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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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hat sich drauf berufen, daß sie unzurechnungsfähig is. Sie is auch von den Gerichtsärzten untersucht worn, und die ham ihr das Gutachten gegeben, daß sie zwar blöd is, aber daß sie jeden beliebigen Staatsdienst versehn kann.«
    Oberleutnant Lukasch rief: »Jesusmaria«, wobei er noch hinzufügte: »Ich möcht Ihnen was sagen, Schwejk, aber ich will mir nicht das Nachtmahl verderben«, worauf Schwejk erwiderte: »Ich hab Ihnen doch gesagt, Herr Oberlajtnant, das, was ich Ihnen erzähln wer, is schrecklich blöd.«
    Oberleutnant Lukasch winkte nur mit der Hand und sagte: »Von Ihnen kann man auch schon was Gescheites hören!«
    |690| »Jeder kann nicht gescheit sein, Herr Oberlajtnant«, sagte Schwejk überzeugend, »die Dummen müssen eine Ausnahme machen, weil, wenn jeder gescheit wäre, so wär auf der Welt so viel Verstand, daß jeder zweite Mensch davon ganz blöd wär. Wenn zum Beispiel, melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, jeder die Naturgesetze kennen möcht und sich die himmlischen Entfernungen ausrechnen könnt, so möcht er nur seine Umgebung belästigen, so wie ein gewisser Tschapek, was ins Wirtshaus zum ›Kelch‹ gegangen is und in der Nacht immer ausn Ausschank auf die Gasse herausgegangen is und am bestirnten Himmel herumgeschaut hat, und wie er zurückgekommen is, von einem zum andern gegangen is und gesagt hat: ›Heute scheint der Jupiter herrlich, du weißt gar nicht, Kerl, was du überm Kopf hast. Das sind Entfernungen; wenn man dich aus einer Kanone schießen möcht, du Lump, möchtest du mit der Geschwindigkeit einer Kanonenkugel Millionen und Millionen Jahre hin brauchen.‹ Er war dabei so ordinär, daß er dann gewöhnlich selbst ausn Wirtshaus herausgeflogen is mit der gewöhnlichen Geschwindigkeit einer Elektrischen, ungefähr zehn Kilometer in der Stunde, Herr Oberlajtnant. – Oder hamr zum Beispiel, Herr Oberlajtnant, die Ameisen …«
    Oberleutnant Lukasch richtete sich auf dem Kanapee auf und faltete die Hände. »Ich muß mich über mich selbst wundern, daß ich mich immer mit Ihnen unterhalte, Schwejk, ich kenn Sie doch schon so lange …«
    Schwejk nickte dazu beifällig mit dem Kopf. »Das is Gewohnheit, Herr Oberlajtnant, das kommt davon, daß wir uns zusamm schon lange kennen und daß wir schon hübsch viel zusamm erlebt ham. Wir ham schon was zusamm durchgemacht, und immer sind wir dazugekommen wie ein blindes Huhn zu einem Korn. Das is Schicksal, melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant. Was seine Majestät der Kaiser lenkt, lenkt er gut, er hat uns zusammengegeben, und ich wünsch mir auch nichts, als daß ich Ihnen einmal recht nützlich sein möcht. – Ham Sie nicht Hunger, Herr Oberlajtnant?«
    Oberleutnant Lukasch, der sich inzwischen wieder auf das alte Kanapee gestreckt hatte, sagte, daß die letzte Frage Schwejks |691| die beste Lösung der peinlichen Unterhaltung sei, er möge nachfragen gehen, was mit der Menage los sei. Es werde entschieden besser sein, wenn Schwejk ein wenig hinausgehen und ihn verlassen werde, denn die Blödsinne, die man von Schwejk zu hören bekomme, seien ermüdender als der ganze Marsch von Sanok. Er möchte gern ein wenig schlafen, könne aber nicht.
    »Das machen die Wanzen, Herr Oberlajtnant. Es is schon ein alter Aberglaube, daß die Pfarrer Wanzen gebären. Nirgends finden Sie so viel Wanzen wie in Pfarren. In der Pfarre in Oberstadeln hat der Pfarrer Zamastil sogar ein ganzes Buch über Wanzen geschrieben, sie sind sogar bei der Predigt auf ihm herumgekrochen.«
    »Also, was hab ich gesagt, Schwejk, werden Sie in die Küche gehn oder nicht?«
    Schwejk ging, und wie ein Schatten trat Baloun hinter ihm auf den Fußspitzen aus dem Winkel …

    Als sie früh aus Liskowiec nach Starasól und Sambor aufbrachen, führten sie in der Feldküche die unglückliche Kuh mit, die noch immer nicht gekocht war. Man war übereingekommen, daß man sie unterwegs kochen und aufessen werde, bis man auf halbem Wege zwischen Liskowiec und Starasól rasten werde.
    Vor Aufbruch kochte man für die Mannschaft schwarzen Kaffee.
    Leutnant Dub wurde wieder auf einem Sanitätskarren befördert, denn nach dem gestrigen Tag war ihm noch schlechter. Am meisten litt darunter sein Bursch, der unaufhörlich neben dem Karren laufen mußte und dem Leutnant Dub fortwährend zurief, daß er sich gestern überhaupt nicht um seinen Herrn gekümmert habe, an Ort und Stelle würde er schon mit ihm abrechnen. Jede Weile verlangte er, man möge ihm Wasser reichen, und sobald er es

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