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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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Krieg erklärt hat. Wie ich jetzt draußen war, so spricht man Ihnen von nichts anderem.« Die Honvéds mit dem Zugführer entfernten sich, und zurück blieben |572| nur die Istwangatten, die fortwährend in den Waggon klettern wollten.
    »Wenn Sie noch einen Fünfer bei sich hätten, Herr Oberlajtnant, so könnten wir die Henne kaufen. Nämlich der Lump will für sie fünfzehn Gulden, aber da rechnet er sich schon einen Zehner für sein blaues Auge zu«, sagte Schwejk im Erzählerton, »aber ich denk, Herr Oberlajtnant, daß zehn Gulden für so ein blödes Auge zuviel is. Da hat man bei der ›Alten Frau‹ dem Drechsler Matĕj die ganze Kinnlade mit einem Ziegel samt sechs Zähnen für zwanzig Gulden herausgeschlagen, und damals hat das Geld noch einen größeren Wert gehabt wie jetzt. Sogar der Wohlschläger 3 hängt für vier Gulden.«
    »Komm her«, winkte Schwejk dem Mann mit dem verbeulten Auge und der Henne auf dem Arm, »und du, Alte, bleib dort.«
    Der Mann trat in den Waggon. »Er kann bißl deutsch«, bemerkte Schwejk, »und versteht alle Schimpfworte und kann auch selbst ziemlich gut deutsch schimpfen.«
    »Also zehn Gulden«, wandte er sich an den Mann, »fünf Gulden Henne, fünf Auge. Öt forint siehst du kikiriki, öt fo-rint kukuk, igen? Hier Stabswaggon, du Dieb. Gib Henne her!«
    Er steckte dem überraschten Mann zehn Gulden in die Hand, nahm ihm die Henne ab, drehte ihr den Hals um und schob ihn dann aus dem Waggon hinaus, wobei er freundschaftlich seine Hand ergriff und herzlich schüttelte. »Jo napot, baratom, adieu, kriech zu deiner Alten. Oder ich schmeiße dich heraus.«
    »Also sehn Sie, Herr Oberlajtnant, daß sich alles in Ordnung bringen läßt«, sagte Schwejk zu Oberleutnant Lukasch, »am besten is, wenn man alles ohne Schkandal, ohne große Faxen erledigt. Jetzt kochen wir Ihnen mit Baloun so eine Hühnersuppe, daß man sie bis in Siebenbürgen riechen wird.«
    Oberleutnant Lukasch hielt es nicht mehr aus; er schlug Schwejk die unglückselige Henne aus der Hand und schrie dann auf: »Wissen Sie, Schwejk, was ein Soldat verdient, der in Kriegszeiten die friedliche Bevölkerung plündert?«
    |573| »Den Ehrentod durch Pulver und Blei«, antwortete Schwejk feierlich.
    »Sie verdienen allerdings den Strick, Schwejk, denn Sie haben als erster angefangen zu plündern. Sie Lump, Sie, ich weiß wirklich nicht, wie ich Sie nennen soll, Sie haben Ihren Eid vergessen. Mir kann der Kopf zerspringen.«
    Schwejk schaute Oberleutnant Lukasch mit einem fragenden Blick an und sagte schnell: »Melde gehorsamst, daß ich meinen Eid nicht vergessen hab, den unser Kriegsvolk ablegen muß. Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, daß ich meinem erlauchtesten Fürsten und Herrn Franz Joseph I. feierlich geschworen hab, auch den Generalen Seiner Majestät treu und gehorsam zu sein und überhaupt allen meinen Vorgesetzten und Oberen zu gehorchen, sie zu achten und zu beschützen, ihre Anordnungen und Befehle in allen Dienstleistungen zu erfüllen, gegen jeden Feind, wer immer es auch sei und wo immer es der Wille Seiner kaiserlichen und königlichen Majestät erfordert, zu Wasser, unter Wasser, auf der Erde, in der Luft, bei Tag und bei Nacht, in Schlachten, Angriffen, Kämpfen und auch allen anderen Unternehmungen, überhaupt an jedem Ort …«
    Schwejk hob die Henne vom Boden auf und fuhr fort, während er Habt acht stand und Oberleutnant Lukasch in die Augen blickte, »zu jeder Zeit und bei jeder Gelegenheit tapfer und mutig zu kämpfen, meine Armee, Fahnen, Feldzeichen und Geschütze nie zu verlassen, mit dem Feind niemals das geringste Einverständnis zu pflegen, mich immer zu benehmen, wie es die Kriegsgesetze erfordern und wie es braven Soldaten ziemt, und auf diese Weise in Ehren zu leben und zu sterben, wozu mir Gott helfe. Amen. Und diese Henne hab ich, melde gehorsamst, nicht gestohlen, ich hab nicht geplündert und hab mich eingedenk meines Schwures anständig benommen.«
    »Wirst du die Henne loslassen, du Vieh«, brüllte ihn Oberleutnant Lukasch an, indem er Schwejk mit dem Schriftstück über die Hand schlug, in der dieser die tote Henne hielt, »schau dir diese Akten an. Siehst du, hier hast dus schwarz auf |574| weiß: Vorgeführt wird Infanterist Schwejk, Josef, nach seiner Angabe Ordonnanz, wegen Verbrechens des Plünderns … Und jetzt sag mir, du Marodeur, du Hyäne – nein, ich werde dich noch einmal erschlagen, erschlagen, verstehst du – sag mir, du diebischer Dummkopf, wie hast du

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