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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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begrüßen, wie ichs von Indien gelesen hab, wo sich die Untertanen von irgendeinem Herrscher von dem Elefant ham zertreten lassen.«
    »Was reden Sie da, Schwejk?« rief ihm Oberleutnant Lukasch vom Pferde herab zu.
    »Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, daß ich den Elefanten mein, was auf seinem Rücken den Herrscher getragen hat, von dem ich gelesen hab.«
    »Das muß man Ihnen lassen, Schwejk, daß Sie alles richtig erklären können«, sagte Oberleutnant Lukasch und ritt nach vorn. Dort riß die Marschkolonne bereits entzwei, der ungewohnte Marsch nach der Rast im Eisenbahnzug und die volle, komplette Ausrüstung bewirkten, daß allen die Arme zu schmerzen begannen und jeder sichs so bequem machte, wie er konnte. Man hing das Gewehr von einer Seite auf die andere, die Mehrzahl trug es nicht mehr geschultert, sondern über den Rücken geworfen wie einen Rechen oder eine Heugabel. Manche dachten, daß es bequemer sei, durch den Graben oder über den Rain zu gehen, wo der Boden unter den Füßen denn doch weicher schien als auf der verstaubten Landstraße.
    Die Mehrzahl schritt mit zu Boden gesenktem Kopf und alle litten großen Durst, denn obwohl die Sonne bereits unterging, herrschte dennoch eine solche Schwüle und Hitze wie am Mittag, und keiner hatte auch nur noch einen Tropfen Wasser in der Feldflasche. Es war der erste Marschtag, und diese ungewohnte Situation, gleichsam eine Stufe zu größeren und größeren Leiden, machte alle immer schwächer und matter. Sie hörten auf zu singen und schätzten gegenseitig untereinander ab, wie weit es wohl nach Turowa-Wolska sein mochte, wo ihrer Meinung nach übernachtet werden sollte. Manche setzten sich für ein Weilchen in den Graben, und damit man ihnen die Müdigkeit nicht anmerke, schnürten sie sich die Schuhe auf und erweckten auf den ersten Blick den Eindruck von Leuten, deren Fußlappen schlecht zusammengelegt sind und die sich bemühen, sie so zu richten, daß sie auf dem weitern Marsch nicht drücken. Andere wiederum verlängerten oder verkürzten den Gewehrriemen |664| oder öffneten den Rucksack und schichteten die darin untergebrachten Gegenstände um, wobei sie sich selbst einredeten, daß sie dies aus Rücksicht auf eine richtige Verteilung der Belastung tun, damit die Rucksackriemen nicht die eine oder die andere Schulter herabzögen. Als sich ihnen Oberleutnant Lukasch der Reihe nach näherte, standen sie auf und meldeten, daß sie etwas drücke oder sonst etwas behindere, sofern sie nicht von den Kadetten oder Zugführern schon vorher, sobald diese aus der Ferne das Pferd des Oberleutnants Lukasch bemerkten, vorwärtsgetrieben wurden.
    Wenn Oberleutnant Lukasch vorüberritt, forderte er sie ganz freundlich auf, sich zu erheben, nach Turowa-Wolska wären es nur noch drei Kilometer, und dort werde man rasten.
    Inzwischen kam Leutnant Dub durch das unaufhörliche Rütteln auf dem zweirädrigen Sanitätswagen zur Besinnung. Er kam zwar nicht vollständig zu sich, aber er konnte sich bereits erheben und aus dem Wagen beugen und die Leute vom Kompaniestab rufen, die sich unbeschwert ringsumher bewegten, denn alle, angefangen von Baloun und endend mit Chodounsky, hatten ihre Rucksäcke in dem Wagen untergebracht. Nur Schwejk schritt mutig vorwärts, den Rucksack auf dem Rücken, das Gewehr nach Dragonerart auf dem Riemen über der Brust; er rauchte seine Pfeife und sang beim Marsche:
    Als wir nach Jaromĕř zogen,
    glaubt man auch, es sei erlogen,
    kamen wir so ungefähr grad zum Nachtmahl hin.
    Mehr als fünfhundert Schritte vor Leutnant Dub erhoben sich auf der Straße Staubwirbel, aus denen die Gestalten von Soldaten auftauchten. Leutnant Dub, dessen Begeisterung wieder zurückgekehrt war, neigte den Kopf aus dem Wagen und fing an, in den Straßenstaub zu brüllen: »Soldaten! Eure erhabene Aufgabe ist schwer; beschwerliche Märsche, vielfacher Mangel an allem und Strapazen aller Art heben für euch an. Aber ich vertraue vollkommen auf eure Ausdauer und euren festen Willen.«
    |665| »Und Ochsen brüllen«, dichtete Schwejk hinzu.
    Leutnant Dub fuhr fort: »Für euch, Soldaten, ist kein Hindernis zu groß, daß ihr es nicht überwinden könntet. Noch einmal, Soldaten, wiederhole ich euch: Ich führe euch zu keinem leichten Sieg. Es wird eine harte Nuß für euch sein, aber ihr werdets leisten! Euch wird die Geschichte seligsprechen.«
    »Und wer dir zuhört, kann brechen«, dichtete Schwejk abermals hinzu.
    Und als hätte Leutnant Dub dies gehört,

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