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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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angefressen und angetrunken, und am nächsten Tag is er uns anzeigen gegangen. Der Major Sojka hat fort in den Küchen herumgeschnüffelt, meiner Seel, glaubts mir, einmal hat er ausn Kessel das Fleisch für die ganze vierte Kompanie herausgezogen. Mitn Schweinskopf hats angefangen, von dem hat er gesagt, daß er nicht genug gekocht is, so hat er sich ihn noch ein Weilchen kochen lassen; es is wahr, man hat damals nicht viel Fleisch gekocht, auf die ganze Kompanie sind ungefähr zwölf alte ehrliche Portionen Fleisch gekommen, aber er hat alles aufgegessen, dann hat er die Suppe gekostet und Krawall geschlagen, daß sie wie Wasser is, was das für eine Ordnung is, Fleischsuppe ohne Fleisch, er hat Einbrenn hineingeben lassen und hat meine letzten Makkaroni hineingeworfen, was ich in der ganzen Zeit erspart hab. Aber das hat mich nicht so verdrossen wie das, daß auf diese Einbrenn zwei Kilo Teebutter draufgegangen sind, was ich noch in der Zeit abgespart hab, wos eine Offiziersmenage gegeben hat. Ich hab sie auf einem Regal überm Kavallett gehabt, er hat mich angebrüllt, wem das herich gehört. Ich hab ihm also gesagt, daß nachn Budget für die Verpflegung der Soldaten auf einen einzelnen Soldaten zum Zubessern fünfzehn Gramm Butter kommen oder einundzwanzig Gramm Fett und daß die Buttervorräte, weils nicht langt, so lang stehnbleiben, solang man der Mannschaft nicht die volle Waage Butter zubessern kann. Major Sojka hat sich sehr aufgeregt, hat zu schrein angefangen, daß ich wahrscheinlich wart, bis die Russen kommen und uns die letzten zwei Kilo Butter wegnehmen, daß |557| es gleich in die Suppe kommen muß, wenn die Suppe ohne Fleisch is. So bin ich um den ganzen Vorrat gekommen, und ihr könnts mir glauben, dieser Major hat mir, wie er sich nur gezeigt hat, lauter Pech gebracht. Er hat nach und nach so einen entwickelten Geruch gehabt, daß er gleich von allen meinen Vorräten gewußt hat. Einmal, wie ich an der Mannschaft Rindsleber abgespart hab und sie mir dünsten wollt, is er direkt unters Kavallett gekrochen und hat sie herausgezogen. Ich hab ihm auf sein Gebrüll gesagt, daß die Leber zum Eingraben bestimmt is, daß das vormittags von einem Hufschmied von der Artillerie festgestellt worden is, was einen Veterinärkurs hat. Der Major hat einen Gemeinen vom Train zusammengepackt, und dann ham sie sich mit dem Gemeinen oben unter den Felsen in einem Kessel die Leber gebraten, und das war auch sein Unglück. Denn die Russen ham das Feuer gesehn und auf den Major und auf den Kessel mit einem Achtzehner gefeuert. Dann sind wir hin schaun gegangen, und man hat nicht auseinander gekannt, ob sich auf den Felsen die Rindsleber wälzt oder die Leber vom Herrn Major …«

    Dann kam die Nachricht, daß man erst in vier Stunden abfahren werde. Die nach Hatvan führende Strecke sei mit Verwundetenzügen verstellt. Auf den Bahnhöfen verbreitete sich überdies das Gerücht, daß bei Jagr ein Sanitätszug mit Kranken und Verwundeten mit einem Artillerietransport zusammengestoßen sei.
    Aus Pest seien angeblich Hilfszüge abgefahren.
    Bald darauf arbeitete bereits die Phantasie des ganzen Bataillons. Man sprach von zweihundert Toten und Verwundeten, und es hieß, daß der Zusammenstoß absichtlich herbeigeführt worden sei, damit die Betrügereien bezüglich der Verpflegung der Kranken nicht an den Tag kämen.
    Das gab Anlaß zu einer scharfen Kritik an der unzureichenden Verpflegung des Bataillons und den Dieben in Kanzlei und Magazin.
    Die Mehrzahl war der Meinung, daß Bataillonsrechnungsfeldwebel Bautanzel alles zur Hälfte mit den Offizieren teile.
    |558| Im Stabswaggon verkündete Hauptmann Sagner, daß man der Marschroute nach eigentlich schon an der galizischen Grenze sein sollte. In Jagr hätte man bereits für drei Tage Brot und Konserven für die Mannschaft fassen sollen. Bis Jagr seien noch zehn Stunden Fahrt. In Jagr stünden tatsächlich so viele Züge mit Verwundeten von der Offensive bei Lemberg, daß dem Telegramm zufolge in Jagr weder ein Kommißbrot noch eine einzige Konserve vorhanden sei. Er habe Befehl erhalten, statt Brot und Konserven sechs Kronen und zweiundsiebzig Heller pro Mann auszuzahlen, die bei der Verteilung der Löhnung für neun Tage ausgezahlt werden sollten, das heißt, falls er bis dahin Geld von der Brigade erhalten werde. In der Kassa habe er nur etwas über zwölftausend Kronen.
    »Das ist aber eine Schweinerei vom Regiment«, sagte Oberleutnant Lukasch, »uns so miserabel

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