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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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viel mit mir herum, gnä’ Frau«, sagte Schwejk freundlich, indem er dabei süß lächelte, »oder ich gib Ihnen eins übers Maul. Bei uns in der Plattnergasse hat man mal eine Madame so verdroschen, daß sie nix von sich gewußt hat. Nämlich ein Sohn hat dort seinen Vater gesucht, einen gewissen Wondratschek, was ein Geschäft mit Pneumatiks gehabt hat. Die Madame hat Chrowanowa geheißen, und wie man sie zu sich gebracht hat und auf der Rettungsstation gefragt hat, wie sie heißt, hat sie gesagt, daß so was mit ›Ch‹. Und wie is Ihr werter Name?«
    Die ehrenwerte Matrone begann fürchterlich zu brüllen, als Schwejk sie nach diesen Worten beiseite schob und ernsthaft über die Holzstiege zum ersten Stockwerk emporschritt.
    Unten erschien der Besitzer des Freudenhauses, ein verarmter polnischer Adeliger, der Schwejk die Stiege hinauf nachlief und ihn an der Bluse zu zerren begann, wobei er ihm auf deutsch zuschrie, daß dort hinauf Soldaten nicht dürften, oben sei es nur für die Herren Offiziere, für die Mannschaft sei es unten.
    Schwejk machte ihn darauf aufmerksam, daß er im Interesse der ganzen Armee hergekommen sei und einen Herrn Leutnant suche, ohne den die Armee nicht ins Feld rücken könne; und als der andere immer lästiger wurde, stieß ihn Schwejk die Treppe hinunter und setzte die Untersuchung der Räumlichkeiten fort. Er überzeugte sich, daß alle Zimmer leer waren, erst am Ende des Ganges ließ sich, nachdem er geklopft, nach der Klinke gegriffen und die Tür ein wenig geöffnet hatte, die |655| quietschende Stimme Ellys vernehmen: »Besetzt.« Und gleich darauf die tiefe Stimme Leutnant Dubs, der wohl glaubte, daß er sich noch in seinem Zimmer im Lager befände: »Herein!«
    Schwejk trat ein, näherte sich dem Diwan, und während er Leutnant Dub die Kopie auf dem abgerissenen Blatt des Notizblockes überreichte, meldete er, verstohlen auf die in der Ecke des Bettes verstreuten Teile der Uniform blickend: »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant, Sie solln sich anziehn und sich gleich nach diesem Befehl, was ich Ihnen überbring, in unserer Kaserne im Gymnasium einfinden, wir ham dort nämlich eine große militärische Beratung!«
    Leutnant Dub wälzte die Augen mit den kleinen Pupillen auf ihn heraus, dann besann er sich, daß er doch nicht so besoffen war, um Schwejk nicht zu erkennen. Es fiel ihm sofort ein, daß man ihm Schwejk wohl zum Rapport schicke, und deshalb sagte er: »Gleich werde ich mit dir abrechnen Schwejk. Du wirst – sehn – wies – mit – dir ausfallen – wird …
    Kunert«, rief er Elly zu, »gieß – mir – noch – eins – ein!«
    Er trank, und während er den schriftlichen Befehl zerriß, lachte er. »Das ist – eine Entschuldigung? Bei – uns – gelten – keine Entschuldigungen. Wir sind – im Krieg – und nicht – in der – Schule. Hat man – dich – also – im Bordell – erwischt? Komm – näher – zu – mir – Schwejk – ich – geb – dir ein paar – Ohrfeigen. – In – welchem Jahr – Philipp – von – Mazedonien – die Römer – geschlagen – hat, das – weißt – du nicht – du Ochs.«
    »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant«, fuhr Schwejk unerbittlich fort, »allerhöchster Brigadekommandobefehl, die Herren Offiziere solln sich anziehen und zur Bataillonsbesprechung kommen; wir brechen nämlich auf, und erst jetzt wird sichs entscheiden, welche Kompanie Vorhut, Seitenhut oder Nachhut sein wird. Grad jetzt wird man darüber entscheiden, und ich denk, Herr Lajtnant, daß Sie auch was hineinzureden ham.«
    Diese diplomatische Rede brachte Leutnant Dub ein wenig zur Besinnung; er begann allmählich zu erkennen, daß er sich doch nicht in der Kaserne befände, aber aus Vorsicht fragte er noch: »Wo bin ich?«
    |656| »Herr Lajtnant belieben im Bordell zu sein. Gottes Wege sind verschieden.«
    Leutnant Dub seufzte tief auf, kletterte vom Diwan herunter und fing an, seine Uniform zu suchen, wobei ihm Schwejk behilflich war; als er endlich angekleidet war, gingen beide hinaus, aber gleich darauf kehrte Schwejk zurück, und ohne Elly zu beachten, die, seiner Rückkehr eine ganz andere Bedeutung beimessend, aus unglücklicher Liebe gleich wieder ins Bett kroch, trank er schnell aus der Flasche den Rest des Wacholderschnapses aus und ging wieder dem Leutnant nach.
    Auf der Straße stieg Leutnant Dub wieder alles zu Kopf, denn es war sehr schwül. Er erzählte Schwejk allerhand zusammenhanglosen Unsinn. Er sprach davon, daß er zu Hause eine

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