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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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bringen werde, denn Österreich werde sich rächen wollen.
    »Das sagt sich so«, lachte Schwejk, »sich rächen! – Jemand denkt sich, daß er sich rächt, und zum Schluß trägts der davon, den sich so ein Mensch sozusagen zum Instrument seiner Rache ausgesucht hat. Wie ich vor Jahren auf den Weinbergen gewohnt hab, so hat dort im Parterre ein Hausmeister gewohnt, und bei dem war so ein kleiner Bankbeamter auf Quartier, und der is in einen Ausschank in die Krameriusgasse gegangen und hat sich dort mal mit einem Herrn gestritten, was irgendwo auf den Weinbergen ein Institut für Harnanalysen gehabt hat. Dieser Herr hat überhaupt an nichts anderes gedacht und von nichts anderem gesprochen und hat lauter Flascherln mit Urin bei sich getragen, jedem hat ers unter die Nase gesteckt, er soll auch urinieren und sich den Urin untersuchen lassen, weil von so einer Untersuchung das Glück des Menschen und der Familie abhängt und weils auch billig ist, weils nur sechs Kronen kostet. Alle, was in den Ausschank gegangen sind, auch der Wirt und die Wirtin, ham sich den Urin analysieren lassen, nur der Beamte hat sich noch gehalten, obzwar der Herr ihm fort aufs Pissoir nachgekrochen is, wenn er herausgegangen is, und |542| ihm immer besorgt gesagt hat: ›Ich weiß nicht, Herr Skorkowsky, mir will Ihr Urin nicht gefallen, urinieren Sie in ein Flascherl, bevors zu spät ist!‹ Endlich hat er ihn überredet. Es hat den Beamten sechs Kronen gekostet, und der Herr hat ihm die Analyse gehörig versüßt, wie ers schon allen ausn Ausschank gemacht hat, nicht mal den Wirt ausgenommen, dem er das Gewerbe verdorben hat, weil er so eine Analyse immer mit solchen Reden begleitet hat, daß es ein sehr ernster Fall is, daß niemand nichts trinken darf, nur Wasser, daß er nicht rauchen darf, daß er nicht heiraten darf und daß er nur lauter Gemüse essen soll. Also dieser Beamte hat auf ihn eine schreckliche Wut gehabt wie alle und hat sich den Hausmeister zum Instrument seiner Rache ausgesucht, weil er den Hausmeister als einen rohen Menschen gekannt hat. Also einmal sagt er diesem Herrn, was diese Harnanalysen gemacht hat, daß sein Hausmeister sich schon einige Zeit nicht wohl fühlt und daß er ihn bittet, er soll sich morgen früh gegen sieben Uhr zu ihm um Urin kommen, daß er sich ihn nachsehn lassen will. Und er is hingegangen. Der Hausmeister hat noch geschlafen, wie ihn der Herr geweckt hat und freundschaftlich zu ihm gesagt hat: ›Habe die Ehre, Herr Malek, guten Morgen wünsch ich. Hier is, bitte, ein Flascherl, urinieren Sie gefälligst, und ich krieg sechs Kronen.‹ Aber dann hats was gesetzt! Der Hausmeister is in Unterhosen ausn Bett gesprungen, hat den Herrn beim Hals gepackt und hat ihn an den Kasten geworfen, daß er drin hängengeblieben is! Wie er ihn ausn Kasten gezogen hat, hat er einen Ochsenziemer gepackt und hat ihn in Unterhosen die Tschelakowskygasse heruntergejagt, und der Herr hat gekreischt, wie wenn man einem Hund aufn Schwanz tritt, und in der Hawlitschekgasse is er in die Elektrische gesprungen, und den Hausmeister hat ein Polizist hopgenommen und sich mit ihm gerauft, und weil der Hausmeister in Unterhosen war und ihm alles aus ihnen herausgekrochen is, so hat man ihn wegen so einem Ärgernis in die Gemeindetruhe geworfen und ihn auf die Polizei gebracht, und er hat noch aus der Gemeindetruhe gebrüllt wie ein Stier: ›Ihr Halunken, ich wer euch zeigen, mir den Urin analysieren.‹ Er is sechs Monate |543| gesessen wegen öffentlicher Gewalttätigkeit und Wachebeleidigung und hat sich dann nach Verkündung des Urteils einer Beleidigung des Herrscherhauses schuldig gemacht, so sitzt er vielleicht noch heut, und darum sag ich, wenn man sich an jemanden rächen will, so trägts immer ein unschuldiger Mensch davon.«
    Baloun dachte inzwischen mühsam über etwas nach, bis er schließlich angsterfüllt fragte: »Bitte, Herr Rechnungsfeldwebel, Sie glauben also, daß wir wegen dem Krieg mit Italien kleinere Portionen fassen wern?«
    »Das is klar wie Schuhwichs«, antwortete Wanĕk.
    »Jesusmaria«, schrie Baloun, legte den Kopf in die Hände und saß still in seinem Winkel.
    Damit endete in diesem Waggon endgültig die Debatte über Italien.

    Im Stabswaggon wäre, da der berühmte Kriegstheoretiker Biegler nicht mehr zugegen war, das Gespräch über die durch das Eingreifen Italiens in den Krieg neu entstandene Kriegslage sicherlich recht langweilig gewesen, wenn Leutnant Dub von der dritten Kompanie

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