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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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ausgetrunken hatte, gab er es sofort wieder von sich.
    »Über wen – über was lachen Sie?« schrie er aus dem Karren. »Ich werde euch lehren, spielt euch nicht mit mir, ihr werdet mich kennenlernen!«
    |692| Oberleutnant Lukasch saß zu Pferd, und Schwejk, der ihm Gesellschaft leistete, schritt so scharf aus, als könne er den Augenblick nicht erwarten, in dem er mit dem Feind zusammenstoßen werde. Dabei erzählte er: »Ham Sie sich achtgegeben, Herr Oberlajtnant, daß manche von unsern Leuten wirklich sind wie die Fliegen? Sie ham nicht mal dreißig Kilo am Buckel, und schon können sies nicht aushalten. Man sollt ihnen Vorträge halten, wie sie uns der selige Herr Oberlajtnant Buchanek gehalten hat, was sich wegen der Kaution erschossen hat, was er sich zum Heiraten von seinem künftigen Schwiegervater hat auszahln lassen und mit fremden Huren verputzt hat. Dann hat er sich wieder die zweite Kaution von seinem zweiten zukünftigen Schwiegervater genommen, und mit der hat er schon besser gewirtschaftet, die hat er langsam in Karten verspielt, und die Mäderln hat er dabei links liegengelassen. Es hat ihm nicht lang gelangt, so daß er hat zum dritten zukünftigen Schwiegervater von wegen der Kaution greifen müssen. Von dieser dritten Kaution hat er sich ein Pferd gekauft, einen arabischen Hengst, einen nicht reinrassigen …« Oberleutnant Lukasch sprang vom Pferd.
    »Schwejk«, sagte er mit drohender Stimme, »wenn Sie noch von der vierten Kaution sprechen werden, so werf ich Sie in den Graben.«
    Er saß wieder auf, und Schwejk fuhr ernsthaft fort: »Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, daß von einer vierten Kaution nicht die Rede sein kann, weil er hat sich nach der dritten Kaution erschossen.«
    »Endlich«, sagte Oberleutnant Lukasch.
    »Damit wir also nicht vergessen, wovon wir geredet ham«, fuhr Schwejk fort, »solche Vorträge, was uns immer der Herr Oberlajtnant Buchanek gehalten hat, wenn die Soldaten schon am Marsch hingefalln sind, sollt man meiner bescheidenen Ansicht nach der ganzen Mannschaft halten, so wie ers gemacht hat. Er hat Rast gemacht, hat uns alle um sich gesammelt wie Küken um die Henne und hat angefangen, uns zu erklären: ›Ihr Kerle, ihr könnts euch überhaupt nicht schätzen, daß ihr auf der Erdkugel marschiert, weil ihr so eine ungebildete |693| Bande seid, daß es zum Kotzen is, wenn man euch anschaut, euch sollt man so auf der Sonne marschieren lassen, wo ein Mensch, was auf unserem elenden Planeten sechzig Kilo wiegt, über siebzehnhundert Kilogramm wiegt, da möchtet ihr krepieren. Da möcht sichs euch marschieren, wenn ihr im Tornister über zweihundertachtzig Kilogramm hättet, ungefähr drei Meterzentner, und das Gewehr zweieinhalb Meterzentner schwer wär. Da möchtet ihr ächzen und die Zungen herausstecken wie abgehetzte Hunde.‹ Da war Ihnen dort unter uns ein unglücklicher Lehrer, der hat sich unterstanden, sich auch zum Wort zu melden: ›Mit Verlaub, Herr Oberlajtnant, aufn Mond wiegt ein Sechzigkilomensch nur dreizehn Kilogramm. Am Mond möcht sichs uns besser marschieren, weil unser Tornister dort nur vier Kilogramm wiegen möcht. Am Mond möchten wir schweben und nicht marschieren!‹ – ›Das ist schrecklich‹, sagte drauf der selige Herr Oberlajtnant Buchanek, ›du hast, mir scheint, Lust auf einen Watschen, du miserabler Kerl du, sei froh, daß ich dir nur einen gewöhnlichen irdischen Watschen geb; wenn ich dir so einen vom Mond geben möcht, so möchtest du bei deiner Leichtigkeit bis irgendwohin in die Alpen fliegen und möchtest an ihnen klebenbleiben. Wenn ich dir die Schwere von der Sonne geben möcht, so tät sich die Montur an dir in Brei verwandeln, und der Kopf möcht dir bis irgendwohin nach Afrika wegfliegen.‹ Er hat ihm also einen gewöhnlichen irdischen Watschen gegeben, der vorlaute Kerl hat zu weinen angefangen, und wir sind weitermarschiert. Den ganzen Weg am Marsch hat er geflennt und hat Ihnen, Herr Oberlajtnant, von so was wie menschlicher Würde gesprochen, daß man mit ihm umgeht wie mit einem Tier. Dann hat ihn der Herr Oberlajtnant zum Rapport geschickt, man hat ihn auf vierzehn Tage eingesperrt, und er hat noch sechs Wochen zu Ende dienen solln, aber er hat nicht zu Ende gedient, weil er Bruch gehabt hat, und man hat ihn gezwungen, daß er in der Kaserne aufn Reck turnt; und er hats nicht ausgehalten und is als Simulant im Spital gestorben.«
    »Es ist wirklich merkwürdig, Schwejk«, sagte Oberleutnant Lukasch, »daß

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