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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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immer eigentümlich war.
    Hauptmann Sagner war darob ganz verwirrt, und es dauerte geraume Zeit, bevor es ihm gelang, die alte Bäuerin fortzuschieben. |626| Das nützte jedoch nichts; statt ihrer kamen junge Kräfte, die sich wieder daranmachten, seine Hände abzuknutschen.
    Leutnant Cajthaml meldete jedoch in rein geschäftlichem Ton: »Dieser Kerl hat noch zwölf Schweine und wurde entsprechend dem letzten Divisionskommandobefehl Nummer 12 420, Verpflegungsreferat, ganz rechtmäßig bezahlt. Nach diesem Befehl, § 16, werden Schweine in vom Kriege nicht betroffenen Orten nicht teurer als zu zwei Kronen sechzehn Heller für ein Kilogramm Lebendgewicht gekauft; in vom Krieg betroffenen Orten sind auf ein Kilogramm Lebendgewicht sechsunddreißig Heller zuzugeben, also für ein Kilogramm zwei Kronen zweiundfünfzig Heller zu entrichten. Dazu die Bemerkung: Falls Fälle festgestellt wurden, wo im Kriegsgebiet die Schweinewirtschaft mit verschnittenen Schweinen, die zu Verpflegungszwecken der durchfahrenden Transporte verwendet werden können, intakt blieb, wird für das Schweinefleisch wie in den vom Krieg nicht betroffenen Gegenden eine besondere Zulage von zwölf Hellern auf ein Kilogramm Lebendgewicht bezahlt. Ist diese Lage nicht vollkommen klar, möge sofort an Ort und Stelle eine Kommission zusammengestellt werden, bestehend aus dem Interessenten, dem Kommandanten des durchfahrenden Militärtransportes und jenem Offizier oder Rechnungsfeldwebel (wenn es sich um eine kleinere Formation handelt), dem die Verpflegung anvertraut ist.«
    All das las Leutnant Cajthaml aus einer Kopie des Divisionskommandobefehls vor, den er ununterbrochen bei sich trug, wodurch er bereits beinahe auswendig wußte, daß die Bezahlung für ein Kilogramm Möhren im Kriegsgebiet auf fünfzehn bis dreißig Heller und für Karfiol 6 , der für die Offiziersmenageküchenabteilung im Kriegsgebiet bestimmt ist, auf eine Krone fünfundsiebzig Heller pro Kilogramm erhöht wird.
    Diejenigen, die das in Wien ausgearbeitet hatten, stellten sich das Kriegsgebiet als eine Gegend vor, in der es von Möhren und Karfiol wimmelte.
    Leutnant Cajthaml las das dem aufgeregten Bauer allerdings |627| in deutscher Sprache vor und fragte ihn dann, ob er es verstehe; als der Bauer den Kopf schüttelte, brüllte er ihn an: »Willst du also die Kommission?«
    Der Bauer verstand das Wort Kommission, deshalb nickte er mit dem Kopf. Während seine Schweine bereits geraume Zeit vorher zur Hinrichtung zu den Feldküchen geschleppt worden waren, umstanden ihn die der Requisitionsabteilung zugeteilten Soldaten mit aufgepflanzten Bajonetten; dann brach die Kommission auf, um in seinem Gehöft festzustellen, ob er zwei Kronen zweiundfünfzig Heller oder nur zwei Kronen achtundzwanzig Heller pro Kilogramm bekommen solle.
    Sie hatten noch nicht einmal den zur Gemeinde führenden Weg betreten, als von den Feldküchen her das dreifache Todesquietschen der Schweine ertönte. Der Bauer begriff, daß alles zu Ende sei, und rief verzweifelt: »Gebt mir für jede Sau zwei rheinische Gulden!«
    Die vier Soldaten umringten ihn enger, und die ganze Familie versperrte Hauptmann Sagner und Leutnant Cajthaml den Weg, indem sie in den Straßenstaub kniete. Die Mutter und zwei Töchter umschlangen die Knie der beiden und nannten sie Wohltäter, dann brachte der Bauer die Weiber zum Schweigen und befahl ihnen im ukrainischen Dialekt der ungarischen Russen aufzustehen; die Soldaten mögen nur die Schweine auffressen und an ihnen krepieren.
    So wurde also von der Kommission Abstand genommen, und weil der Bauer sich plötzlich auflehnte und mit den Fäusten drohte, versetzte ihm ein Soldat eins mit dem Kolben, der dröhnend an des Bauern Pelz abprallte, worauf sich die ganze Familie bekreuzigte und mit dem Vater die Flucht ergriff.
    Zehn Minuten später tat sich der Bataillonsfeldwebel in seinem Waggon mit Bataillonsordonnanz Matuschitz bereits an dem Schweinehirn gütlich, und während sie sich wacker stopften, sagte der Feldwebel giftig zu den Schreibern: »Das möchtet ihr fressen, was? Ja, Jungens, das is nur für die Chargen. Den Köchen die Nieren und die Leber, Hirn und Wellfleisch den Herren Rechnungsfeldwebeln, und den Schreibern nur doppelte Portionen vom Fleisch für die Mannschaft.«
    |628| Hauptmann Sagner hatte ebenfalls bereits einen Befehl betreffs der Offiziersküche erteilt: »Schweinefleisch auf Kümmel, das beste Fleisch aussuchen, nicht zu fett!«
    Und so geschah es, daß

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