Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
Vom Netzwerk:
Löhnungsfassung auszuzahlen war. Was das Brot betrifft, werde die Mannschaft in Watian auf der Station je einen halben Wecken erhalten.
    Der Kommandant der Verpflegungsstation fürchtete sich nicht. Er sagte dem General geradewegs ins Gesicht, daß die Befehle jede Stunde geändert wurden. Bisweilen habe er Menage für die Transporte vorbereitet. Aber es kommt ein Sanitätszug, weist sich mit einem höheren Befehl aus, und, nichts zu machen, der Transport steht vor dem Problem leerer Kessel.
    |563| Der General nickte zustimmend mit dem Kopf und bemerkte, daß sich die Verhältnisse entschieden besserten, zu Beginn des Krieges sei es viel ärger gewesen. Es gehe nicht alles auf einmal, es erfordere entschieden Erfahrungen, Praxis. Theorie hemme eigentlich die Praxis. Je länger der Krieg dauere, desto mehr komme alles in Ordnung.
    »Ich kann Ihnen ein praktisches Beispiel geben«, sagte er, entzückt davon, daß ihm etwas Ausgezeichnetes eingefallen war: »Vor zwei Tagen haben die Transporte, die durch die Station Hatvan fuhren, kein Brot bekommen, und Sie werden es dort morgen fassen. Gehn wir jetzt in die Bahnhofsrestauration.«
    Im Bahnhofsrestaurant lenkte der Herr General das Gespräch abermals auf die Latrinen und fügte hinzu, wie häßlich es aussehe, wenn überall auf den Schienen Kakteen seien. Er aß dabei Beefsteak, und allen schien es, als wälze sich ein Kaktus in seinem Mund herum.
    Auf die Latrinen legte er so ein Gewicht, als hänge von ihnen der Sieg der Monarchie ab.
    In Anbetracht der neuen Lage in Bezug auf Italien erklärte er, daß gerade in den Latrinen unserer Armee der unleugbare Vorteil der italienischen Kampagne beruhe.
    Der Sieg Österreichs kroch aus der Latrine.
    Für den Herrn General war alles so einfach. Der Weg zum Kriegsruhm war laut Rezept: »Um sechs Uhr bekommen die Soldaten Gulasch mit Kartoffeln, um halb neun scheißt sich das Militär in der Latrine aus, und um neun Uhr wird schlafen gegangen. Vor so einem Heer flieht jeder Feind entsetzt.«
    Der Generalmajor wurde nachdenklich, zündete sich eine Operas an und schaute lange, lange auf den Plafond. Er dachte nach, was er noch sagen könnte, da er nun einmal hier war, und womit er die Offiziere des Marschbataillons belehren sollte.
    »Der Kern Ihres Bataillons ist gesund«, sagte er plötzlich, als alle erwarteten, daß er fortfahren werde, auf den Plafond zu schauen und zu schweigen, »Ihr Stand ist vollkommen in Ordnung. Der Mann, mit dem ich gesprochen habe, erweckt mit seiner Aufrichtigkeit und seiner militärischen Haltung die |564| beste Hoffnung in bezug auf das Ganze. Er wird gewiß bis zum letzten Blutstropfen kämpfen.«
    Er verstummte und schaute, auf die Lehne des Sessels gestützt, wieder auf den Plafond, dann sprach er in der gleichen Haltung weiter, wobei nur Leutnant Dub, dem Trieb seiner sklavischen Seele folgend, mit dem General auf den Plafond blickte: »Ihr Bataillon braucht aber, daß seine Taten nicht in Vergessenheit geraten. Die Bataillone Ihrer Brigade haben schon ihre Geschichte, die Ihr Bataillon fortsetzen muß. Und Ihnen fehlt gerade der Mann, der genaue Notizen macht und die Geschichte des Bataillons schreibt. Bei ihm müssen alle Fäden zusammenlaufen. Er muß wissen, was jede Kompanie des Bataillons vollbringt. Es muß ein intelligenter Mensch sein, kein Rindvieh, keine Kuh, Herr Hauptmann, Sie müssen im Bataillon einen Bataillonsgeschichtsschreiber ernennen.«
    Dann schaute er auf die Wanduhr, deren Zeiger die ganze schläfrige Gesellschaft daran erinnerte, daß es bereits Zeit sei, auseinanderzugehen.
    Der General hatte seinen Inspektionszug vor der Station und forderte die Herren auf, ihn in seinen Schlafwaggon zu begleiten.
    Der Bahnhofskommandant seufzte. Der General dachte nicht daran, sein Beefsteak und seine Flasche Wein zu begleichen. Der Kommandant mußte das wieder selbst bezahlen. Solche Besuche gab es täglich einige. Ihretwegen waren schon zwei Fuhren Heu draufgegangen, die er auf ein blindes Geleise hatte ziehen lassen und der Firma Löwenstein, Heereslieferant, verkauft hatte, genauso wie man ungemähtes Korn auf dem Felde verkauft. Das Ärar hatte diese zwei Waggons der Firma wieder abgekauft, aber er hatte sie sicherheitshalber stehnlassen. Vielleicht würde er sie der Firma Löwenstein wieder einmal weiterverkaufen müssen.
    Dafür sagten sämtliche Inspizierende, die diese Hauptstation in Pest passierten, daß man dort beim Bahnhofskommandanten gut trinke und esse.
    Am

Weitere Kostenlose Bücher