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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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diesen Burschen vom Major Wenzl, der sagt nicht anders von seinem Herrn als: ›Is das ein Stück von einem verfluchten, idiotischen Blödian‹, und der Putzfleck vom Oberst Schröder, der, wenn er von seinem Herrn gesprochen hat, hat er ihn nicht anders genannt als ›be pischtes Luder‹ und ›Gestank stinkender‹. Das hast du davon, weil das jeder Bursch von seinem Herrn lernt. Wenn der Herr nicht selbst schimpfen möcht, so möchts der Putzfleck nicht nach ihm wiederholn. In Budweis war zu meiner Dienstzeit ein Lajtnant Prochazka, der hat nicht viel aufgeheißen, der hat seinem Putzfleck nur gesagt: ›Du edle Kuh.‹ Einen andern Schimpfnamen hat der Putzfleck, ein gewisser Hibmann, nicht von ihm gehört. Er hat sichs so angewöhnt, der Hibmann, daß, |620| wie er in Zivil gekommen is, hat er dem Vater, der Mutter und den Schwestern gesagt: ›Du edle Kuh‹, und hats auch seiner Braut gesagt, die is mit ihm bös geworn und hat ihn auf Ehrenbeleidigung geklagt, weil ers ihr, ihrem Vater und ihrer Mutter gesagt hat, auf einer Tanzunterhaltung, ganz öffentlich. Und hats ihm nicht verziehn, und vor Gericht hat sie auch angegeben, daß, wenn er sie Kuh irgendwo abseits geschimpft hätt, daß sie sich vielleicht versöhnt hätt, aber so, daß es ein europäischer Schkandal is. Unter uns gesagt, Kunert, das hätte ich mir von deinem Lajtnant nie gedacht. Auf mich hat er schon damals, wie ich zum erstenmal mit ihm gesprochen hab, so einen sympathischen Eindruck gemacht wie eine Wurst, was frisch aus der Selchkammer gezogen is, und wie ich zum zweitenmal mit ihm gesprochen hab, is er mir sehr belesen und irgendwie so beseelt vorgekommen. – Woher bist du eigentlich? Direkt aus Budweis? Das laß ich mir gefallen, wenn jemand direkt von irgendwo is. – Und wo wohnst du dort? Unter den Lauben? Das ist gut, dort is wenigstens im Sommer Schatten. Hast du Familie? – Eine Frau und drei Kinder? – Da bist du glücklich, Kamerad, wenigstens wird dich jemand zu beweinen haben, wies mein Feldkurat Katz immer in der Predigt gesagt hat, und es is auch wahr, weil ich mal so eine Rede von einem Oberst an die Reservisten in Bruck gehört hab, was von dort nach Serbien gefahren sind, daß jeder Soldat, was zu Haus eine Familie hinterläßt und am Schlachtfeld fällt, daß er zwar alle Familienbande zerreißt – das heißt, er hats so gesagt: ›Wenn er eine Leiche is, eine Leiche der Familie is, sind die Familienbande zerrissen, aber er is ein Held, weil er sein Leben für eine größere Familie, fürs Vaterland geopfert hat.‹ Wohnst du im vierten Stock? – Im Mezzanin? – Da hast du recht, ich hab mich jetzt erinnert, daß dort, am Budweiser Ring, kein vierstöckiges Haus steht. Du gehst also schon? – Aha, dein Herr Offizier steht vorn Stabswaggon und schaut her. Wenn er dich also vielleicht fragt, ob ich vielleicht nicht auch von ihm gesprochen hab, so sag ihm ohne weiteres, daß ich von ihm gesprochen hab, und vergiß nicht, ihm zu sagen, wie hübsch ich von ihm gesprochen hab, ich hab selten so einen |621| Offizier getroffen, was sich so freundschaftlich und väterlich benehmen möcht wie er. Vergiß ihm nicht zu sagen, daß er mir sehr belesen vorkommt, und sag ihm auch, daß er sehr intelligent is. Sag ihm auch, daß ich dich ermahnt hab, daß du brav bist und ihm alles machst, was du ihm an den Augen absiehst. Merkst du dir das?«
    Schwejk kletterte in den Waggon, und Kunert mit dem Zwirn begab sich wieder in seine Höhle.
    Nach einer Viertelstunde fuhr man weiter nach Nagy-Czaba, an den abgebrannten Dörfern Brestow und Groß-Radwany vorbei. Man sah, daß es hier bereits ernst wurde.
    Die Berglehnen und Hänge der Karpaten waren von Schützengräben zerfurcht, die längs der Bahnstrecke mit neuen Schwellen von Tal zu Tal führten. Zu beiden Seiten befanden sich große, von Granaten gebildete Löcher. Irgendwo über dem nach Laborce fließenden Bach, dessen oberem Lauf die Bahn folgte, waren Brücken und die abgebrannten Balken alter Flußübergänge sichtbar.
    Das ganze Tal in Richtung Medzi Laborce war zerfurcht und aufgeworfen, als hätten hier Armeen riesenhafter Maulwürfe gearbeitet. Die Straße hinter dem Flüßchen war zerfurcht, zerschmettert, und daneben sah man zerstampfte Flächen, wo die Truppen vorwärtsrückten.
    Hinter Nagy-Czaba, auf einer alten, abgebrannten Kiefer, im Gewirr der Zweige, hing ein Stiefel irgendeines österreichischen Infanteristen mit einem Stück Schienbein drin.
    Man sah

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