Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
Vom Netzwerk:
Aufn Diwan ham sie nicht Platz gehabt, weil sie beide dick waren, so ham sie am Teppich geschäkert wie junge Katzen. Und der Teppich war ganz durchgetreten, verstaubt, und Zigarettenstummel ham sich drauf herumgewälzt. Und wie ich hineingekommen bin, sind beide aufgesprungen, er is mir gegenübergestanden und hat die Hand gehalten wie ein Feigenblatt. Und sie hat sich mitn Rücken zu mir gedreht, und auf der Haut hat man gesehn, daß sie das ganze Muster vom Gitter am Teppich abgedruckt hat, und am Rückgrat hat sie eine angeklebte Zigarettenhülse gehabt. »Verzeihn Sie, Herr Zemek«, sagte ich, |484| »ich bin der Privatdetektiv Stendler vom Chodounsky und hab die amtliche Pflicht, Sie in flagranti zu erwischen, auf Grund der Anzeige Ihrer Frau Gemahlin. Diese Dame, mit der Sie hier ein unerlaubtes Verhältnis unterhalten, is Frau Grot.« Nie im Leben hab ich so einen ruhigen Bürger gesehn. »Erlauben Sie«, hat er gesagt, wie wenn sichs von selbst verstehn möcht, »ich zieh mich an. Schuld is nur meine Frau, die mich durch grundlose Eifersucht zu einem unerlaubten Verhältnis verführt und, von einem bloßen Verdacht getrieben, den Gatten mit Vorwürfen und schändlichem Mißtrauen beleidigt.« – »Es besteht aber kein Zweifel mehr, daß sich die Schande nicht mehr verheimlichen läßt …« – »Wo hab ich die Unterhosen?« fragte er dabei ruhig. »Aufn Bett.« Derweil er sich die Unterhosen angezogen hat, is er in seinen Erklärungen fortgefahren: »Wenn sich die Schande nicht verheimlichen läßt, so heißt es: Scheidung. – Aber dadurch wird der Schandfleck nicht verheimlicht. Eine Scheidung ist überhaupt eine heikle Sache«, hat er weitergeredet, derweil er sich angezogen hat, »am besten is, wenn sich die Gattin mit Geduld wappnet und keinen Anlaß zu öffentlicher Entrüstung gibt. Übrigens tun Sie, was Sie wolln, ich laß Sie hier mit der gnädigen Frau allein.« Frau Grot war derweil ins Bett gekrochen, Herr Zemek hat mir die Hand gereicht und is weggegangen.‹ Ich erinner mich nicht mehr gut, was Herr Stendler uns noch erzählt hat und was er dann alles gesprochen hat, weil er sich mit der Frau im Bett sehr intelligent unterhalten hat. Zum Beispiel, daß die Ehe nicht dazu bestimmt is, daß sie jeden einfach geradewegs zum Glück führt, und daß es eines jeden Pflicht is, in der Ehe die Begierde zu unterdrücken und seinen körperlichen Teil zu läutern und zu vergeistigen. ›Und dabei hab ich‹, hat Herr Stendler erzählt, ›langsam angefangen, mich auszuziehn, und wie ich schon ausgezogen und ganz verblendet und wild war wie ein Hirsch in Brunstzeit, is mein guter Bekannter Stach ins Zimmer gekommen, auch ein Privatdetektiv aus unserm Konkurrenzinstitut vom Herrn Stern, wohin sich Herr Grot um Hilfe gewendet gehabt hat, was seine Frau betrifft, die herich eine Bekanntschaft hat, und mehr hat er nicht gesagt wie: »Aha, Herr Stendler |485| in flagranti mit Frau Grot, ich gratuliere!« Er hat wieder leise die Tür zugemacht und is weggegangen. »Jetzt is schon alles egal«, hat Frau Grot gesagt, »Sie müssen sich nicht so schnell anziehn, Sie ham neben mir genug Platz.« – »Mir handelt sichs akkurat um Platz, gnädige Frau«, hab ich gesagt und hab schon nicht mal mehr gewußt, was ich sprech, ich erinner mich nur, daß ich was davon gesprochen hab, daß, wenn zwischen Ehegatten Zwistigkeiten herrschen, daß auch die Erziehung der Kinder darunter leidet.‹ Dann hat er uns noch erzählt, wie er sich rasch angezogen hat und wie er Reißaus genommen und sich vorgenommen hat, daß ers gleich seinem Chef, dem Herrn Chodounsky, sagen wird, aber daß er sich dazu stärken gegangen is, und bevor er gekommen is, daß schon Schluß mit Jubel war. Daß derweil schon dieser Stach im Auftrag von seinem Chef, dem Herrn Stern, dort gewesen war, damit er dem Herrn Chodounsky einen Stich gibt, was er für Angestellte in seinem Privatdetektivinstitut hat, und der hat wieder nichts Bessers gewußt, wie rasch um die Gattin vom Herrn Stendler zu schicken, damit sie sichs selbst mit ihm ausmacht, wenn er in amtlicher Obliegenheit irgendwohin geschickt wird und man ihn ausn Konkurrenzinstitut in flagranti erwischt. ›Seit dieser Zeit‹, hat Herr Stendler immer gesagt, wenn die Rede drauf gekommen is, ›hab ich noch einen spitzern Kopf.‹«
    »Spieln wir also zu fünfe – oder zu zehn?« Sie spielten. Der Zug hielt in der Station Wieselburg. Es war bereits Abend, und man ließ niemanden aus den

Weitere Kostenlose Bücher