sich der Mann herumtreibt, damit sie ihm zu Haus noch einen größeren Krawall machen kann. Er war ein gebildeter Mensch, hat nur in ausgewählten Worten von Verletzung der ehelichen Treue gesprochen und hat immer fast geweint, wenn er uns erzählt hat, daß alle gewollt ham, daß er sie oder ihn in flagranti erwischt. Ein andrer hätt sich vielleicht darüber gefreut, wenn er so ein Pärchen in flagranti gefunden hätt und hätt sich die Augen herausschaun können, aber der Herr Stendler war davon ganz weg, wie er uns erzählt hat. Er hat sehr intelligent gesagt, daß er diese unzüchtigen Ausschweifungen nicht mal mehr anschaun hat können. Uns is oft der Speichel ausn Mund gelaufen, wie wenn ein Hund geifert, wenn man gekochten Schinken an ihm vorbeiträgt, wenn er uns von allen diesen verschiedenen Positionen erzählt hat, wie er die Pärchen angetroffen hat. Wenn wir Kasernarrest gehabt ham, hat ers uns immer gezeichnet. ›So hab ich‹, sagte er, ›Frau Soundso mit dem und dem Herrn gesehn.‹ Auch die Adressen hat er uns gesagt. Und er war so traurig. ›Diese Watschen‹, hat er immer gesagt, ›was ich von beiden Seiten gekriegt hab! Und das hat mich nicht so verdrossen wie das, daß ich Bestechungsgelder genommen hab. Auf eine solche Bestechung wer ich mein Leben lang nicht vergessen. Er nackt, sie nackt. Im Hotel, und ham sich nicht zugeriegelt, die Idioten!

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