Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
Vom Netzwerk:
du verziehen,
    Halfst dem Sünder aus den Mühen,
    Laß auch mir die Hoffnung glühen.
    Hierauf wurde von Rechnungsfeldwebel Wanĕk festgestellt, daß die famose Kuh noch zwei Stunden in der Offiziersküche kochen müsse, daß an ein Beefsteak nicht zu denken sei und daß man statt Beefsteak Gulasch machen werde.
    Man kam überein, daß die Mannschaft schlafen könne, bevor zur Menage geblasen werden sollte, denn das Nachtmahl werde ohnehin erst gegen früh fertig sein.
    Rechnungsfeldwebel Wanĕk schleppte von irgendwoher ein Bündel Heu herbei, bettete es im Speisezimmer der Pfarre unter sich, zwirbelte nervös den Schnurrbart und sagte leise zu Oberleutnant Lukasch, der über ihm auf einem alten Kanapee ausruhte: »Glauben Sie mir, Herr Oberleutnant, daß ich im Krieg so eine Kuh noch nicht gefressen hab …«
    In der Küche saß vor dem angezündeten Lichtstumpf einer Kirchenkerze Telefonist Chodounsky und schrieb Briefe in Vorrat nach Hause, um sich nicht anstrengen zu müssen, wenn sie endlich eine bestimmte Feldpostnummer haben würden. Er schrieb:

    Liebes und teures Weib, teuerste Božena! Es ist Nacht, und ich denke unaufhörlich an Dich, mein Gold, und sehe Dich, wie Du an mich denkst, wenn Du auf das leere Bett neben Dir blickst. Du mußt mir verzeihen, daß mir dabei allerhand in den Sinn kommt. Du weißt gut, daß ich bereits seit Kriegsbeginn im Felde stehe und daß ich schon allerhand von meinen Kameraden |686| gehört habe, die verwundet wurden, Urlaub erhielten und die, wenn sie nach Hause kamen, sich lieber unter der Erde gesehen hätten, als die Gewißheit zu haben, daß irgendein Lausbub ihrer Frau nachstellt. Es ist für mich schmerzlich, wenn ich Dir das schreiben muß, teure Božena. Ich würde es Dir gar nicht schreiben, aber Du weißt selbst gut, daß Du mir gestanden hast, daß ich nicht der erste bin, der eine ernste Bekanntschaft mit Dir gehabt hat, und daß Dich vor mir schon der Herr Kraus aus der Niklasstraße gehabt hat. Wenn ich mich jetzt in dieser Nacht daran erinnere, daß dieser Krüppel in meiner Abwesenheit noch irgendwelche Ansprüche auf Dich erheben könnte, so denke ich mir, teure Božena, daß ich ihn auf der Stelle erwürgen möchte. Lange habe ichs getragen, aber wenn ich bedenke, daß er Dir wieder nachlaufen könnte, so krampft sich mir das Herz zusammen, und ich mache Dich nur auf eines aufmerksam, daß ich neben mir keine Sau dulde, die mit jedermann herumhuren möchte und meinem Namen Schande macht. Verzeih mir, teure Božena, meine schroffen Worte, aber gib Dir acht, damit ich nichts Schlechtes von Dir erfahre. Sonst wäre ich gezwungen, euch beide auszuweiden, denn ich bin schon zu allem entschlossen, auch wenn es mich das Leben kosten sollte. Tausendmal küßt Dich und grüßt Vater und Mutter
    Dein Tonousch.

    P. S. Vergiß nicht, daß ich Dir meinen Namen gegeben habe.

    Ein anderer Brief in Vorrat:

    Meine allerliebste Božena!
    Wenn Du diese Zeilen erhalten wirst, so wisse, daß wir eine große Schlacht hinter uns haben, in der sich das Kriegsglück auf unsere Seite geneigt hat. Unter anderem haben wir zehn feindliche Aeroplane heruntergeschossen samt einem General mit einer großen Warze auf der Nase. Mitten im Toben der Schlacht, als über uns Schrapnells explodierten, habe ich an Dich gedacht, teure Božena, was Du wohl machst, wie es Dir |687| geht und was es zu Hause Neues gibt. Immer denke ich dabei daran, wie wir zusammen im Bräuhaus beim ›Tomasch‹ waren und wie Du mich nach Hause geführt hast und wie Dir am nächsten Tag die Hand weh getan hat vor Anstrengung. Jetzt rücken wir wieder vor, so daß mir nicht mehr Zeit bleibt, den Brief fortzusetzen. Ich hoffe, daß Du mir treu geblieben bist, weil Du gut weißt, daß ich in dieser Hinsicht nicht mit mir spaßen lasse. Aber es ist bereits Zeit zum Aufbruch! Ich küsse Dich tausendmal, teure Božena, und hoffe, daß alles gut ausfallen wird.
    Dein aufrichtiger Tonousch.

    Telefonist Chodounsky ließ den Kopf auf die Zeilen sinken und schlummerte über dem Tisch ein.
    Der Pfarrer, der nicht schlief und unaufhörlich in der Pfarre umherging, öffnete die Küchentür und blies aus Sparsamkeit den niederbrennenden Lichtstumpf der Kirchenkerze neben Chodounsky aus.
    Im Speisezimmer schlief niemand außer Leutnant Dub. Rechnungsfeldwebel Wanĕk studierte sorgfältig einen neuen Erlaß über die Verproviantierung der Truppen, den er in Sanok auf der Brigadekanzlei erhalten hatte, und stellte fest, daß man

Weitere Kostenlose Bücher