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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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gewendet sagte er, Schwejk mit dem Finger in den Bauch stoßend: »Notieren Sie sich: Diesen Mann bei Eintreffen an der Front unverzüglich befördern und bei nächster Gelegenheit für die Bronzene Medaille vorschlagen, für genaue Ausübung des Dienstes und Kenntnis … Sie wissen doch, was ich meine … Abtreten!«
    Der Generalmajor entfernte sich von der Latrine, während Leutnant Dub, damit der Generalmajor es hörte, laut die Befehle erteilte: »Erster Schwarm auf! Doppelreihen … Zweiter Schwarm …«
    Schwejk ging inzwischen hinaus, und als er an Leutnant Dub vorüberging, leistete er diesem zwar, wie sichs gebührt, die Ehrenbezeigung, aber Leutnant Dub sagte dennoch: »Herstellt«, und Schwejk mußte von neuem salutieren, wobei er abermals zu hören bekam: »Kennst du mich? Du kennst mich nicht! Du kennst mich nur von der guten Seite; bis du mich von der schlechten Seite kennenlernen wirst, werde ich dich zum Weinen bringen.«
    Schwejk ging schließlich zu seinem Waggon und dachte dabei: »Einmal, wie ich noch in Karolinenthal in der Kaserne war, war dort ein gewisser Lajtnant Chudawy, und der hats anders gesagt, wenn er sich aufgeregt hat: Jungens, merkts euch, wenn ihr mich seht, daß ich wie eine Sau auf euch bin |568| und daß ich diese Sau bleib, solang ihr bei der Kompanie sein werdet.‹«
    Als Schwejk am Stabswaggon vorüberging, rief ihm Oberleutnant Lukasch zu, er möge Baloun bestellen, er solle sich mit dem Kaffee beeilen und die Milchkonserve wieder hübsch zumachen, damit sie nicht verderbe. Baloun kochte nämlich auf einem kleinen Spirituskocher im Waggon bei Rechnungsfeldwebel Wanĕk für Oberleutnant Lukasch Kaffee. Als Schwejk es bestellte, merkte er, daß der ganze Waggon während seiner Abwesenheit angefangen hatte, Kaffee zu trinken.
    Die Kaffee- und Milchkonserve Oberleutnant Lukaschs war bereits halb leer, und Baloun, der aus seiner Schale Kaffee schlürfte, stocherte mit dem Löffel in der Milchkonserve herum, um sich den Kaffee noch zu verbessern.
    Der okkultistische Koch Jurajda und Rechnungsfeldwebel Wanĕk versicherten einander gegenseitig, man werde Herrn Oberleutnant Lukasch die Milch beim Eintreffen von Kaffee- und Milchkonserven ersetzen.
    Schwejk wurde ebenfalls Kaffee angeboten, aber er lehnte ab und sagte zu Baloun: »Grad is ein Befehl vom Armeestab gekommen, daß jeder Putzfleck, was seinem Offizier eine Milch- oder Kaffeekonserve veruntreut, unverzüglich binnen vierundzwanzig Stunden erhängt wern soll. Das soll ich dir vom Herrn Oberlajtnant ausrichten, und du sollst augenblicklich mitn Kaffee zu ihm kommen.«
    Der erschrockene Baloun riß dem Telegrafisten Chodounsky die Portion aus der Hand, die er ihm gerade vor einer Weile eingeschenkt hatte, wärmte sie noch ein wenig, goß konservierte Milch zu und sauste damit in den Stabswaggon.
    Mit herausgewälzten Augen reichte er Oberleutnant Lukasch den Kaffee, wobei ihm der Gedanke durch den Kopf fuhr, Oberleutnant Lukasch müsse ihm an den Augen ansehen, wie er mit seinen Konserven gewirtschaftet hatte.
    »Ich hab mich aufgehalten«, stotterte er, »weil ich sie nicht hab aufmachen können.«
    »Da hast du gewiß die Milchkonserve ausgegossen, was?« fragte Oberleutnant Lukasch, ein wenig Kaffee trinkend, »oder |569| hast sie mit Löffeln gefressen wie Suppe. Weißt du, was auf dich wartet?!«
    Baloun seufzte und jammerte: »Ich hab drei Kinder, melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant.«
    »Gib acht, Baloun, ich warne dich noch einmal vor deiner Gefräßigkeit. Hat dir Schwejk nichts gesagt?«
    »Binnen vierundzwanzig Stunden könnt ich aufgehängt werden«, antwortete Baloun, dessen ganzer Körper schlotterte, traurig.
    »Schlotter mir hier nicht herum, du Dummkopf«, sagte Oberleutnant Lukasch mit einem Lächeln, »und bessere dich. Schlag dir schon diese Gefräßigkeit aus dem Kopf und sag dem Schwejk, er soll sich irgendwo auf dem Bahnhof oder in der Umgebung nach etwas Gutem zum Essen umsehn. Gib ihm hier diesen Zehner. Dich schick ich nicht. Du wirst erst gehn, bis du schon zum Platzen angefressen sein wirst. Hast du mir nicht die Büchse Sardinen aufgefressen? Du sagst, daß nicht. Bring sie her und zeig mir sie!«
    Baloun bestellte Schwejk, daß ihm der Herr Oberleutnant einen Zehner schickte, damit Schwejk irgendwo auf dem Bahnhof etwas Gutes zum Essen auftreibe; dann zog er mit einem Seufzer aus dem Koffer des Oberleutnants eine Büchse Sardinen und trug sie beklommen zum Oberleutnant zur Revision.
    Der Arme

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