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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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gehabt, und zwischen ihnen beiden war der Höker Hawlasa. Also der Kaufmann Hořejší hat mal den Einfall gehabt, daß er sich sozusagen mitn Höker Hawlasa gegen den Kaufmann Poschmourny verbinden könnt, und hat angefangen mit ihm zu verhandeln, daß sie die beiden Läden unter einer Firma ›Hořejší und Hawlasa‹ vereinigen könnten. Aber der Höker Hawlasa is gleich zum Kaufmann Poschmourny gegangen und sagt ihm, daß ihm der Hořejší zwölfhundert für seinen Hökerladen gibt und will, daß er mit ihm in Kompanie geht. Wenn er, der Poschmourny, ihm aber achtzehnhundert gibt, so wird er lieber mit ihm gegen den Hořejší in Kompanie gehn. So sind sie einig geworden, und der Hawlasa is eine Zeitlang immer um diesen Hořejší, was er betrogen hat, herumgesprungen und hat gemacht, wie wenn er sein bester Freund wär, und wie die Rede drauf gekommen is, wann sies also abschließn wern, hat er gesagt: ›Ja, das wird schon bald sein. Ich wart nur, bis die Parteien von der Sommerwohnung zurückkommen.‹ Und wie die Parteien gekommen sind, so wars wirklich schon perfekt, wie ers dem Hořejší immerfort versprochen hat, daß sies perfekt machen wern. Nämlich wie der Hořejší mal früh den Laden aufmachen gegangen is, hat er eine große Aufschrift über dem Laden von seinem Konkurrenten gesehen, eine riesengroße Firmentafel: ›Poschmourny und Hawlasa.‹«
    |540| »Bei uns«, bemerkte der dumme Baloun, »war auch mal so ein Fall: Ich wollt nebenan im Dorf ein Mutterkalb kaufen, ich habs zugesagt ghabt, und der Wotitzer Fleischer hat mirs vor der Nase weggeschnappt.«
    »Wo wir also schon wieder einen neuen Krieg ham«, fuhr Schwejk fort, »wo wir um einen Feind mehr ham und wo wir wieder eine neue Front ham, wird man mit der Munition sparen müssen. ›Je mehr Kinder in der Familie sind, desto mehr Rohrstaberln verbraucht man‹, pflegte der alte Chowanek in Motol zu sagen, was den Eltern in der Nachbarschaft für ein Pauschal die Kinder durchgewichst hat.«
    »Ich hab nur Angst«, sagte Baloun, am ganzen Körper zitternd, »daß wegen dem Italien kleinere Portionen sein wern.«
    Rechnungsfeldwebel Wanĕk wurde nachdenklich und sagte ernst: »Das alles kann sein, denn jetzt wird sich unser Sieg ein bißchen hinziehn.«
    »Jetzt möchten wir einen neuen Radetzky brauchen«, meinte Schwejk, »der hat sich schon in der dortigen Gegend ausgekannt, der hat schon gewußt, wo die schwache Seite der Italiener is und was man stürmen soll und von welcher Seite. Nämlich es is nicht so leicht, irgendwohin zu kriechen. Das trifft jeder, aber von dort wegzukommen, das is die wahre militärische Kunst. Wenn man schon irgendwohin kriecht, so muß man von allem wissen, was um einen herum vorgeht, damit man sich nicht plötzlich in einer Schlamastik befindet, was man Katastrophe nennt. Da hat man euch mal bei uns im Haus, noch in der alten Wohnung, aufn Boden einen Dieb erwischt, und der Kerl hat sich achtgegeben, wie er hineingekrochen is, daß grad Maurer den Lichthof ausbessern, so hat er sich ihnen also losgerissen, hat die Hausmeisterin umgeworfen und hat sich aufn Gerüst heruntergelassen in den Lichthof, und von dort hat er überhaupt nicht herauskönnen. Aber unser Väterchen Radetzky hat von jedem Weg gewußt, man hat ihn nie erwischen können. In einem Buch über den General war das alles beschrieben: wie er von Santa Lucia weggelaufen is und wie die Italiener auch weggelaufen sind und wie er erst am nächsten Tag draufgekommen is, daß ers eigentlich gewonnen |541| hat. Weil er die Italiener dort nicht gefunden hat und nicht mit dem Fernrohr gesehn hat, so is er also zurück und hat das verlassene Santa Lucia besetzt. Das hat ihm den Feldmarschall eingetragen.«
    »Was denn, Italien, das ist ein feines Land«, warf Koch Jurajda dazwischen, »ich war einmal in Venedig und weiß, daß der Italiener einen jeden Schwein nennt. Wenn er sich aufregt, ist man bei ihm gleich ein porco maledetto. Sogar der Papst ist bei ihm ein porco, sogar ›madonna mia è porco, papa è porco‹.«
    Feldwebel Wanĕk äußerte sich demgegenüber sehr wohlwollend über Italien. Er habe in Kralup in seiner Drogerie eine Erzeugung von Zitronensaft, den er aus verfaulten Zitronen anfertige, und die billigsten und verfaultesten Zitronen habe er stets aus Italien bezogen. Jetzt werde Schluß sein mit dem Versand von Zitronen aus Italien nach Kralup. Es bestehe kein Zweifel, daß der Krieg mit Italien verschiedene Überraschungen mit sich

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