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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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Marschbataillon des 75. Regiments (Militärchiffre G, 3.) handelt. Der Tolpatsch beim Brigadestab ist erstaunt über die Antwort, daß es sich um das 7. Marschbataillon des 91. Regiments handelt, und fragt an, wer den Befehl erteilt hat, auf der Militärstrecke von Stryj nach Munkacz zu fahren, während die Marschroute doch über den Lubkapaß nach Sanok in Galizien laute. Der Tolpatsch wundert sich ungemein, daß man vom Lubkapaß aus telegrafiert, und schickt die Chiffre: »Marsch route unverändert Lubkapaß–Sanok, wo weitere Befehle abzuwarten sind.«
    Nach der Rückkehr Hauptmann Sagners entwickelte sich im Stabswaggon eine Debatte über eine gewisse Kopflosigkeit, und man äußerte in bestimmten Anspielungen, daß die östliche Heeresgruppe vollständig ohne Kopf wäre, wenn es nicht die Reichsdeutschen gäbe.
    Leutnant Dub versuchte die Kopflosigkeit des österreichischen Stabs zu verteidigen und quatschte etwas davon, daß die Gegend von den kürzlich stattgefundenen Kämpfen ziemlich verwüstet worden sei und die Strecke noch nicht gebührend in Ordnung gebracht werden konnte.
    Alle Offiziere blickten ihn teilnahmsvoll an, als wollten sie sagen: Der Herr kann nicht für seine Blödheit. Da er keinen Einspruch fand, fuhr Leutnant Dub fort, über den wunderbaren Eindruck zu faseln, den diese zerfleischte Gegend auf ihn mache, da sie davon zeuge, wie eisern die Faust unserer Armee zu sein vermag. Wiederum antwortete ihm niemand, worauf er wiederholte: »Ja, gewiß, freilich, die Russen sind hier in vollständiger Panik zurückgewichen.«
    Hauptmann Sagner nimmt sich vor, Leutnant Dub bei der |631| nächsten Gelegenheit, bis die Lage in den Schützengräben im höchsten Maße gefährlich sein werde, als Offizierspatrouille auf Rekognoszierung zu den feindlichen Positionen hinter die Drahtverhaue hinauszuschicken, und flüstert Oberleutnant Lukasch aus dem Waggonfenster zu: »Diese Zivilisten war uns der Teufel schuldig. Je intelligenter so einer ist, ein um so größeres Rindvieh ist er.«
    Es scheint, daß Leutnant Dub überhaupt nicht aufhören wird zu sprechen. Er fährt fort, allen Offizieren zu erzählen, was er in der Zeitung über die Kämpfe in den Karpaten und über das Ringen um die Karpatenpässe während der österreichisch-deutschen Offensive am San gelesen hat.
    Er erzählt davon so, als hätte er nicht nur an diesen Kämpfen teilgenommen, sondern sogar alle Operationen selbst geleitet.
    Besonders widerwärtig wirken Sätze wie: »Dann sind wir auf Bukowsko marschiert, um die Linie Bukowsko–Dynow gesichert zu haben, immer in Fühlung mit der Gruppe von Bardijow bei Groß-Pollanka, wo wir die Samara-Division des Feindes zersprengten.«
    Oberleutnant Lukasch hielt es nicht mehr aus und bemerkte zu Leutnant Dub: »Wovon du wahrscheinlich schon vor dem Krieg mit deinem Bezirkshauptmann gesprochen hast.«
    Leutnant Dub schaute Oberleutnant Lukasch feindselig an und verließ den Waggon.
    Der Militärzug stand auf dem Damm, und unten, einige Meter unterhalb des Hangs, lagen verschiedene Gegenstände, die die fliehenden russischen Soldaten zurückgelassen hatten, als sie, wahrscheinlich durch den Graben des Bahndamms, zurückgewichen waren. Man sah hier verrostete Teekannen, Töpfe, Patronentaschen usw. Außerdem wälzten sich hier neben den verschiedensten Gegenständen Rollen von Stacheldraht und abermals jene blutigen Gazestreifen von Verbänden und Watte. Über dem Graben stand an einer Stelle eine Gruppe von Soldaten, und Leutnant Dub stellte sofort fest, daß sich Schwejk unter ihnen befand und ihnen etwas erzählte.
    Leutnant Dub ging also hin.
    |632| »Was ist hier los?« ließ sich seine strenge Stimme vernehmen, während er sich direkt vor Schwejk stellte.
    »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant«, antwortete Schwejk für alle, »daß wir schaun.«
    »Und worauf schaun Sie?« schrie Leutnant Dub ihn an.
    »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant, daß wir herunter in den Graben schaun.«
    »Und wer hat Ihnen dazu die Erlaubnis gegeben?«
    »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant, daß es der Wunsch unseres Herrn Oberst Schlager aus Bruck is. Wie er sich von uns verabschiedet hat, wie wir damals aufn Kriegsschauplatz abgefahren sind, so hat er in seiner Rede gesagt, daß wir uns, wenn wir durch einen verlassenen Kriegsschauplatz ziehn wern, alle alles gut anschaun solln, wie man gekämpft hat und was uns von Nutzen sein könnt. Und wir sehn hier jetzt, Herr Lajtnant, in dieser Mulde, was ein Soldat bei seiner

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